Rising Mack‘

Sprich: Reising Mack‘ (= Texas-Deutsch – bzw. Denglish –  für „wachsende Macke“)

Mancher leistet sich im Alter eine echte Gibson Les Paul, oder einen schweineteuren Rickenbacker-Bass, nur um dann auf’m heimischen Sofa halbstundenweise „dumm-di-dumm, dumm-di-dumm“ herumzudilettieren.

Tja, aber was machste, wenn de weißt, dass es mit dem Akkordeon – wayback in the early 70s; zwischen 11 und 13 – eine Plage war? Einhändig gings zwar wunderbar, nahmste aber die zweite Hand dazu – entstand ungeplanter Freejazz.

Von 7-11 zuvor war Flötenunterricht; leidlich erfolgreich – aber completely ooncool. Damals. Nich‘ mehr mit 60, Honey! Das tröstet. Aber Blockflöte gilt es zu vermeiden. Die klingt immer nach Aula-Abend. Blieben noch diese mythischen Prärie-Klänge! Würdeste dir die zutraun? Langsam keimt ein Gedanke, der Weihnachten 2020 reif wird. Denn:

Die Indianer lassen dich nicht los. Save your childhood vor dem Zeitgeist!

Gojko-Filme. Welskopf-Henrich-Bücher. Dann Pierre Brice. Dann Karl May in Buchform…

DDR-Fernsehen und NBI: Russell Means at Wounded Knee 1973! Die gibt es noch in echt! Mit M-Pi‘s! Hans Beimler goes Little Big Horn! Für 13jährige is’das was!

(Berechtigte Anliegen, vermischt mit wirrem Weltbild – undank Bildungsnotstand in den Reservaten, wie man heute weiß, wenn man es wissen will, soll hier heute aber nicht Thema werden.)

Hundert Jahre Custerschlacht hinterließen Spuren „We are all wounded! At Wounded Knee!“ Redbone. One-Hit-Wonder. Wie auch der von Paul Revere and the Raiders.

Schließlich geraten doch noch Soundtrackschnipsel der Kino-Abenteuer der Kinderzeit aufs Band. Jahre vergehen. Stingls „Sasacus bis Geronimo“ wird gelesen. Eva Lips Völkerkundeband „Sie alle heißen Indianer“. Sogar Dee Browns „Begrabt mein Herz an der Biegung des Flusses“ erscheint in Kleinstauflage. Die DDR verblüfft mit einer Karl-May-Renaissance.

Robbie Robertson outet sich, Indianer zu sein, Rita Coolidge zur Hälfte!

„I don’t believe it’s all for nothing. It’s not just written in the sand. Come down Gabriel, blow your Horn: Sometimes we will meet again.“

… somewhere down the crazy river…

Nach-Wende-Zeiten: Bludgeon Jr. hat Kinderfasching: Kostümwahl? Was für ne Kostümwahl?!

Denn was guckt er da wohl dauernd mit Papa auf VHS? Toka-ihto saß praktisch immer mit auf dem Sofa.

1994 herum ein CD-Beifang vom Wühltisch. Das Coverfoto schrie: Kauf mich! Namenloses Ensemble. Mythische Klänge; für europäische Ohren mit Synthie-Flächen untermalt. Passt schon.

2013/14 herum bekomme ich den Tipp, dass es da einen Douglas Spotted Eagle gibt. Zwei CDs flattern herein und sind gut. Erleben mehrfache Rotationsphasen. Auch im Auto. Tochter und Freundin treibts in den Wahnsinn: „Nich‘ dein Ernst? Wie lange geht’n das?“ Sie fangen an, Schlager- Kram auf die Melodie zu singen: „Du hast mich tausend Mal belogen…“,„…eine Ewigkeit mitten im Paradies…“. Bludgeon dreht lauter und singt die „Heyjajah, heyjajah“-Stellen mit. Der Kampf endet unentschieden.

2018 die Bekanntschaft mit Brulé…

Inzwischen erreiche ich das komische Alter. Nun habe ich die Les Paul- bzw. Rickenbacker-Reife…

Was tun?

Vier Wochen vor Weihnachten erreicht ein Paket Bludgeon-House.

mde

Im Internet habe ich eine deutsche Firma entdeckt, die originale High Spirit Instrumente vertreibt.

Handmade Products! Made in USA. Ob wirklich von Indianern, sei dahingestellt. Eventuell reitet einer regelmäßig an der Werkstatt vorbei, um ihr the Oridginäll Credibility zu geben. Man weiß es nicht.

Es darf nicht geöffnet werden, weil es als Weihnachtsgeschenk gilt, denn die Long-Distance-Lebensdauergefährtin hat „gelbes Metall“ beigesteuert zum Erwerb des Inhalts.

Gestern nun Bescherung. The Expensive Case darf geöffnet werden:

Ist es eine echte Büffelwurst aus der Pine Ridge Reservation?

dav

Nein. Ausgewickelt wurde – meine erste Dakota-Flute. Tonlage G.

Warmer, tiefergelegter  Schwebesound. Aber noch nicht Bass!

Red Tail Hawk Ausführung. Passt ja zu Brändenbörg.

Nach 5 Minuten konnte ich the Main-Theme-Intro of the Good, the Bad and the Ugly. Das Ding spielt sich von selbst.

Aber nur die eine paar-Sekunden-Nummer immer wieder, wär ja öde! Dazu hab ich zu wenig Indianerblut in mir.

Spiel punktierte ganze Noten! Fang tief an! Drei Töne reichen und der Weißkopfadler hebt ab…

mde

Du improvisierst, ohne Misstöne. Nach jeder Tonschleife wird‘s einfallsreicher, wie von selbst…

Peace in the (Dead) Valley… Wüste wird zu Prärie… Bodenwellen, Black Hills,… Ghostriders in the sky… Tönerne Brücken waydown south… das gleene Gino umgibt dich, das Schlussbild der „Söhne der Großen Bärin“ scheint sich in Missouri-Wellen aufzulösen, aber es ist nur der mottenlöchrige Vorhang, der sich nun schließt, obwohl der Film noch läuft. Die Platzanweiserinnen wollen heim. Öffnen die Seiteneingänge. Während das Licht angeht, fummelst du schon den Streifen Butterbrotpapier über den Kamm. Der Ersatz für die noch nicht erlaubte Kofferheule.

Uinonah geht zum Fluss. Ruth Hohmann singt. „Misouuuuri, bring mir den (Sommer’69) zurüüüüück.“ Heute bläst du ihr ein paar eintönige Zwei-Klänge hinter her, du-dup-du-dup-du-dup, das Zuggeräusch der Zeitreise aus dem Wilden Westen zurück ins jetzt, das dir die Indianer in deinem Kopf iggyfiziert: „I am the Passenger! I ride and I ride…“

Fiiiep! Ein paar Misstöne erzeugen Filmriss. Mist! Notlandung des Phantasie-Adlers.

Weiter üben. Los, nochmal! One more time!

Klappt ja jetz‘ schon besser, als auf jeder Les Paul dieser Welt – in meinen Fingern.

Frohes Fest.

17 Gedanken zu “Rising Mack‘

      • Häbbieh Börschdei geht schon, nur die linke Hand macht nicht so recht mit…
        Wollt mich ja schon auf den Balkon stellen, damit es Applaus gibt, aber Altgemüse und Obst wäre die Realität.
        Oder auf gut schwäbisch: ’s isch scho a Elend mit demm Akkordeo, mr sodd hald iehba, no würds vielleichd äbbas, gell. Jetzt mad mr schon Geld dafier zahld, no sodd mrs au nedd romliega lassa.
        😉

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      • Jaja, die linke Hand!
        Rechts: Melodie! Klappt!
        Links: Bass! Klappt!
        Beide zusammen: Brumm-fidsch, brumm-fietsch!…
        Und dann noch nichemaa ä guhles Vorbild!
        Schdelle dichema vor, Elvis hädde ä Aggordschonspielor in dor Bänd jehabbd! Dor Roggnroul wäre gladd ausjefalln!

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  1. Ich freue mich, dass Bludgeon am Musizieren ist. Die Indianerflöte mit dem Vogel sieht ja wunderbar aus. Wenn es das Wetter erlaubt, lässt sich die Flöte bestimmt auch gut draussen spielen. Vielleicht hören Sie dann das Heulen der Coyoten und das Donnern von Pferdehufen in der weiten Ebene von Brandenburg.

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    • Ja, das ist die nächste Stufe. Nur mangelts da am Pickup, auf dessen Ladefläche ich sitzen müsste um stilecht zu wirken. Hier in der Nähe fährt einer einen Ranchero aus den späten 60ern als daily driver auch im Winter. Da tropft mir der Zahn…

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  2. Irgendwann erwischts eben jeden, den Bogen zurück in die frühen Jahre zu biegen. Muss man nur hoffen, dass man ihn nicht zum geschlossenen Kreis zurückbiegt. Dann könnte man wieder kindisch werden im Kopfe. Narrisch eben. Aber soweit muss man es ja nicht kommen lassen. Vorbilder sind diejenigen, die sich bei allem Altern noch eine gewisse Präsens in der Gegenwart bewahren können.

    Frohes Üben!

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  3. Grade hab ich tatsächlich überraschend quietschfrei meine Lieblingslieder (Maria durch ein Dornwald ging…An der Saale hellem Strande) auf der alten F – Flöte gespielt … endlich ein Erfolgserlebnis nach dem Scheitern auf der Gitarre… Bleib dran, alter Dakota!
    Gruß!

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  4. Also, ivh hätte schon auch gerne so einen Rickenbacker Bass oder gar noch lieber einen Warweick Bass wie ihn Jack Bruce gespielt hat …

    Habe aber nur einen ganz billigen Bass, aber ich spiele dann eher „dumm dumm, du du du dumm“ oder aber auch „dumm, dumm, dumm … dumm dumm du dumm, dumm dumm dumm, du dumm“ und nicht „dumm-di-dumm, dumm-di-dumm“

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  5. Pingback: 15 Alben – die ersten 5 | toka-ihto-tales

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