Bludgeons Music Ranking – die „kleinen“ Giganten

61% der befragten Bevölkerung sehen Deutschland im Niedergang. Bin ich wenigstens nicht allein!

Genug geschimpft. „Ich bin ein alter Mann! Mich geht das nichts mehr an!“ (Knorkator).

Wenden wir uns dem Pläsier der „Veteranen der Arbeit“ zu: Was hat DIR geholfen, die Mühen deiner Kleeche zu ertragen? Was war dein Lebens-Elixier?

„Music is the best!“ (Zappa) galt für meine Generation. Ich war so ziemlich in allen Stilen zu Hause. Phasenweise. Auf Youtube gibt es reichlich alte Amis und Pfefferminzsoßenzöglinge von der Insel, die vor gut bestückten LP- und CD-Regalen ihre 10 oder 20 Besten von irgendeiner Richtung präsentieren.

Macht Spaß, da ab und an reinzuhören und sich erklären zu lassen, was man eh schon weiß.

Und den eigenen Englischkenntnissen tut es auch gut. Manchmal ist ein fast vergessener Diamant dabei, den man sich dann doch mal wieder auflegt.

Die Herren machen Prog-, die machen Punk-, Metal-Rankings. Was immer gern übersehen wird, ist dieser weite Ozean dazwischen: The Independent Thing.

Hervorgegangen aus Punk-Labels, nach dem kurzen ersten Punk-Beben 1977-78, während all das Ska-Geklapper losging, blieben einige Talente-Scouts in der Spur und suchten Zeug, das von den großen Mejdschorgombenies nicht gewollt wurde. Feine Sachen wurden da möglich. Manche wurden groß und landeten mit LP Nr. 4 oder 5 dann doch bei EMI (and there is no reason why) oder CBS – oder wo auch immer.

Da probierten sich also zahlreiche junge Leute aus, schrien ihren Unmut über die Zustände in ihren Ländern in den Äther der Undergroundsendungen des immernoch möglichen Profilradios der 80er und 90er Jahre, fanden mal mehr, mal weniger coole Metaphern für emotionale Ausnahmezustände, kreierten Sounds mit Sägeblatt und Bohrmaschine, Kurbelkassenklingel und E-Guitar – und es klang geil!  Die Majors glaubten, das sei keine Nische, aus der sich Geld pressen lässt – doch!

Der junge Erwachsene, frühzeitig in beruflichen Mühlen eingebunden, braucht Kompensation für Abenteuerlust und brachliegende Phantasie – und unter Umständen auch mal Zaumzeug für den Amoktrieb… Brrrrr, Alter! Beherrsch dich! Hör Neubauten oder Mould! Dreh auf, dann geht’s wieder!

In jungen Jahren ist man schneller begeistert, fällt auch auf manchen Hype rein, stellt die Käufe dann ins Regal, um sie schlicht zu vergessen. Ab und an entsorgt man ein paar, wenn die Regale allzu verstopft wirken – und geradeso noch Möglichkeiten auftauchen, die wenigstens noch einen symbolischen Spottpreis ermöglichen.

Hach, man will ja seine Lebensretter von einst nicht einfach so in die Tonne kloppen!

Der musikalische Extremismus hat sich mit den Jahrzehnten gelegt. Die Pulsfrequenz sinkt und die Takte sollten ihr entsprechen.

Welche 10 Independent-Alben sind nun diejenigen mit Langzeitwirkung – und weshalb?

Platz 10:

10 dotsThe legendary pink dots. Ihr 1990er Album „The Maria Dimension“; bei Erscheinen gekauft, weil sich zwei Tracks einer früheren Platte bei mir auf Band befanden, die einfach mystisch „anders“ klangen, als alles, was es sonst so gibt. Jene LP/CD hab ich bis heute nicht ermitteln können. Die Dots haben inzwischen ja ein Output wie Zappa – da fällt der Überblick schwer. Sie sind so ein Mittelding aus frühen Depeche Mode (oder Neubauten; was fast dasselbe ist) und Joy Division. „Athmosphere“ goes „master and servant“. So ungefähr. Depressive Ohrwürmer und versponnene Geräuschüberraschungen. Die „Maria Dimension“ wirkt wie ein Konzeptalbum. Alles passt zusammen, geht ineinander über – und ich muss gestehen: Bisher hab ich mich um die Message nicht gekümmert, sondern lediglich in diesen Sounds „gebadet“. In den 90ern recht häufig, in letzter Zeit extrem selten – aber bei der letzten Ausmistung, stellte ich beim Reinhör-Check fest: Die muss bleiben! Da stehen sofort die frühen 90er wieder auf – an den Klängen hängt zuviel eigene Geschichte.

Platz 9:

9 texasTexas „Rick’s Road“. Texas kommen, wie der Name schon sagt – aus Schottland. Sie hatten einen Hit auf ihrem Debut, der reichlich MTV_Rotation erfuhr (und den ich prompt vergessen habe) und danach war viele Jahre die Luft raus. Man hörte von denen nichts mehr bis zum Stilwandel vom Klampfgestrüpp zu so einer Art Neo-Soul Anfang der Nuller-Jahre, somit gelang Hit Nr. 2 und stabile Mittelfeldpräsenz auf vielen großen Festivals und in den CD-Läden.

„Rick’s Road“ ist eins von den Flop-Alben nach dem scheinbaren One-Hit-Wonder; ihre zweite oder dritte LP, als sie noch klassische Schrammelrocker waren. Mein Lieblingsladen hier herum hatte begonnen, auch so Gebrauchte für 1 oder 2 DM anzubieten – und da nahm ich sie auf Verdacht so um 1995/96 mit.

Volltreffer. Zu Unrecht erfolglos. Ohrwürmer zuhauf. Feine Gitarrenarbeit, schöne Stereoeffekte. Abwechseln akustisch und elektrisch. Alles da. Erstklassige Songs. Selbstbewusste, optimistische Mugge mit sympathischem Frauengesang, beschwörend, motivierend, funktionierend, immer – und immer wieder:

„Yeahr! I’m gonna make you wonder – if you`re my friend!“

Platz 8:

8 the theViel zu spät entdeckt, weil überhaupt nicht medial präsent: The The – Wenn es The Who gibt, dann geht auch der Bandname The The durch! Eigentlich ist das so ein En-Mann-Betrieb, der sich für seine Gigs mit Musikern umgibt. Matt Johnson, ein Kumpel der Depeche Mode-Buben und befreundet mit Fad Gadget, dem Brian Eno der 80er Jahre Synthie-Szene. Er soll bei Gadget im Studio herumgehangen haben und ab und an zum Zigaretten holen geschickt worden sein. Irgendwann klimperte er dort auf einem Klavier – und weil das gut klang, verriet er, dass er wohl mal richtig Klavierstunden hatte. Also durfte er ran und mal bissel was aufnehmen. Gadget sorgte für Veröffentlichung, und weil eh gerade jeder einen Vertrag bekam, der in dieses Depeche Mode, Soft Cell, Heaven 17 Schema passte, kam(en) auch The The ab und an ins UK Radio. Der NDR spielte um 1984 einmal „uncertain smile“, den 7 Minuten Mix. Der geriet mir aufs Band und hypnotisierte mich. Nach dem Klavier-Solo in der Mitte willst du unbedingt Klavierspielen lernen! Es kam nicht dazu. Vielleicht jetzt, wenn Zeit ist. Elke Heidenreich hat es auch ab 60 geschafft!

1994 nahmen The The ihr Tributalbum für Hank Williams auf. Das muss nicht wundern. Wer den Dok-Film „Music for the masses“ von Depeche Mode kennt, weiß, dass Martin Gore Johnny Cash verehrt. Da kann sein Kumpel ruhig auf Hank Williams abfahren. Er industrialized hier die alten Song-Ikonen heftig, aber durchaus gefühlvoll. Hank sang für die Cowboys, die Barflies, die Alltags-Loser in all diesen Fly-Over-States, die dort nicht wegkommen, weil für sie anderswo auch nichts geht. The The liefern die Songversionen für den Rust Belt. Die arbeitslosen Walzwerker brauchen es klanglich härter, als die Lagerfeuertypen von der Ranch, wenn sie zwischen all den Autowracks und Fabrikruinen den Hund ausführen. Absolut gelungenes Konzeptwerk!

Das Album hätte Grammy’s einfahren müssen!

Tja.

Ich hab es erst etwa 10 Jahre später entdeckt, auf Kassette überspielt und diese im Auto bis zum finalen Bandsalat endverbraucht. Die Stimmung passte in mein damaliges Stimmungstal perfekt. Kennst du das? Depri-Musik, die dich weitermachen lässt, weil sie motiviert? Hanky Panky!

Platz 7

7 grapesThe Grapes of Whrat – und ihr Debut von 1991 „These days“. Ja die damaligen Tage wollten erst einmal verkraftet sein! Im neuen Land, das irgendwie auch noch das alte war, neue Möglichkeiten vorgaukelte, um sie gleich wieder zu erschweren. Die Gehälter noch down, die Hoffnungen noch high, aber um einen rum, sammelten schon die ersten von uns Arbeitslosigkeitserfahrungen, die 40 Jahre lang niemand hatte machen müssen. Dauerhafter Unruhestand. Da braucht die Seele Futter! Das DDR-Underground-Fanzine „Messitsch“ lobte die Platte damals als „Crosby Stills, Nash and Bonham!“ Das lockte mich an. Bestellt, gekauft, gehört: Der Vergleich stimmt nicht! Die Bonham Anspielung ist schwer übertrieben gewesen. Eventuell hatte der Rezensent auch gerade gewisse Substanzen getestet, von denen im Heft immer wieder die Rede war. Es handelt sich hier bei den „Früchten des Zorns“ um klassischen Independent Schrammel mit Satzgesang ala CSN oder Byrds – sehr schöne Autobahnmusik, die heute immernoch gefällt.

Platz 6

6 NMAThe New Model Army hat viele sehr ähnlich klingende Alben auf dem Buckel. Justin Sullivan ist so eine Art zweiter Billy Bragg; ein ewiger Streiter für das Gute, ein Punk-Dylan. Mein NMA-Schlüsselerlebnis verbinde ich mit der „Impurity“ (1990), die ich  gleich bei Erscheinen in Weißenfels auf Vinyl kaufte, als ich eigentlich bereits mit Bruderherz gemeinsam auf Autoschau war. Mit dem Trabi konnte man sich ab Sommer’90 kaum noch auf die Autobahn wagen. Bis zur Aufmotorisierung sollte es aber noch ein ganzes Jahr dauern. In der Innenstadt war so eine Abbruchfläche, auf der Schlitzohren „Westwagen“ ausgestellt hatten: Entweder schon erkennbar Schrott oder aber mit für Wende-Ossis utopischen Preisen. Die DDR lag in den letzten Zügen. Die D-Mark war gerade eingeführt worden. Dicht neben dem Ausstellungsgelände hatte sich ein spontaner Gründer gewagt, einen Plattenladen zu eröffnen. Dort trösteten wir uns über unsern nicht erfolgten Autokauf. Ich mit der „Impurity“. 1995 erfolgte dann der Zweitkauf auf CD. Warum? Weils hat sein müssen! Get me out o’here! Out of this trap!

Platz 5

5 jesus andNoch einen schmalen Tick besser, mit einer Briese mehr Ewigkeitscharakter ausgestattet ist diese hier: „Die beste Symbiose aus Lou Reed und Ramones, die sich denken lässt.“ Den Satz aus den Tagen, da Jugendradio DT 64 noch Kult war, hab ich mir gemerkt. Den Namen des Moderators, der ihn sprach, nicht. Jede Donnerstagnacht wurde 1987 bis 1989 dort das „besondere Album“ gespielt, also eine Chance, auf einem sehr gut empfangbaren Sender ein komplettes Westalbum in Stereo zu erbeuten! Und dalief dann eines Tages – „Darklands“; Stagnationsrock der Extraklasse von The Jesus and Mary Chain! Doo-dn-doodup-doo! Ja, wie kann man es anders beschreiben als jener Moderator? Leicht beschleunigter Lou Reed, bzw. doll gebremste Ramones, schmeißen auch ihre Texte zusammen und erzeugen ein düsteres Textfetzengebräu des „Nichts geht mehr!“ … „Ich freu mich, wenn’s regnet!“ … (stehend)“An der Wand“… Doo-dn-doodup- doo! Zeitloser kann Musik nicht sein!

Platz 4

4 palominoesThe Golden Palominos trunken vor Leidenschaft 1991; gefloppt und superbillig verhökert vom Weikersheim-Plattenversand für 1,29 DM, so um 1994 oder 95 herum. So geriet das Vinyl als Beifang nach Bludgeon House, um über irgendeine Bestellwert-Schranke zu kommen; dort auf den Plattenteller und von dort dann nicht mehr runter, bis die Familie zu maulen begann: „Ham’wer nicht noch ne andere LP im Haus?“

Die Palominos gehen zurück auf Anton Fier(drums), einen der vielen Ex-Members von Pere Ubu. Der lud sich nun hier 3 Sänger ein: Bob Mould (Ex-Hüsker Dü) und Michael Stipe (REM) für je einen Song und Amanda Kramer für alle andern dazwischen – und es passt!

Du lebst auf Messers Schneide, alles scheint gut: Die Arbeitslosigkeit ereilt dich nicht, das Gehalt steigt, dein Ansehen im Beruf ist okay, du wirst Hausbesitzer, während um dich rum soviele untergehen! Michael Stipe eröffnet mit „I‘m alive and living now!“ Yeahr, Man yeahr! Nur steht das Haus nicht dort, wo du es hättest haben wollen. Die Rückkehr in die Heimat wäre bei der Wirtschaftslage in Neu-5-Land auf sehr lange Sicht tollkühner Unsinn! Plan A ist also futsch. Sei Preuße nun! Und Bob Mould brüllt: „I‘m dyin‘ from the inside out!“ Während die Gitarren aus den Boxen fallen. Danke Kumpel, danke.

So. Soweit das Vorfeld. Nun die big Names! Tusch für die Spitzenkräfte der vorderen 3 Plätze!

Platz 3

3 mouldBleiben wir bei Bob Mould. Hüsker Dü lernte ich 1988 herum via DT Jugendradio kennen und nicht lieben. Zu lärmig, zu abgedreht, Texte nicht verstehbar – nüschd. Anfang 1990 kaufte ich, um ihn kennenzulernen meinen ersten New Musical Express. Darin eine Lobeshymne auf das soeben erschienene (erstaunlich ruhige) erste Solo-Album des Masterminds von Hüsker Dü: Bob Mould.“Workbook“. Ein Jahr verging und es erschien wiederum hoch gelobt, obwohl stilistisch wieder näher am Stil der ehemaligen Band „Black Sheets of Rain“. Dann kam die Jahresbestenzusammenfassung in die Kioske und erstaunt las ich, dass „Workbook“ Platte des Jahres 1990 und „Black Sheets…“ unter den ersten 10 für 1991 war. Nun war die Neugier doch da: „Workbook“ gekauft, der Eindruck erzwang dann den Kauf der „Black Sheets…“. Die „Workbook“ ist die bessere. Die „Black Sheets…“ ist halt Krawall. Grunge, wenn man so will. Den hat Mould eh schon mit Hüsker Dü erfunden! Fuck Nirvana! Schlag 3 wurde dann „Copperblue“, die er unter dem Bandnamen Sugar herausbrachte. Die ist wieder eher „Workbookig“, melodiös, mit mehreren Wutausbrüchen aufgelockert… usw…usf. Mould ist für mich der intelligentere Johnny Rotten. Bruder im Geiste von Joe Strummer(Clash), musikalisch konsequenter. Auch wenn die „Workbook“ filigraner als die anderen Alben herüberkommt, gilt auch für die: Regler auf und Drööööööööhn!

Platz 2

2 BraggBilly Bragg. Der Punk-Barde mit dem großen Herzen. Die katastrophale englische Schule durchlaufen, desorientiert in die Army gemeldet, in den Falklandkonflikt geraten, die Laufbahn quittiert, die Gitarre umgehängt; die E-Gitarre; und losgerotzt, was das Zeug hält: „Say, Fear is the men’s best friend!“ Ein paar Akkorde reißen und dreckigstes Colkney auf der Zunge – das wars!

„Wearing badges is not enough – on days like these!“

John Peel macht ihn bekannt. LPs folgen. Ruppig und solo die ersten, mit Band ab der dritten: „Red‘ mit dem Finanzamt über Poesie!“ Worauf kommts im Leben an? Überleben – „zwischen den Kriegen“!

2004 ging mir die „Must I paint you a picture“ ins Netz. The essential Billy Bragg. Ich denke, das stimmt. Von den ruppigen Anfängen mit all der Problemfülle des Alltags zu immer mehr musikalischer Vielfalt bei leider abnehmender Textintensität. Die besseren Gleichnisse kommen in den Frühwerken vor. Man wird halt älter. Die Revolutionsraserei ist ausgeschwitzt. — Schöne Fassung von „When will I see you again“ dabei! Three Degrees. Jaja. Billy Bragg hat Geschmack!

Platz 1

1 pere ubuKniefall vor – David Thomas. Pere Ubu. Komischer Name, komische Musik. Auch er hat seit Mitte der 70er nun ein Meer an Veröffentlichungen zu bieten. Nicht alles ist genial. Aber provokant ist er immer. Feuilletons Liebling war er lange. Ohne, dass die viel von dem kapiert hätten, was er so an den Mann/an die Frau bringt. Seine Textfetzen lesen – und als Angebot verstehen, sich seinen eigenen Reim drauf zu machen, lohnt sich. MIR fällt da jede Menge ein!

Ähnlich wie bei The The möchte ich einen Track und ein Album hier besonders würdigen. Der Einzelne Track stammt vom offiziellen LP Debut „The Modern Dance“. Da gibt es den 7Minüter „sentimental journey“. Wer nun an den Swing Orchester Klassiker denkt, hat schon verloren, denn es erklingen Störgeräusche und das Klirren zerberstender Flaschen. Vielleicht ist es auch ein Fernsehbildschirm oder ein Fenster, denn eine wütende, hörbar besoffene, Stimme lallt: It‘s a house…. (Klirr)….It‘s a rock…. Psahw!….(klirr)… or a TV….(Klirr)…A window…. Zum Schluss fegt ein Besen den Dreck zusammen. Da zerlegt einer seine Bude, weil es auf nichts mehr ankommt! Klasse!

Inspirierend für die Einstürzenden Neubauten, die Genialen Dilettanten Westberlins, den Expander des Fortschritts (Ostberlin), Depeche Mode…

Wut…Frust …Selbstmitleid – als Kurzhörspiel. Und gleich hinterher gibt’s die genölte Aufforderung „Humor me!“ Ja, das versuch mal. Das ist so der typische Ubu Sarkasmus. I like it!

Die Platte, die ich hier schonmal gepriesen habe, ist die 2002er CD „ST Arkansas“. Meiner Meinung nach die geschlossenste und neben „Cloudland“ (1988) am leichtesten konsumierbare seines Schaffens. Worum es IHM mit den Songs geht, kann ich nur raten, worum es MIR geht, wenn ich die Platte höre, hat ganz viel mit dem wunderbaren Film „Nebraska“ zu tun.  Ich sah 2014 zuerst den Film und kaufte wenige Tage später dieses Ubu-Album – und warum sich das so perfekt ergänzt, das ist mal später einen eigenen Post wert. Nur soviel: Von Song zu Song steigst du hier tiefer in die Frage ein: Was macht ein erfülltes Leben aus? Immer seine Pflicht zu tun? Ist Chancen verstreichen lassen tapfer – oder doof? Soll man sich aufopfern – um schließlich in den Arsch getreten zu werden? Sollte man selber treten?

Die Platte beginnt im alten Pere Ubu Stil krawallig und verschreckt somit sicher den ein oder anderen Interessenten. Ab Track Zwo wird sie episch. Musikalisch gefällig, weil die Texte genug Sprengstoff intus haben. Eine Platte, die mitwächst, mit deiner Lebenserfahrung.

Soweit meine 10 Lieblinge. Knapp die 10er-Gruppe verfehlt haben die Pixies, die Replacements und die Walkabouts. Auch die Friends of Dean Martinez will ich noch lobend erwähnen. Waren sowas wie die Ventures für die 90er. Sie alle hatten ihre gute Zeit ein oder zwei CDs lang, bevor die Selbstplagiate kamen. Ihre Musik klingt noch ansprechend, aber erzeugt heute bei mir keine Bilder mehr. Es ist, als sei der Zauber verflogen, der sie einst umgab.

Andere wiederum, wie z.B. Henry Rollins, Helmet, Bongwater bräuchte ich heute gar nicht mehr.

9 Gedanken zu “Bludgeons Music Ranking – die „kleinen“ Giganten

      • Ich verzichte hier auf eine Liste meiner Lieblingsplatten, finde es aber sympathisch, dass Du Deinerseits nicht die sattsam bekannten „Meilensteine“ und „Meisterwerke“ in den Himmel gehoben hast. Auf meiner Seite lege ich an dieser Stelle eine kleine Pause ein, gebiete der Flut von Worten sozusagen einen Augenblick Einhalt.

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  1. Deine Begeisterung für The The kann ich nur zustimmen…ich finde die heute noch klasse…vielleicht weil ich Berufspessimist bin 🙂 Sehr gut auch die letzten Platten von Talk Talk, Mark Hollis mit seiner eindringlichen Stimme ist ja erst vor kurzem gestorben…Grüsse von Jürgen

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    • Als Pessimisten können wir uns die Hand geben. Talk Talk sind Spitze, nur eben in meinen Augen nicht independent im Undergroundsinne.
      Mein Verhältnis zu The The ist ein gespaltenes. Da gibts auf jeder CD ein oder zwei sehr gute Nummern, aber der Rest erinnert mich dann eher an mein Krautrocktrauma, so Gnülpf-Mugge.“Heute komponieren wir mal nicht!“
      Zumal sich diese Tastenhengste der 80er ja gerne auf die Düüls und Co beriefen.
      Ich hab auch mal Tränen der Enttäuschung vergießen müssen, als ich ein Album von OMD am Stück gehört hab.

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      • Ich habe das Problem bei The The und OMD damals mit dem Cassettenrecorder gelöst….einfach aus allen Platten die für mich besten Stücke als Best of hintereinander auf eine C90 Cassette…Stimmt, Talk Talk sind unter dem Gesichtspunkt nicht independent…Hätten sie soweiter gemacht wie auf den letzten CDs wie Fruit Tree wären sie es bestimmt noch geworden 🙂

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