Hear! – Comes the sun?
Zwei Tage Sonne. Der Rasen explodiert geradezu! Aber schon pieselt sich‘s wieder einen weg, am Sonntagmorgen. November again? Her mit Frühjahrsmugge! Licht!
Eigentlich würden da ja Krokus passen. Gediegener Hardrock, der die Lebensgeister anregt, nach der Winterpause. Problem: Ich kenn‘ mich im Krokus-Schaffen nicht aus. Außerdem sind bei diesen Wetterkapriolen die pflanzlichen Krokusse-Kroken-Kroki (?! 😊) schon’ne Weile durch. Also stattdessen: Deep Purple mit Purpendicular. Die hab ich in exakt einer solchen Frühjahrstimmung gekauft, damals als sie neu war. Steve Morse war beigetreten, hatte Satriani ersetzt, der wiederum den Blackmore ersetzt hatte. Und was soll ich sagen: Mit Morse ging es wieder aufwärts mit der Band, nach einem laaaaangen Tief. Die Platte ist inspiriert und vielseitig wie nur was. Hat humorvolle Texte zu bieten. Animierte mich kurz danach auch noch eine DVD zu erwerben mit so einem Altherrenauftritt in Montreux, bei dem das beste dieses lange Swingjazz-Intro vor „Smoke on the Water“ war. Aber ich bin kein DVD-Typ. Man kann dabei weder lesen noch schreiben, also kam sie mir bald wieder abhanden. Die CD aber blieb. Lauter gute Nummern! Track 1 (Vroom!) nervt „im Alter“ ein wenig. Sometimes skip. Aber ab Track 2 bleibt alles bestens.
Chi Coltrane „The Message“. Ein Album aus Intershop-Tagen. Da hing die Platte lange. Republiksweit! Aber dort hab ich sie gar nicht her. Westplatten kosteten damals 100 bis 120.- M/0st auf dem Schwarzmarkt, je nach Verhandlungsgeschick. (Das nur zur Erklärung für Westleser, die hierauf stoßen.) Die lustige Geschichte ist die, dass da mal ein Kollege, der Freizeit-Jazzer war, zu Ostzeiten ein bissel Westgeld hatte und meinte, Chi Coltrane muss irgendwas mit John Coltrane zu tun haben. Gekauft- gehört -verzweifelt! Die war nun gaaaar nichts für ihn! Er spielte sie mir unter einer Kaskade von Flüchen und Selbstbezichtigungen vor, die in dem Satz gipfelten: „…und nun hab ich diesen Scheiß und kann froh sein, wenn mir mal irgend ein Depp so 70 Glocken dafür zahlt!“ – Jau. Der Depp saß bereits in seinem Zimmer. „Gemacht!“ Ich hielt ihm die Hand hin. Das Gesicht werd‘ ich nie vergessen! – Mir gefiel auf Anhieb schon der Opener „Running“, der so klingt, als würde sie bei Aufnahme auf einem Laufband joggen. Ich war gerade selbst in Jogg-Phase und sang das dann stets vor mir her, beim Loslaufen. Eingrooven, sozusagen. Das passte. Außerdem kannte ich jenen alten „Musikladen“-Auftritt von ihr mit „Thunder and Lightning“ und einen weiteren aus irgendeiner anderen TV-Show mit „Halleluja“ (Das ist nicht die Leonard Cohn Nummer, die in letzter Zeit so tragisch zu Tode geritten wird, in all den „Tälländ-Shows“!) Das ist Chi-Coltrane-„Halleluja“! Da drehte man als 16jähriger durch, wenn man das sah! Schneller schockverlieben ist schier undenkbar! DIESES Aussehen! DIESE Stimme! DIESER Blick! – und dann, nach diesen raren beiden TV-Schnipseln – NICHTS! 10 Jahre Funkstille – kein Hit, kein Airplay – bis zum Kauf jener gefloppten Come-Back-Platte. Inzwischen hab ich sie sogar auf CD aufgetrieben. Die muss jedes Frühjahr sein!
Spirit („selfteiteld“!), also das Debut aus den späten 60ern. Wie ich finde, ihre Gefälligste. Und: Sie hat dieses schöne „Beatles-Stereo“, die krasse Kanaltrennung, sodass auf beiden Boxen ganz unterschiedliche Dinge passieren. Das erweckt! Zu Ostzeiten bekam ich sie auf Band. Kurze Zeit nach jenem legendären Rockpalast-Auftritt. Vorher kannte doch auch niemand die Band! Danach wurden sie „Kult“ für’n knappes Jahr – und von der Allgemeinheit wieder schnell vergessen. Das Radio boykottierte sie richtiggehend! Ich vergaß die nie wieder. Und der interessante Typ aus der Nachbarschaft -Gott sei Dank- auch nicht! Von dem bekam ich eines Tages die LP geborgt. – Nach der Wende waren Spirit auch so eine Leerstelle im WOM und anderswo: Nix! Weder Vinyl noch CD! Dann kamen sie alle so ganz spärlich und in Durcheinander-Reihenfolge mal auf diesem, mal auf jenem Label raus. Jahrelang hatte ich sie nun lediglich als Datei auf Festplatte. Aber: Ich brauch‘ Musik auch in der Hand. Und nun seit Januar isse da. Die Gute! Mit „Mechanical World“! Diese Propheten! Mit John Locke, der heißt, wie jener berühmte Philosoph, der aber stattdessen von Spirit über diverse Zwischenstationen zu Nazareth gewechselt ist, einer anderen Favoriten-Band von mir. Naja. Und „Fresh Garbadge“ erinnert mich immerzu ans Schuppen Entrümpeln. Lästige Aufgabe. Aber der Sound motiviert!
Also raus jetz‘! Regen macht Pause.
Schon toll, was du alles aus deiner Kiste ziehst, werde ich mir mal zu Gemüte führen.
LikeGefällt 1 Person
Die erste Scheibe von Spirit finde auch ich als ihre Beste. Abwechslungsreicher und interessanter Weststaatenrock. Und Mechanical World war für mich 1969 der Türöffner in andere musikalische Welten. Bis heute ist diese Nummer eine der Inselmusiken für mich.
Ed Cassady und Randy California waren Verwandte, beide nicht mehr unter uns. Jay Ferguson gründete die Band mit dem fliegenden Schwein (?) auf dem Cover, der dritten Scheibe, glaube ich – Jo Jo Gunne. Mittelmässiger us-amerikanischer Rock.
Nach dem für mich enttäuschenden Auftritt im Rockpalast, gerieten Spirit an den Rand meines musikalischen Interesse. Wie etliche andere Westcoastbands auch. Egal ob S.F. Scene oder L.A. Scene.
Chi Coltrane lagert auch hier. Gute Erinnerung für ein Wiederhören.
Deep Purple waren für mich nach der zweiten Scheibe weniger aufregend geworden. Dafür rückte Steve Morse schon Mitte der 70er in mein Hörfeld als Gitarrist von den (Dixie) Dregs.
LikeGefällt 1 Person
Yepp. Über Spirit lässt sich abendfüllend reden oder bloggen: Die „Sardonicus“ halte ich für ihren Höhepunkt. Weiterentwicklung gegenüber dem Debut hör Ich da schon, aber das Debut geht halt gefälliger rein. Die haben Top-Alben gemacht, aber auch absolute Graupensammlungen herausgehauen. Je nachdem, welche Drogen gerade im Spiel waren. Und verkifft verquast dann vor sich hersabbeln oder gniedeln – das kennen wir inzwischen auch im Osten… Tragödien.
Was dem Xavier Naidoo da passiert ist, das ist Bilderbuch-exemplarisch gelaufen, wie man da vom Wege abkommt.
Spirits Debut find ich Klasse. Wie sie darauf die gräßlicheLP „Clear Spirit“ folgen lassen konnten – keine Ahnung (oder eben: Drogen! Siehste!). Und dann heißt die auch noch so, obwohl du bei jeder Tonfolge HÖRST: Ganz bestimmt nicht!
Mit dem Rockpalastauftritt geht es mir sehr seltsam: 1977 hat der mich umgehauen. Herrlich! Ich war unter den Schwärmern! Ne Band von 1968, die man NIE kennengelernt hätte, weil die nie im Radio liefen! Und dann so ein Auftritt!
2007: „30 Jahre Rockpalast“: Der WDR wiederholt. Ich seh den Auftritt wieder und find ihn grottig. Eintönig. Auch soundmäßig Gülle. Nix.
Irgendwann 2016 herum hab ich darüber hier im Blog schreiben wollen und deshalb hab ich mir bei jutuhb das ganze Ding wieder angehört: Wollte es eigentlich verreißen – aber: Ich war wieder begeistert! Es wurde ein Loblied.
Ich kann das nicht erklären.
Tja.
Drogen waren meinerseits NICHT im Spiel. Weder 77 noch 07 noch 17.
By the way: Ganz großartige Drogentruppe ist ja auch der Quicksilver Messanger Service. Die „Just for Love“ ist geradezu perfekt als Platte/CD.
LikeGefällt 1 Person
Zustimmung bei Spirit. Ich bin inzwischen überzeugt, dass sich durch Alkohol und Drogen sehr viele anfangs gute Bands am Ende selbst abgeschossen haben. Die musikalische Qualität ging den Bach runter und viele Musiker übern Jordan.
Ich bin als Gymnasiast (schmale Börse!) mit den Label Samplern gross geworden. Da habe ich bis Mitte der 70er ein breites Spektrum us-amerikanischer Bands kennengelernt. Von vielen Bands, ganz gleich ob S.F., L.A. oder EastCoast Szene kenne ich die Anfänge ihres Schaffens, ihre ersten LPs. Mit denen hatte ich mehr zu tun als mit englischen Bands. Das hat sich dann aber schnell geändert, als die erwähnte Qualität nachliess oder gute Musikanten das Zeitliche gesegnet hatten.
QMS waren anfangs auch sehr stark, auch die 13th Floor Elevators, Und für den „Niedergang“ symptomatisch sind für Jefferson Airplane und alle ihre Seitenprojekte…
LikeLike
Hm. Jefferson Airplane halte ich eher für „schon immer überschätzt“. Klar haben die Hymnen gemacht, aber von allen ihren LPs war ich doch sehr „ernüchtert“.
Was Amis oder England angeht, da bin ich klar musikalischer Ami-Askari. Das zog sich so durch. The Who und Bowie, Billy Bragg … aber dann ist bei mir schon so ziemlich schluss mit England.
PS: Ian Hunter vergessen – wie konnte ich nur! Also der auch noch. Soll aber geraume Zeit in New York leben. Hach: Und die großen Prog-Bands, die sind ja auch noch Insel-Boys. Okay. Aber die Masse von den CDs, die hier stehen: Amiland-Mugge. und Deutsches.
LikeLike