Mr.Betts is gone

Mr. Betts has quitted life.

Richard „Dickey“ Betts, mit 80 gestorben.

Stolzes Alter.

Bild (3)Dickey Betts and The Great Southern; zweites Rockpalast Festival 1977; zwischen den explosiven Mothers Finest und den chaotischen Spirit: Wroommmmm!

Kennst du das Gefühl, wenn da einer von übern-großen-Teich über den Jordan geht und du seine Platte auflegst und in den Spiegel guckst: Mach‘s gut, Alter!?!

Die Allman Brothers, die Great Southern…immer im Mix mit Artverwandtem; 1994-2009 gut 15 Jahre Dauerdroge auf den Heimfahrten von der Kleeche. (Maloche; Arbeit) Dann war’s auch irgendwann genug; es kamen andere zum Zuge. 40 km eine Tour; Brandenburg County; durch Wald und Feld, auf meistens freier Straße; da kommt das gut, dieser dahinfließende Sound.

Du verlässt die Schule. Knallst die Autotüre zu. Schlüssel rein, Musik startet – wohl temperiert und nicht zu müde, nicht zu schnell. Im späten Mittagstief. Auch für dich war gerade 7.te Stunde! Was passt da? Da brauchste keinen Punk oder Metalwumms!

„Farawail a liwin ju Ell Äy!“ – Finger hoch und Gaaaas! – Der „California Blues“ vom Great Southern Debut; der is‘ richtig! So abgefuckt relaxed! Perfect für 14:40 Uhr – zu Hause warten Hunderunde und Schreibtisch. Nun ja. Hasts ja so gewollt. Wollen müssen. Rock dich wieder hoch – für die zweite Schicht!

„Jessica“ und „run gypsy run“; da wächst dir n zerknautschter Stetson! Müllfahrerstyle. „Looooord, I was born a ramblin‘ man!“ Es folgen Rory, Winters Johnny; Skynyrdns; Van Zandt Brothers; Wet Willie…Nazareth passten auch immer gut dazu … „You shot me down!“ und nun is Dickey gone.

Every Body’s got a Mountain to climb!

Auch deine, alter Gitarren-Assi!

Maaaan! Was galt es alles wegzudrücken, was über dich so in den Gazetten stand! Edel is‘ anders!

Du warst der Keith Richards des Southern Rocks, was Suff und Substanzen betraf. Und familiär – Schwamm drüber! Die Mugge macht’s! Niemals ohne Eier! Und da liegen nun so Platten für die Ewigkeit! Die „Kinder des Rock and Roll“, die nun einer nach dem andern „heim gerufen werden“, waren nun mal keine Durchschnittsspießer. Und bevor man sich den Flaschenhals über den Ringfinger zieht, musste ja auch irgendeiner die Buddel leergesoffen haben! Slide it all down!

Ich hab euch Stück für Stück erschlossen! Und da war soviel zu entdecken! Auch an alten Roger Widmark Erinnerungen. Oder bei „Atlanta’s burning down“  – da kommt mir jedesmal „Der Mann vom großen Fluss“ (Shenandoah) ein. James Stewarts Paraderolle. Hatte ja viel Zeit im Auto in den späten 90ern: All diese Langzeitumleitungen zu fahr‘n, als das Straßennetz restauriert wurde. Da hab ich den Landkreis kennen gelernt! Bauampel hier, Löchertour da… Freizeitklau. Fluchen nützt nischt: „Wasted word! Still absurd!“

Aber meine Tochter hätte bald singen können: „I was born on a Greyhound-Bus Peugeot 309“.

„Roll on down the Highway!“ Ja, DIE Nummer is‘ nicht von dir! Aber die passte auch immer gut dazwischen. Genau wie „Long may you run“ mit der fiesen Beach Boy Spitze.

Aber ihr hattet es ja allzeit auch drauf, wie Uncle Neil:

„Like the hopeful dreams of many

He had everything and more

A lovely wife and children

All the things we‘re fighting for

He knows, there was still

Still, something missing

in his life…

Someone pull the trigger…

And there he’s got no place to run…

Temptation is a gun!

Eure „Where it all begins“ hab ich am meisten verheizt, in all den Jahren.

„We are stuck in Convoy rockin‘ trough the night…“

Midlife crisis. Landstraße. Döner-Bude. Landtraße one more time…

(Komm mir jetz‘ nich‘ mit „Blätter fressen“! Die Nerven brauchten Nahrung!)

„Seven turns on the highway, you see the crossroad sign…“

Entscheidungen! Ständig! An 3 Fronten gleichzeitig!

Da half nur allweil, sich „Southbound“ auf die Ferien zu freuen!

„Run gypsy run!“

Und dann „Soulshine!“ Baby. Warren Haynes. Klar. Um so‘n Seelen-Opus zu schreiben, muss man eine haben! Der war dir über, Dick! Kommt immer einer, der dann besser is‘!

Sein Existenzialismus bewahrte euch vor diesen ewigen „My baby left me, and I cry“ Texten.

Ihr bliebt einfach immer relevant, Alter!

Und ihr bliebt Kerle!

Schlaf gut, Rebel!

6 Gedanken zu “Mr.Betts is gone

  1. Danke für den Beitrag. Ich habe von Dickey Betts bisher keine Solo-Platten gehört, aber seine klar fliessenden Melodienlinien auf „Ramblin Man“ und der Instrumentalnummer „Jessica“ sind ein kostbares Geschenk.

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    • Seine „Solo-Platten“, also die der Great Southern, sind ja eigentlich auch Allman Brothers unter anderem Namen. Für das „7 turns“ Comeback wurde Greg Allman in die Great Southern Band geholt und dann hießen sie wieder Allman Brothers Band. Und mit dem Namen ging es automatisch wieder richtig aufwärts.

      Das ist so ähnlich wie Lynyrd Skynyrd oder Rossington Band.

      Holt sich die Rossington Band den kleinen Bruder des toten van Zandt als Sänger, nennt sich deshalb wieder Lynyrd Skynyrd und – Bumm! Klappt der Laden wieder.

      Sowohl die Rossington Band als auch die Great Southern machten keine schlechtere Musik als ihre „Mutterschiffe“, aber Publikum ist eben doof.

      Wäre eigentlich spannend: Wenn der alte McCartney und Ringo sich Julian Lennon ins Boot holen und irgend jemanden, der Harrison heißt: Würden dann die Beatles ein Comeback erleben?

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  2. Ewig dankbar für In Memory Of Elizabeth Reed, fand ich auf der Idlewild South schon doll, die ich für 5 DM auf dem Flohmarkt ergattert hab, ohne zu wissen was mich erwartet. Die Liveversion auf der Fillmorescheibe haut mich immer noch weg.

    Er hat sich bei seinen ausufernden Instrumentalstücken aber auch immer gerne selbst kopiert. Hat mich nicht gestört, ich mochte seinen Stil, hab sogar noch einen alten Vinylschatz im Schrank wo er den Countryman gibt, Richard Betts – Highway Call, ein paar Jahre vor Great Southern.

    RIP Dickey, jetzt können im Himmel wieder die geilsten Doppelgitarrensounds ever erklingen.

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  3. Trotz meines zwiespältigen Verhältnisses zum Südstaatenrock habe ich die Outlaws und 38 Special auf der Bühne gesehen. Dicky Betts im Rockpalast hat mich enttäuscht. Das kann an Joyce Kennedy und Mothers Finest gelegen haben.
    Was ich wirklich bedaure, ist die Allmann Brothers 1980 in Rüsselsheim nicht gesehen zu haben. Dass die ABB damals in Rüsselsheim gespielt haben und es nicht nach Frankfurt geschafft haben, sagt schon einiges über ihren Status aus. Zudem hätte ich Duane Allman an der Gitarre vermisst.
    Viele Titel sind auch heute noch gut zum entspannen

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    • 38 Special – auch so ne halbgare Truppe. Ich hab die „Resolution“, die ist ganz okay. Hat mit „Deja voodoo“ auch einen „Magic Moment“; jedoch auch Längen. Irgendwie reichte es nie auf Lust zur Zweitplatte.

      Zu den Outlaws kann ich nüschd sagen, weiß nur, dass der Metlock von denen seit mittlerweile auch bald 30 Jahren bei den Skynyrds ist. Auf der „Lyve in Steeltown“ macht ER die Show.

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