Die GEZ-Glosse

(Nachträgliche Ergänzung – siehe unten.)

Aktueller Anlass: Katze aus dem Sack. Die KEF-Kommission legte neulich ihre Empfehlung für die kommende GEZ Gebührenerhöhung vor, kommentiert von Kai Gniffke (ARD-Chef) in der Tagesschau, totgeschwiegen von ZEIT, SPIEGEL usw.

„58 Cent, das liegt deutlich unterhalb der Inflationsrate; also die Bevölkerung wird sogar noch entlastet.“ Zynische Opferverhöhnung.

Da es um mein Geld geht, darf ich auch eine Meinung dazu haben, wenn mir ein X als U verkauft wird.

„…ich bin noch im Stand; allein zu denken und verkneif mir das Parolen schrein.“(Reinhard Mey)

Lanz, Will, Miosga, Illner, Reschke, Böhmermann, Liefers, Plasberg, Gniffke, Himmler (sic!), Kerner, Silbereisen, Kiewel,… (Unvollständige Aufzählung.)… die Millionäre bitten zur Kasse. Falsch! Sie bitten nicht! Der „Beitragsservice“ holt sich das Schutzgeld, ob du willst oder nicht.

Die Millionäre erklären uns die Welt. Ihre Welt. Wir haben das zu akzeptieren.

„Iiiiich will imma a’tich sein! Ja, nur so hat man mich ge-he-rne!“(Feeling B) Schon klar.

Sozialneid?

„Ich bin lieb! Ich bin immer lieb! Zu allen Leuten lieb!“ (Pankow; denkwürdige Uraufführung des Songs in passendem Outfit seinerzeit.)

Bundesliga-Fußballer, TV-Stars von RTL & Co sind doch auch keine „Bürgergeldempfänger“!

Schon. Aber für die muss ich auch nicht zahlen! Und sie gucken nur halb so verkniffen in die Kamera, wie die in die Jahre gekommenen Talkshow-Matronen des ÖRR.

Der ÖRR funktioniert wie ein Oligarchen-Clan: Oben wird Cessna geflogen, Porsche gefahren und die Scheindebatte vom Qualitätsjournalismus aufrechterhalten, „der nun mal seinen Preis“ habe.

Der Nachwuchs der Großkopferten lernt im „Safe Space“ exklusiver Privatschulen weltoffen gemeinsam mit internationalem Millionärsnachwuchs. (Beschützt vor den Zumutungen herkömmlicher Schulklassen-Zusammensetzungen von heute.)

Version 1.0.0

„Die im Dunklen sieht man nicht.“(Brecht/Weill)

Unten arbeitet ein Heer von scheinselbständigen „freien“ Mitarbeitern für’nen Appel und’n Ei in höchster Willfährigkeitsstufe für die Volksdompteusen mit den schiefen Mundwinkeln.

„Es gibt derzeit keine einzige profilierte konservative Stimme im Chor der Kommentatoren des ÖRR.“ (Giovanni diLorenzo vor ein paar Jahren)

„Hauser und Kienzle“ wären heute undenkbar! Wie so vieles andere auch.

Die zogen Regierungspolitik in Zweifel! Im ÖRR zu bester Sendezeit!

Es war ein langer, langer Weg, das deutsche Fernsehen in Gänze – von Novottny, Pleitgen, Bednarz, Ruge, Friedrichs, Krone-Schmalz – auf „den heutigen journalistischen Stand“ zu bringen. Als Leistungssteigerung lässt sich das nicht verkaufen!

Die Millionäre sehen „beim besten Willen kein Einsparungspotential mehr“.

68 Rundfunksender. Gut 30 davon ohne messbare Einschaltquote. Keiner kann weg? Wirklich?

Wer würde ZDF-Neo vermissen? Welche Daseinsberechtigung hat 3sat noch in digitaler Zeit?

Wer ständig den ältesten Husten wiederholt, der könnte genausogut auch wieder stundenlang ein Testbild senden.

Und für all die Dinosauriere im Äther und die Sprenkelanlagen für die Topfpflanzen in den Sende-Palais nun bald 18,96 monatlich?

Mal ehrlich:

Wir wissen doch, dass das läuft wie bei der BAHN neulich: Während „unten“ noch gestreikt wird, knallen „oben“ die Sektkorken. Egal, wie marode die Firma gerade dasteht!

„Hoppla, die Welt geht unter! Ich sitz im Luftschutzbunker!“ (KIZ)

Wenn die „58 Cent mehr“ eingetrieben sind, dann gibt es erstmal einen großen Schluck aus der Boni-Pulle für -?

Richtig! Für all die verkniffenen Mundwinkel der Chefetage im Deutschen Rentnerfernsehen. Und das Mahagoni-Echtholz-Laminat für die im Bau befindliche neue Sendezentrale ist dann -gerade so- auch noch drin! Und erst dann wird darüber nachgedacht, ob nun auch Kötzschenbroda, Perow(Darß) oder Winsen(Luhe) mal einen eigenen „Tatort“ spendiert kriegen. (Nachweis für „Angebotsverifizierung“!)

Gibt es eine wählbare Opposition, die diesen Fernseh-Kleptokraten einen Riegel vorschiebt?

Siehste.

Zum Kotzen.

Noch Fragen, Kienzle?

Business Insider! Übernehmen Sie!

PS: Die frühere Version dieses Textes sprach von 63 Cent. Das wurde berichtigt. Inzwischen kommt hinzu, dass die KEF Vertreter derzeit durch die Landtage ziehen und die Erhöhungsempfehlung verteidigen mit dem Argument, der ÖRR sei sonst „unterfinanziert“. Gleichzeitig deckte die Frankfurter Rundschau auf, dass es der KEF nicht möglich war, die Ausgaben der Sender lückenlos nachzuvollziehen, da zu Ausgabepunkten x und y keinerlei Buchführung vorliegt. Das muss ich nicht mehr kommentieren.

Ferner wird durch die aktuelle Diätenerhöhung im Bundestag deutlich, wie „unterfinanziert“ unsere Regierungsoberhäupter sind. Selbst der Kanzler bekommt nur rund die Hälfte des letzten Gehaltes von Tom Buhrow, der 400 000 Euro Jahresgehalt gehabt haben soll. Zahleiche „kleinere“ Intendanten liegen zwar nicht so hoch wie er, aber immernoch deutlich über den Ministergehältern. (Das ist in „unterfinanzierten“ Unternehmen eben so usus.)

Sechs Landtage verkündeten im Sommer 2023, dass eine weitere Erhöhung der GEZ „den Wählern nicht vermittelbar sei“. Ob es nur Theaterdonner war, oder wirklich zu 6facher Ablehnung demnächst führen wird, bleibt abzuwarten. Der Landtag Brandenburg immerhin lehnte die GEZ-Erhöhung in einer Art Testabstimmung bereits nahezu einstimmig ab. (Lediglich die kleine Fraktion der Grünen stimmte dafür.) Bleibt abzuwarten, ob er das durchhält, wenn die tatsächliche Abstimmung fällig wird. Dem ÖRR bleibt dann die Klage vor dem Verfassungsgericht, wie bereits bei der letzten Erhöhung.

17 Gedanken zu “Die GEZ-Glosse

  1. Klasse!

    Bei mir isses ja noch tragischer als bei dir. Ich habe keinen Fernsehapparat. Zugegeben, ich streame gelegentlich. Aber all die NACHrichtenkacke kuck ich schon aus aus Selbstschutz nicht. Und zum Lachen brauch ich die ganzen Flachschwätzer nicht – ich habe Menschen um mich herum, mit denen ich herzlich lachen kann.
    Das Dummgegabbel von mittlerweile zwei schwachköpfigen Sabblern rollt mir die Fussnägel hoch. Vierte und fünfte Radiosender gehören abgeschaltet. Jetzt! Sofort!

    Und ausgerechnet einem wie mir, greifen sie legalisiert, ohne mich zu fragen, das Geld ab.

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    • Während Corona studierte meine Tochter. 4 von 6 Semestern war sie zu Hause bei uns. Ich zahlte die ganze Zeit ihre Studentenbutze zum Berliner Schweinepreis und somit auch doppelt GEZ. Unnötig zu sagen, dass eine Mit20erin gar nicht weiß, was ARD eigentlich ist.
      ZDF kenntse grade so: „Dass is doch der Sender, wo Mutti einmal im Jahr den alten Blonden guckt mit „Wetten dass“?!“

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  2. Was für ein Beitrag!!!
    Ich hatte beim Lesen zeitweise das Gefühl, du sitzt ‘unter dem Tisch’, während wir diskutieren und schreibst mit. Die meisten in meinem Freundeskreis schauen/hören längst
    keine Nachrichten mehr der ÖRR!!

    Nein, es gibt -noch- keine wählbare Opposition, die diesen Fernseh-Kleptokraten einen Riegel vorschiebt.
    Angenehmen Sonntag!

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  3. Warum heißt Terra X Terra X? Weil es bei seinem Einsatz als Testbild auf ZDF.neo und ZDF.info x-mal wiederholt wird.
    Ich bin eigentlich ein Verfechter des ÖRR, aber es fällt mir immer schwerer, ihn seinen Verächtern gegenüber zu verteidigen.
    Als vor zwei Jahren ONE begann, „Die Straßen von San Francisco“ zu wiederholen, habe ich mich gefreut. Als die letzten Teile gesendet wurden, spekulierte ich, welche Serie dann gesendet würde: „Einsatz in Manhattan“? „Detektiv Rockford – Anruf genügt“? – Nichts dergleichen. Es ging wieder von vorn los mit „Die Straßen von San Francisco“ – gewissermaßen nun auch als Testbild auf ONE.
    Ab und zu gibt es mal ein Highlight aus alten TV-Tagen. Letztens: „Ein Tag“ von Egon Monk. Oder vor zwei Jahren mal „Bauern, Bonzen und Bomben“. Aber diese Momente sind selten.
    Ich wünsche mir die alten Montagsfilme zurück. Und wenn ich mir danach einen Kommentar von Karl Eduard von Schnitzler ansehen müsste, dann wäre es mir das wert.

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    • Hm. Das Wiedersehen der alten Serien kann ein zweischneidiges Schwert sein. Einerseits die schönen Erinnerungen, andererseits die heutige Sicht des gereiften Veteranen.
      Da erlischt dann manche Legende. Ging mir mit Rory Gallagher Rockpalastfestival auf DVD so. Hatte ich viiiiel wilder in Erinnerung.

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      • Von Krimis bin ich inzwischen sehr weit weg. Ich komm da nicht mehr ran bzw. rein. Irgendwo wird doch „Columbo“ rauf und runter gespielt. Habe es in weiiitem Abstand zweimal versucht, mir sowas wieder anzutun. Einmal hab ich auch ohne wegzuzappen durchgehalten. Eine Folge. Aber das reicht wieder 10 Jahre weit.
        Dagegen hab ich diesen Zeitmaschineneffekt zuverlässig bei den ersten 4 Gojkos; bei „Courths-Mahlers“ und auch beim Wiedersehen mit Gatt auf DVD.

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  4. Wir haben zwar noch einen Fernseher, aber der ist ein „Smart-TV“ und wird von unseren Söhnen zum Schauen von Netflix genutzt. „Fernsehen“ im alten Sinne haben wir seit 20 Jahren nicht mehr, und „Nachrichten“ tue ich mir für die emotionale und kognitive Hygiene nicht mehr an. Man sollte sich fragen, ob so ein Medium mit vorgegebenem Programm zu Zeiten des World Wide Web, wo man wahlfrei auf Inhalte zugreifen kann, überhaupt noch zeitgemäß ist, bevor man noch mehr Geld investiert.
    Wenn ich in meinem Betrieb herumhöre, scheinen bei meinen Kollegen die Fußballübertragungen als einziges Angebot im Fernsehen genutzt zu werden. Dazu kann ich nichts sagen, da ich mich nicht für Fußball interessiere.

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  5. Hmm, ich kann bei dem ganzen ÖRR Bashing nicht mitgehen. Nicht, dass es nicht genug zu kritisieren gäbe (von den alten und verkrusteten Strukturen angefangen, über manche Inhalte bis hin zur Art und Höhe der Gebühren), aber muss er so „dämonisiert“ werden?
    Besonders „spannend“ ist die Kritik an den Nachrichten: Da wird sich darüber beklagt, dass sie schlecht seien und wirf das dem ÖRR vor…. Das klingt schwer nach der Frage: Was war zuerst da? Huhn oder Ei?
    Man sollte sich darauf besinnen, worin der ursprüngliche Zweck und Sinn eines ÖRR bestand und warum man ihn so installiert hat. Und sich bei Reformen und/oder Neugestaltung daran orientieren (Achtung: Ist nur meine Meinung). Dazu gehört auch die Frage, ob Art und Umfang der Gebühren noch zeitgemäß sind. Sie von jedem abzuverlangen, egal ob er es nutzt oder nicht, ist in einer Gesellschaft, in der das „Ich“ die einzige Orientierung zu sein scheint, wohl überholt.
    Mir aber graust es vor einer „Opposition“, die dem ÖRR den Garaus macht und ihm diktieren will, was er zu senden hat. Genauso graust es mir vor tumben youtube-Kanälen, wo jede Flachschippe seine Wahrheit in die Welt husten kann. „Private Kanäle, in denen ich alle 15 Minuten mit Werbung zugetextet werde, sind auch nicht meine Wahl.

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    • (Hab deinen Kommentar gerade im Spam-Ordner gefunden. Weiß auch nicht, was wordpress da so macht.)

      Was du hier schreibst ist weitgehend d’accord mit meinem Standpunkt. Die Idee eines ÖRR ist zunächst mal gut gemeint. Ich halte allerdings das bestehende Oligarchensystem für irreparabel. Die Leitung ist in ihrer Glaubwürdigkeit durch Gier kontaminiert. Das Schlesingerbeispiel im RBB war exemplarisch. Erst jagt sie als Monitormoderatorin Korruptionsfälle und dann fliegt ihr frisch befördert der eigene Intendatenabsolutismus um die Ohren. Man sollte auflösen und neu gründen, vor allem mit neuen Köpfen an der Spitze so ziemlich aller Redaktionen. Selbstverständlich ist das völlige Utopie. Leider.

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  6. Ich kann da nicht mitreden. Allerdings wenn ich schaue, dann nur öffentlich rechtlich, denn alles was geschaut wird, kommt aus Mediathekview und die grast die ör ab. Da kann man Beiträge ab 1957 anschauen, echt interessante Sachen dabei.

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    • Seufz. „Ich kann da nicht mitreden.“ Seufz.
      Doch! Könntest du. Zahlst ja schließlich auch! Aber leider bist du nicht allein.
      Dann können die Sendeoligarchen ja demnächst 30 Euro wollen oder 40. Alles so schön ruhig hier.
      Die sehenswerten alten Reste aus Mediatheken stammen aus einer Zeit, da die Intendantengehälter noch vergleichsweise bescheiden waren. Und Tommy Gottschalk war noch mit 10 000 DM pro Show zufrieden.
      Abwink.
      Eigentlich wären schon vor Jahren Massen-Demos nötig gewesen gegen Agenda 2010, gegen das hanebüchne Rentenverfahren. Gegen das kaputtgespielte Schulsystem. Gegen den beginnenden Unsinn a la „Schreiben nach Gehör“ in den Grundschulen. Gegen die Digitalisierungswahnjünger, die das logische Denken abschaffen…
      Aber: Schnarch. Polit-Eiapopaia reicht immerzu. (Frei nach Heine „Deutschland – ein Wintermärchen“; was für eine hochaktuelle Schrift!)
      Eines Tages(nicht mehr fern) sind wir soweit wie die Amerikaner: Wählen zwischen einem Honk und einer Mumie hinundher und nennen das Demokratie.

      Ach – ich wollte ja schon immer die Schnauze halten. Weil das Aufreißen so nutzlos ist in Morpheus Reich.

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      • Jetzt hast du das Thema aber ausgeweitet. Da gäbe es tatsächlich viel zu sagen, aber ich lass es besser. Also Schröders Agenda war der größte Wurf, den ein Kanzler in den letzten Jahren machte. Dafür genießt er immer noch meinen Respekt, nicht aber für das was er heute so treibt. Dass die Agenda unterm Strich gescheitert ist, war wahrlich nicht seine Schuld. Diese Woche musste ich in der Arbeit an einer E-Akte Schulung teilnehmen und ja, da gebe ich dir vollkommen recht, das braucht die Welt nicht wirklich.

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      • Schröders Weichenstellungen damals: Ermöglichen der Pandemie des Billiglohnsektors, Legalisierung der Leiharbeit und Absenkung des Rentenniveaus! Hervorragend: Wer im Leben zu wenig verdient, muss sich im Alter mit 43% des letzten Einkommens als Rente begnügen! Respekt! (Zynismus aus)
        43% von wenig sind nix!
        Die Nachbarstaaten machen es cleverer – aber da gucken wir nicht hin.
        Grönemeyer hatte recht: „Jetzt oder nie! Wascht ihr nur eure Autos!“ (Bochum LP) Nie Airplay gehabt der Song: Es könnte ja wer aufwachen. Und störende Friedensbewegung gab es damals ja auch ohne das zuhauf.

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