ESC’23

Roast it, Baby!

Was für eine Gnade, am Morgen danach: Du legst dir Dexter Wansel auf. Balsam nach all der Trommelfellbeschneidung der Vornacht.

„What the world is coming to“.(Dexter Wansel; CD1 ab Track 9; erschien mir thematisch passend.)

Ja, das fragste dich nach solchen Events, wie gestern in Liverpool, wirklich!

Es ist ja alljährlich ein Lästertreff, den wir da abhalten. Jedoch: Diesmal fiel sogar das Lästern schwer, so schlimm war’s.

Tonaler Abraum – wie zu erwarten? Nein. Schlimmer! Das hohe C schien Pflicht zu sein dies‘ Jahr. Gläser Zersingen nonstop!

Zwei Stunden balkanisch-maghrebinisches Hirtenjaul, geringfügig unterbrochen von Rock-Muzak.

Den Vogel abgeschossen hat diesbezüglich Spanien: Das war Selbstaufgabe total! Die absolute Sehnsuchtshymne nach marokkanischer Befreiung von europäischen Einflüssen!

Peter Urban, der Bela Rethy dieses Tunten-Balls, nahm nun 75jährig endlich Abschied.

Jedoch, wer weiß. Kommt jetzt der Kerner 2024? Dann mach ich den Elvis und erschieße meinen Fernseher!

Urban leistete wie immer erkleckliches an Kompetenzverleugnung.

  • Australien „Schöner Progrock.“
  • Deutschland „Unser guter Metal …“

Oh-Gott-oh-Gott! Weder noch!

Deutschland wollte wohl diesmal ganz billig Lordi nachäffen und diesen kurzen „bösen-bösen“ Growl-Effekt im Refrain zur Überrumpelung der Allgemeinheit nutzen.

Aber nichtmal im Volksvoting brachte das nennenswert Punkte!

Erst ein Gnadenpunkt von der „Jury“ – Gott weiß, woher – auch so ein alljährlicher Beurteilungsfake. Und dann 18 Punkte europaweit im Zuschauervoting. Sogar Menschen, die es fertigbringen jene Patti Smith Karikatur „mit den Scherenhänden“, die ehemalige „Euphooooooooriaaaaaaa“-Feuer-Sirene, zum 2. Mal gewinnen zu lassen, erkannten immerhin, dass diese -ähem- teutonische M Bettelband alles Mögliche zugleich sein wollte und deshalb gar nichts war: Rammstein für Arme mit Cradle of filth – Refrain, Gary Glitter Gedächtnisoutfit, Alice Cooper Lidschatten und der Sänger leistete sich dann noch so was wie ne Iro-Skalp-Andeutung. Metal war das nur, wenn Revolverheld Hardrock sind!

Aber Urban brächte es fertig uns selbst Tim Bendzko als deutschen Tom Waits anzupreisen!

Australien fuhr einen „Shouter“ auf, der sich gesanglich nicht entscheiden konnte, ob er Freddy Mercury verkaspern sollte oder doch lieber karaokemäßig talentfrei seine „Lyrics“ heruntersingt. Die Gitarrenfraktion hinter ihm hatte sekundenweise mal das ein- oder andere Pedal angetestet: Ein kleiner Wah-wah-Blitz gewissermaßen, aber dann trällerte dieser Känguru-Silbereisen schon wieder weiter. Pflichtgrinsen eisern festgetackert. Natürlich hatte er sich eine „Wilde Mähne“ einfallen lassen. Eine Seite Heidi Klum, die andere Kojak, weil er wohl mal irgendwo Poster von richtigen Bands gesehen hat. Immerhin das! Und nicht diesen unerklärlichen Heinrich-Himmler- Gedächtnislook, den hierherum vom Döner-Bastler bis zu Muttis stillstem Zockerbübchen alles trägt, was anlässlich gegenwärtiger Mietwucher-Olympiaden echte Friseurkunst spart: Mutti setzt ihrem Jüngelchen den Kochtopf auf und fräst rundrum alles weg, was vorlugt. Jener Finne im Kermit-Kostüm, der auch beinahe hätte gewinnen können, trug diesbezüglich up to date eine Hardcoreversion auf dem Kopp, was mich jedoch nicht von seinen Begleithopser-innen ablenkte: Verblüfft gewahrte ich deren Verrenkungen, die mich an Woody Allens Spermien in „Was sie schon immer über Sex wissen wollten, sich aber nicht zu fragen trauten“ erinnerten. Abweichend von jenem cineastischen Vorbild von einst waren sie jedoch in schrill rosa gewandet. Also Gefahr! Man könnte deshalb auch über Krebsbakterien philosophieren. HIV? Nun bin ich ja nicht Donna Summer, um das Thema zu vertiefen und mir‘ne Karriere zu ruinieren. Meine liegt ad acta.

Egal.

Nach dem Pflichtteil, der mit jener Leistungsschau süd- und osteuropäischer Klageweiber und Bodengymnastik der „Verstoßenen Geschwister der Olivia Jones“ prall gefüllt worden war, trat eine gewisse Umschaltpause als Tinnitus-Prophylaxe ein. Liverpool wurde mit Kiew verbunden und plötzlich erklang doch tatsächlich – Musik!

Die Moderatorinnen und der Großteil der anwesenden Klangkomparsen huben an, eine sehr bekannte und stets ergreifende Melodai zu schmettern. Der englischen Chef-Moderatorin kamen sogar die Tränen.

„You never walk – You NEEEEVER walk -alone!“

Ja, das war der Höhepunkt. Der immerhin – gelang.

3 Minuten Musik in dieser 4 Stunden Folter.

Kurz nach 1 wars aus. Fernseher aus. Stille. Trotzdem sich „7 Fernsehzuschauer und ein Hund“ in unserm Wohnzimmer verteilten. Es war, wie Verdun 1915: Trommelfeuer -AUS!

Der Besuch verabschiedete sich.

Der Hund musste nochmal raus in den Garten und die halbe Hecke ausbuddeln, um durch 4pfotige Ablenkung all die Geräuschkaskaden aus den Ohren zu kriegen. Die Wühlmäuse packte kaltes Entsetzen: Ist denn schon wieder ESC?!

Schließlich erreichten wir alle unsere Schlafplätze.

Im nächsten Jahr testen wir den dann hoffentlich neuen und unbekannten Moderator kurz an, schalten jedoch, wenn er sich als „würdiger“ Urban-Nachfolger erweisen sollte, indem auch er uns jene Hirtenschreischul-Diversität als den Gipfel der Tonkunst anpreist, stumm. Legen uns WIRKLICHE Musik auf und lästern entspannt über die Outfits.

Das reicht im Alter. Man will ja schließlich nicht ertauben.

Play on Dexter! Heal my wounds!

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7 Gedanken zu “ESC’23

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