Programmatischer Soundtrack zum Lesestoff: Controversy! (Prince) Dauerschleife empfohlen. đ
Weiter gehtâs in der Zeitreise, way back and wieder zurĂŒck. Diesmal soll Deutschrock im Mittelpunkt stehen. Deutsche Texte. Futter fĂŒr den Geist. Wer waren die Leibköche? Was ist geblieben? Was hat sich abgenutzt?
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1.Vorangestellte ErlÀuterungen
Meine Musiksucht wurde schon in sehr frĂŒhen Jahren sehr textlastig. Ich wollte immer verstehen, was Elvis, Jimi, Johnny & Jon da so singen, nicht nur das GerĂ€usch drum rum. Bisweilen behielt ich Aufnahmen, weil der Text Klasse ist, obwohl die Musik eher nicht bei mir ins Schwarze traf. Allerdings wurde ich trotzdem kein Liedermacher-Maniac. Dieses spĂ€rliche Gitarrenrupf; bzw. Bandoneon-QuĂ€k war dann doch zu âlahmâ und âzu zahmâ, um als âgefĂ€hrlichâ irgendwas herzumachen. Hinzukommt das ĂŒbersteigerte Sendungsbewusstsein vieler solcher LiedermacherfĂ€lle, die mit so Besserwissergrinsen in der Stimme ihr trotzdem oft erbĂ€rmliches Zeug deklamierten: Fluchtreflex vor Biermann, vor Demmler-Solo, vor Wecker, Wader, Degenhardt. Ich gebe zu, dass bei denen allen mir frĂŒher oder spĂ€ter mal das ein- oder andere Liedchen aufschlug, was mich dann meist ausrufen lieĂ:
âSchade, dass das der XY ist. Kann das nicht mal Jane covern?â
(Denn Jane wiederum ist eine Band, die mir mit ihrem âat homeâ Live Album sehr gefĂ€llt, denen ich aber bessere Texte gewĂŒnscht hĂ€tte.)
Wenn es also diese Volksbelehrer nicht sind, wer ist es dann, der Musik und Text in deutscher Zunge in Einklang brachte?
Ich schĂ€tze noch immer Danzer, Ambros, STS; die fallen mir immer als erste ein. Die Ăsterreichfraktion hat deutlich die Nase vorn in Sachen WertschĂ€tzung. Ein bissel eingebĂŒĂt hat Ernst Molden, der mir etwas zuuuuu sehr auf ânur Wienâ ausgerichtet scheint. Sein Doppeldecker Wien/Foarn ist hier seit 2010 nach anfĂ€nglicher Euphorie nur noch sporadisch und mit viel skippen zum Einsatz gekommen.
Schauen wir nach Westen zum ehemaligen âGlassnfeindâ, bleiben Achim Reichel und Stefan Waggershausen konstant angesagt: Nicht alles – aber vieles von ihnen aus unterschiedlichen GrĂŒnden und ebensovielen Jahrzehnten ihres Schaffens.
Ostdeutsche Singer/Songwriter-PhĂ€nomene sind rar gesĂ€t. In den Mauerjahren ĂŒbernahmen deren Aufgabe die Berufslyriker, die die Rockbands mit Text versorgten. Da fandest du dann auf mancher Rockscheibe ganz unvermutet Konterbande â und der Gag war, dass mancher, der sie vortrug, nicht einmal kapierte, was ihm da in den Mund gelegt worden war.
Abseits davon bleiben als kluge Reimschmiede mit ĂŒberregionaler Reichweite, die das Stilett der Doppelbödigkeit selber beherrschten: Wolfgang Bodag(Engerling) Tamara Danz(Silly); Kai-Uwe Kohlschmidt(Sandow) und Gerhard Gundermann ĂŒbrig; auch der kurzlebige Ruhm des Arno Schmidt aus Rostock sei noch erwĂ€hnt, dessen Texter aber ĂŒberwiegend Ed Stuhler war. Gundi und Schmidt wurden ja DIE Tröster der Ossi-Befindlichkeit der frĂŒhen 90er. Es wĂ€re unter UmstĂ€nden interessant geworden, mitzuerleben, was von ihnen noch gekommen wĂ€re, welche Entwicklung sie genommen hĂ€tten. Aber Gundermann starb mitte der 90er einen frĂŒhen Tod und Arno Schmidt verschwand aus den Medien. Seine âAber Fliegenâ Amiga LP und die âKeine Zeit Songsâ von 1990 gehören jedoch zum allerbesten, was ĂŒber jene Zeit gereimt wurde.
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2. Drei kulturelle Erfahrungen
Aber wie verhĂ€lt es sich mit den âGroĂkopfertenâ der Branche?
Was ist mit Grönemeyer?
Nun: Ich fand seine âCurrywurstâ witzig. So 82/83 herum. Sie passte in die NDW. Das Ding war originell und sorgte im Verein mit âMĂ€nnerâ fĂŒr seinen Durchbruch. (Dass eigentlich Diether Krebs âVater der Currywurstâ war, erfuhren wir ja erst in den spĂ€ten 90ern. Der einzige humorvolle Ausrutscher im Grönie-Repertoire.) âBochumâ den Song mochte ich, weil ich fast immer gut finde, wenn Barden Heimatwurzeln gieĂen. (Lindenberg verzapfte soviele Nordlicht-/KapitĂ€nsgesĂ€nge, dass wir im Osten annahmen, er kĂ€me von da. Da kannste mal sehen, wie irrefĂŒhrend sowas auch sein kann.) Im Unterschied zu Waggershausen und Reichel allerdings fehlte mir bei Herbert G. immer was. Seine LPs hingen im Shop. Ich erwog nie einen Kauf. Es lag wohl an diesem Dauerpressen seines âGesangsstilesâ. Das jemand nölt, wie Udo, krĂ€chzt wie Rod Stewart, oder StimmbĂ€nder gurgelt wie Tom Waits, das geht. Aber dieser nie enden wollende Kackvorgang, wie bei Grönemeyer â das warâs halt fĂŒr mich nicht. Sehr viele sahen das anders. Es kam zur Grönie-Hit-Kette. Und zu diesem rĂ€tselhaften Hype. Wieso nicht Reichel? Wieso nicht Kunze? Wieso Grönemeyer? Welchen Trick mehr kannte dessen Manager? Einer meiner Raumteiler hatte âĂâ und âSprĂŒngeâ aufgenommen und mir davon ein Band geschickt, als wir schon in unseren Absolventenverbannungen saĂen. Fand ich nett. Hab die BĂ€nder auch einige Male gehört. Fan wurde ich keiner. âVollmondâ und âWas soll dasâ gefielen. Der Rest blieb nicht hĂ€ngen. Keine brauchbare Zeile fĂŒr den âZitatenschatzâ. – âKinder an die Machtâ fand ich bedenklich verkehrt: Ich sage nur âKampf um die Schippeâ und âKlassenkeileâ! Diese âKindesvergottungâ ist ja DER Fehler ĂŒberhaupt, der sich durch die westdeutsche Magst-du-Magst-du-PĂ€dagogik zieht. Noch ging sie uns nichts an. Dann kam die Wende und Grönie hat ja so einen Hang gehabt, keinem Interview auszuweichen und auch âZeuchâ zu erzĂ€hlen, wenn er nicht Bescheid weiĂ; ohne RĂŒcksicht auf Verluste, u. a. war da immermal wieder die Frage: Warum haben Sie nie in der DDR gespielt? Kunze, Maurenbrecher Stoppok, Meinecke waren doch auch drĂŒben?! â Und seine Antwort war der blanke KĂ€se. Das war das erste Abwinken meinerseits â und die LP âLuxusâ war der Bruch: âWir feiern hier ne Party und du bist nicht dabei.â Zwar kritisiert er hier und in „Hartgeld“ bundesrepublikanisches Jetset-Gebahren; jedoch bleibt es ein Songzyklus fĂŒr- und ĂŒber die alte Bundesrepublik. Ossis, das ist so eine Spezies wie die TĂŒrken, ĂŒber die man irgendwie mitleidig singt, deren BeweggrĂŒnde fĂŒr Wende oder Kohlbegeisterung ihm jedoch wurschd sind.
Im Anschluss kamen dann so MTV-Videos auf der Basis von Wort-Scrabbel âBleibt alles andersâ und nach dem persönlichen Schicksalsdrama die CD âMenschâ. Hm. Meine Frau fuhr auf sie ab. Auf die Platte und die Geschichte dahinter. Gott sei Dank fuhr sie mit Freundin zum Konzert â und ich konnte zu Hause bleiben. In meinen Ohren war da der Missklang, persönliche Betroffenheit in verstiegene Phrasen transponiert zu haben: âUnd der Mööööönsch bleibt Mönsch! Weil er spĂŒrt, und weil er lebt!â Naja. Warum erzeugt das keine GĂ€nsehaut? Das wird alles so kalt herausgenölt wie immer. Er bleibt halt soâne Art krakeelender Feldwebel.
Grönemeyer-Alben kaufte ich keine nach.
Weiter im Text:
Ein Trauerspiel, rockhistorisch betrachtet, ist fĂŒr mich auch der Westernhagen. Mann, war der gut zu Zeiten von âPfefferminzâ, âDickeâ, âLoch in meiner Tascheâ, âGertiâ usw! Das waren die 70er! Der deutsche Steve Marriott ist da! In den 80ern schwĂ€chelte er gewaltig. UngefĂ€hr wie Queen: Hui und Pfui und nichts dazwischen, wenn du mal ne LP von ihm ergattertest. Im Radio lief âNur in der Kneipe fĂŒhl ich mich freiâ zu NDW-Zeiten; zeitgleich âGeiler wĂ€râs schonâ und âLasst uns lebenâ â DIE Studentenhymnen schlechthin. Wir hieperten nach der Platte. Dann tauchte sie im Bekanntenkreis auf und jeder wollte sie aufnehmen. Hach. Was fĂŒr eine EnttĂ€uschung! âDie Kneipeâ war gar nicht drauf. Und auĂer dem halbwegs witzigen âTake four because your Birne is weichâ â nur Graupen. Das war eine heilsame Warnung vor weiteren LPs von ihm. In der Wendezeit hatte ich âHerz eines Boxersâ und âSonne so rotâ in den LĂ€den stehen sehen â fĂŒr nur 9,90 DM. Aber ich sah auch mich immer wieder weilandâ84 vor dem Jupiter(TonbandgerĂ€t) sitzen, wĂ€hrend die Aufnahme jener âGeiler wĂ€râs schonâ lief: âEine Nulpe nach der andern – brichste ab? Band sparen!â So lieĂ ich seine LPs in den LĂ€den â und tat gut daran. In den spĂ€ten 80ern gelangte immer mal wieder ein gelungener Song von ihm ins Radio. Die LP Vorstellung der âLausige Zeitenâ â87 oder â88 hab ich noch als gut im Ohr. Ăberraschend stark; 5 Songs Radiobeute! Als in den 90ern âsein Hypeâ lief, wurde es unertrĂ€glich. Er mutierte zum Brioni-Rocker, reimte âNataschaâ auf âFlaschaâ und kein Song erreichte mehr diese angenehme âProletarische Frechheitâ seiner frĂŒhen Jahre. Auch hatte er sich einst bei Interviews schön unangepasst und âehrlich wirkendâ gegeben. Nun aber sonderte er unverbindliche Sprechblasen ab. Keine Ecken, keine Kanten mehr. So richtiger Handtaschenschwinger-Pop war das auf einmal. Alle meine Kolleginnen fuhren auf seine Konzerte! Ihre MĂ€nner mussten mit. Zu âSekt oder Seltersâ-Zeiten, wĂ€re es genau andersrum gewesen! Aber die Damen hĂ€tten ihren Mokick-Rockern eher den Laufpass gegeben als mitzugehen.
Dritter Fall. Kunze. Heinz Rudolf. Auch er gehört in diese Reihe abgeschlossener Kapitel bei mir. Er war mal DER BESTE! Er hatte 1982 kaum die erste LP drauĂen, da sendete der NDR2 ein 90 Minutenkonzert von ihm. Ich hatte Platzmangel auf meinen BĂ€ndern und hinterher deshalb nur ungefĂ€hr eine Stunde davon auf Band. -Wow! â Die Songs, die sich spĂ€ter ĂŒber die 4 ersten LPs verteilten. Und mit 22jĂ€hrigen Ohren angehört, fegten mich âGenug ist nicht genugâ, âan nichts gewöhntâ und âBestandsaufnahmeâ regelrecht ĂŒber den Haufen. Platt. Glasigen Blickes die Tonbandspulen anstarrend, saĂ ich da: Was ist das? Der zweite Reinhard? Das haut dich um, wie die â20 Uhrâ damals! âNachts um halb drei, wenn jede Frau in deiner NĂ€he Anette heiĂtâŠâ, âFĂŒr nichts und wieder nichts und wieder nichtsâ, âDas Lamm Gottes kann nicht mehr schreinâ, âRegen, Regen in Berlin, wenn sie geschlagen ĂŒbern KuâDamm ziehnâ. Ich hörte das immerwieder- und begann selber zu reimen. FĂŒr die Schublade. â Kunzeplatte-Kunzeplatte-Kunzeplatte! Die Gier war unertrĂ€glich. Bis Sommerâ86 musste ich mich gedulden. Plauen. Flohmarkt. âDer schwere Mutâ. Seine Dritte fĂŒr 120.- Ostmark, wie damals ĂŒblich. Auch so eine Heimfahrt, auf der ich völlig high war, ganz ohne Alkohol.
Als ich sie zu Hause hörte dann der DĂ€mpfer: Lagune, Zeitlupe, Keine Angst â die drei waren im Radio gelaufen und der Kaufanreiz gewesen. Der Titelsong und die arme Johanna waren okay. Macht 5 Songs. Der Rest â Hm. Mit Klimperklamper unterlegte Tagebuchnotizen. Immerhin taucht da die Metapher âĂlpest der Tonkunstâ auf, die ich seither immermalwieder gern verwende. Was will er mit diesen bescheuerten 6 Minuten Muttertötung im Song âDie FĂŒtterungâ zum Schluss? Das gemahnte in Zukunft auch zur Vorsicht in Sachen Kunze-Platten: Halt dein Geld zusammen fĂŒr sicherere FĂ€lle! Die Platte behielt ich trotzdem. Sie wurde ja ein begehrter KnĂŒller im Freundeskreis und brachte mir einige andere LP-Aufnahmen als Ăquivalent ein. Somit hat sie sich amortisiert.
âSicherheitsdienstâ, âVerlassen von allen guten Geisternâ, âLolaâ, âVertriebenerâ, âFallenstellerâ, âKlausâ. Wie am FlieĂband kamen Kunze-Songs ins Radio und wenn dann mal eine Aufnahme misslang, war das fast ein Grund fĂŒr Suizid. Die âWunderkinderâ-LP bekam ich ran – zum Aufnehmen. Wunderbar! Im Sommerâ89 dann sogar Kunze live in Leipzig im Rahmen der âSongpoeten-Tourâ. Karten kriegen, war kein Problem gewesen. Es handelte sich um zwei Doppelkonzerte: Stoppok/Kunze und Meinecke/Maurenbrecher. An zwei aufeinanerfolgenden Abenden. Ein Dissidentenfest! Soviele doppelbödige Zeilen! Feuerwerk im Kopf! âUnd wir erreichen die offene Seeeee!â
Dann Wendezeiten: Die âDraufgĂ€ngerâ liegt im Laden und enttĂ€uscht. FrĂŒher berief er sich auf Randy Newman und Billy Joel. Nun wollte er âmal die AC/DC Gitarre auspackenâ. Das misslang grĂŒndlich. Randy Newman wĂ€r das nie passiert. Die Gitarren, die Stimme, sein Aussehen â drei Unvereinbarkeiten. Dazu sein Textversuch, die Wendeverwerfungen im Osten aufzugreifen. In abgehobenem West-Sprech irgendwie. Gundermann brachte das wenig spĂ€ter besser und vor allem melancholischer auf den Punkt.
Die âMacht Musikâ von 1994 wurde dann die letzte, die mich begeistern konnte. Da war er wieder, der unangepasst scheinende Selbstdenker: âFetter alter Hippieâ â ich bekam gerade im Zusatzstudium von Westprofessoren eine Ăberdosis Dutschke-Revolution verabreicht, um sie pflichtschuldigst nachzubeten; verbrannte mir ein paar Mal im Seminar das Maul und schwieg dann wieder wie zu Ostzeiten: Spinn halt rum, du fetter alter Hippie; und gib mir den Abschluss. Es gelang. Schweigen war wiedermal Gold und ich war eins mit HRK.
(Der Witz an diesen Vögeln war, dass sie stundenlang ĂŒber âdie Indoktrination und den erstarrten Formalismus im SED-Unrechtsstaatâ wettern konnten, aber nicht merkten, dass sie sich genauso auffĂŒhrten. âKeine Widerrede! Heiliger Rudi, bitte fĂŒr uns!â)
Es gab also reichlich Veranlassung, die âMacht Musikâ daheim ĂŒberzustrapazieren, sodass hinterher der Eichstrich erreicht war. Als ich nach jahrelanger HRK-Abstinenz dann neue CDs antestete, hatten wir uns auseinander gelebt.
Ăhnlich wie bei Westernhagen war es aus mit den Wow-Inhalten. Er verharrte in jenem hypermoralischen Utopia, das sich Studenten, mehr oder weniger duhn, so zusammenbasteln, wĂ€hrend sie Vorlesungen schwĂ€nzen. Mit20er kann sowas abholen, passt jedoch nicht mehr zur Lebenserfahrung des Mit40ers. Manko Nr.2: GefĂŒhl gibt es immer nur ansatzweise; und immer so gönnerhaft âvon oben herabâ. AltvĂ€terlich. – Sein âWunderkindertextâ war wahr geworden ââŠwir werden auch viel schneller als andre Kinder altâ. Der letzte gute Song, der sich mir einprĂ€gte, ist âWo warn wir stehen gebliebenâ. Feierabend.
3. Happyend
Danzer ĂŒbernahm. Sein Regalabteil hier wurde schnell immer breiter! St.Georg schaffte es, die Lebenssituation kluger EinzelgĂ€nger âjenseits des 42. Geburtstages, wenn es beginnt, abwĂ€rts zu gehenâ(Gundermann-Zitat), auf den Punkt zu bringen, mit erholsam wenig âverordnetem Optimismusâ. Der Danzer singt â wieâs isâ. Und er hat kein Problem damit, Selbstironie, Wut, sogar Verzweiflung zu zeigen, wenn es der Inhalt erfordert. Ein Alterswerk, das sich sehen(und hören) lassen kann.
Ich hörte gerade STS, als ich diesen Beitrag las. Mit Kunze fange ich null an. Westernhagen ganz minimal. Er war bei uns damals Jugendliche mit „Wieder hier“ total angesagt. Grönemeyer, ja, dafĂŒr bin ich empfĂ€nglich.
„GroĂe Dinge“ und „AtemzĂŒge“ sind das Nonplusultra vom Danzer. „Von Scheibbs bis Nebraska“ finde ich leider nicht so gut. Seine Werke schwanken oft zwischen Genie und Wahnsinn.
Aber ja, die fĂŒr mich allergröĂten Liederschreiber sind und bleiben STS.
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âBin wieder hierâ ist ein wunderbarer Song auf einer CD, auf der ich kein zweites brauchbares Lied fand.
Meine absoluten Danzerfavoriten sind âGroĂe Dingeâ und âKreiseâ.
Auf der Scheibs gefĂ€llt mir vor allem der Titelsong. Ich muss da immer an so DMAX Sendungen a la âGerminatorâ denken. Und ne gelungene Poente hats ja obendrein.
Also alles in allem liegen wir da geschmĂ€klerisch nah beieinander. Allerdings der Grönie….nĂ€!
Da gabs vor rund nem Jahr ne NDR TALKSHOW da kam er als herbeigesehnter Ehrengast verspĂ€tet und dann gabs Personenkult total. Und er wie der leibhaftige Geheimrat von Weimar hielt Hof und lieĂ sich preisen fĂŒr sein Engagement im Osten, âweil die da Hilfe brauchenâ. (Klar, Massa Herbert.)
Brrrrrr. Wenn ich ihn vorher gemocht hÀtte- ab da wÀrs nicht mehr möglich gewesen.
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Da ist dir ein ganz schöner Rundumschlag gelungen. Ich kenne leider fast nichts aus dem Osten und im Westen finde ich auch Achim Reichel aber vor allem Rio Reiser ganz groĂ. Grönemeyer war nie so mein Ding.
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Rio und die Scherben sind ein kompliziertes Kapitel. Wollte sie erst mit reinnehmen, aber dann wars zu lang und ich hĂ€tte noch nen 5.Fall gebraucht. Vllt mach ich noch nen Teil2 ĂŒber Deutschrocker. Mal sehn.
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Ich bin nicht so gut informiert wie du, finde es toll, wie du das alles beleuchtet hast und wĂŒrde mich freuen, noch mehr zu erfahren.
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Wo ist denn der Maffay bei dir? (Bei mir gibt’s ihn nicht). Aber da sieht man mal, was die musikalische Sozialisierung bedeutet; Grönemeyer war bei mir meist vorne dran. Und wer Grönemeyer hörte, hörte nicht Westernhagen. Zu Beginn und erst recht Mitte der 90er habe ich mich dann ein wenig neu aufgestellt – seither klingen alle genannten wie alte Kamellen, ich höre sie durchweg nicht mehr in erster Reihe. Danzer, Ambros und Co. teils schon Jahrzehnte nicht mehr. Nicht mehr meins.
Auf einem selbst zusammengewĂŒrfelten „Deutsch-Sampler“ sind dann drauf: Voltaire, Wir sind Helden, Element of Crime, Tele, Tomte, Kante, Juli (ok…), usf. Ăber allem thront bei mir dann Selig. Ab und an die Rauchgemeinschaft oder den Fahrstuhlschacht anhören, das hat schon was erfrischendes. Aber auch die neuen Sachen sind durchaus anhörbar. Tausend TĂŒren und so.
So. Muss mal an den Plattenschrank….
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Oje. Da schlÀgt der Altersunterschied voll durch. Von deinem Sampler gefallen mir nur Element of Crime.
Aber das ist auch so ein Inspirationskick. Ich hatte die fast vergessen und nu fallen mir noch Tocotronic ein…
Also könnt ich ja doch noch nen zweiten deutschen Teil …
Mal ĂŒberschlafen.
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Interessanter Beitrag und namensvoll ĂŒberdies.
Was mir dazu einfÀllt ist:
1. Texte waren/sind mir sehr wichtig. Ich erinnere mich an die ersten englischen Texte und meine noch unbeholfenen Versuche, Sinn aus den akustischen Wortlabyrinthen des Gehörten zu destillieren.
Viele Musikanten scheiden fĂŒr mich somit weitgehend aus. Einer der GrĂŒnde, warum nur wenige us-amerikanische Musikanten/Texter sich im Archiv befinden.
2. Lindenberg oder Westernhagen waren anfÀnglich aufregend. Lindenbergs Konzerte habe ich von Andrea Doria bis zur Dröhnland Symphonie gesehen, dann war Schluss. Nichts Neues mehr. Erst Jahre spÀter die beiden Alebn mit Cover Versionen entdeckt.
Westernhagens „Fasten Seat Belt“ war eine zeitlang der Rauswerfer in der Diskothek unsrer Wahl. In den Fokus geriet er etwa 1978. Nach Udo L.indenberg Verabschiedung. Pfferminz, Sekt oder Selters und Stinker. Dann trat der Lindenberg Effekt ein. Noch einige folgende Titel – aus biografischen GrĂŒnden „Rien ne va plus“ – Schluss. MWW im Verbund mit Boris Becker – jaja, iss schon gut.
3. Das stossweise Genuschel Herrn Grönemeyer (i.e. Gröhlegeier) war mir fast von Anfang an unertrĂ€glich. Ăberdies lauschten diesem Mann allenfalls die Frauen in meinem Umfeld.
4. Maahn, Kunze, Maffay und andere sind an mir vorbeigeflogen. Keiner hat mein Interesse an mehr geweckt. Warum auch immer. Bei Konstantin Wecker weiss ich es wenigstens. Trotz aller guten Texte ist sein gesang. Ăfter mal wieder versucht; es geht einfach nicht.
5. Hannes Wader war einige Jahre lang wichtig, weil er meine Befindlichkeiten und Ansichten gut bedient. Zudem war er als Gitarrist ein Vorbild. Von ihm sind mir wenige Nummern wichtig geblieben, diese dafĂŒr jedoch mit intensivem Erleben verbunden.
6. Das Bewusstsein erweckend war als Texter auch „VĂ€terchen“ Franz-Josef Degenhardt wichtig fĂŒr mich. Einige seiner Balladen und Lieder sind in ihren Aussagen noch immer gĂŒltig. Leider muss man sagen.
7. Von frĂŒh an auf dem Schirm waren die Ăsterreicher. Allen vorweg natĂŒrlich Andre Heller. Gleich danach Arik Brauer, Wolfgang Ambros und Georg Danzer. Geblieben, sind nach einer langen Pause meinerseits, in der ich seiner Arroganz ĂŒberdrĂŒssig war, Andre Heller. Nie werde ich das Konzert in vergessen, in dem er einen Zuschauer mit Worten eiskalt niedergemacht hat. Mittlerweile scheint er gereift und bedauert seine vormalige Exzentrik.
Arik Brauer ist nach seinem ersten Album irgendwie verschwunden. Ambros ist mir mit seinen Dylan Versionen geblieben, auch einige andere alte Titel, der Rest hat sich verzehrt.
Danzers Werke so zwischen 1977 (Unter die Haut) bis etwa 1982 (Ruhe vor dem Sturm) stehen stabil. Nicht sehr nah aber nie verloren im Archiv.
Mir fĂ€llt auf, dass ich bisher ĂŒberhaupt keine Damen erwĂ€hnte. Nun, vielleicht bei anderer Gelegenheit.
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Interessanter Ăberblick.
Zu 1. „…deshalb so wenig Amis“: Naja, selber Schuld. Du willst ja partout nicht an die Eagles ran/oder Henley Solo; dann wĂ€ren es schon mehr. Und dann wĂ€re da noch ein Meeeeeer an Alternative Country aus der Dave Alvin- und Guy-Clark-Ecke: Das sind schon vollendete Philosophen.
Bei Danzer fehlt das SpĂ€twerk. In den 80ern schwĂ€chelte er nach „traurig aber wahr“, mit „GroĂe Dinge“ kam er zurĂŒck: StĂ€rker denn je.
Heller. Ja da woar amohl wooohs. Der hat sich bei mir ĂŒberlebt. Ein paar kluge Zitate sind geblieben.
Damen in DER Szene? Da wirds dĂŒnne. DIE Ulla – ja. Anette Humpe anfangs – auch ja. Und dann?
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Zu den us-amerkanischen Musikanten. Ich bin mit Us-Amerikanern gross geworden, habe spĂ€ter zwanzig Jahre mit welchen zusammengearbeitet (wobei zusammen…???) das wird nix mehr zwischen dem Land, seinen Bewohnern und mir.
Was die Damen betrifft. Mir sind sie ja erst am Schluss meines Kommentars eingefallen. Bei Meinecke und der frĂŒhen Humpe kann ich gut zustimmen. Ist aber schon eine dĂŒnne Luft…
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