Nach dem Goldrausch

Inspired by ihm hier

und der allgemeinen Situation.

 

(dt. Version: Bludgeon)

 

Ich träum von Rittern und von Feen

Und guter alter Zeit

Von Burgen auf Felsen im Wald

Von Paradiesen voller Leben und Geschichten darin

Doch die Menschheit macht sie kalt.

 

Die Sirene heult im Dauerton

Und ich seh die Wehren fahrn

Heut brennt ab,  was die Ahnen tausend Jahre schon

konnten grade so bewahrn

Erst wenn der letzte Stamm geschreddert ist

Und das Laminat geklebt

Sieht der Mann, der es am Baumarkt in den Kombi schiebt, dass um ihn rum nichts mehr lebt

Sieht der Mann, der es am Baumarkt in den Kombi schiebt, dass um ihn rum nichts mehr lebt.

 

Ich lieg in einem ausgebrannten Kellerloch

Und der Mond knallt mir ins Gesicht

Ich kam davon und frag mich: Wars das schon, das Ding mit dem jüngsten Gericht?

Ein paar Lied-Fetzen stelln sich ein

Kaum dass ich wieder steh

Sie erinnern mich an einen Freund

Während ich durchs Brandland geh.

Ja, Elvis erinnert mich an Franky-Boy,

ob ich den jemals wiederseh.

 

Ja, ich träumte, das Franky zu mir sprach

Kurz vor sei‘m finalen Infarkt

„Undn an der Saale ham paar Schbinnor vor’ns,

ne jroße alte Arche geparkt“.

Sein Gesicht vergeht und ich mache mich ran

Nachzusehen, was dort geht

Seh, dass die Verladung schon begann

Während alles Schlange steht.

Seh, dass die Verladung schon begann

Und alles Schlange steht.

 

Wer keinen Platz erwischt, rennt am Ufer mit

Als sie dann von dannen zieht

Ich bleib allein zurück im versteppten Land

Allein mit meinem Lied.

 

(Hier gehts zur sehr guten Coverversion)

15 Gedanken zu “Nach dem Goldrausch

  1. Unglaublich, wie Du das machst, einen Text als einen eigenständigen Schatz zu würdigen und ihm gleichzeitig die eigene Seelenpoesie einzuhauchen … einfach nur wunderbar … und um es noch mit meinem Lieblingswort zu bekräftigen: REALLY !!!!

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  2. Dialog zwischen einen Urwaldabfackler und einen Laminatfaschisten: Verdammt, wir haben schlechte Presse. Die Leute lassen sich nicht mehr weismachen, dass es nicht so schlimm ist. / Das macht gar nichts. Im Gegenteil. Wir müssen den Leuten nur erzählen, dass ohnehin alles zu spät ist. Wenn die denken, der Prozess ist unumkehrbar, dann sagen die Scheiß drauf, steigen in ihren SUV und fahren fröhlich zum Baumarkt! / Und wie mach ich das? / Ich habe da einen ganz suizidalen Text, der jede Hoffnung zerstört…

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    • ….they don’t care about us.

      Lass mal überlegen:
      Welches Hoffnungsmärchen hätte ich sonst ausgraben sollen:

      – „und der Mööööönsch heißt Mönsch! Weil er liebt und weil er lebt….“ Aber das gibts ja schon auf deutsch.

      – eine Online-Petition zum Laminatverzicht schalten. 30 000 digitale Unterschriften in 2 Tagen und 0,0% Nachfragerückgang,

      – einen Blitzkrieg der UNO-Staaten gegen Brasilien und Bolivien fordern und beide Länder hinterher unter Zwangsverwaltung stellen und Aufforstung erzwingen…

      – ich hab’s: Wednesday for woods! Jeden Mitwoch Generalstreik in allen Industriestaaten bis sich dieser Balsamicorario da unten selbst erschießt.
      Ach watt, Bio kaufen, Fahrrad fahren und die Grünen wählen reicht, das Beispiel macht ja grade weltumspannend Schule – alles wird gut.

      ….

      Bin gradezu inspiriert, was mir da so alles einfällt. Stoff für nahezu 100 Hollywood-Skripte a la „allein gegen die Mafia“.

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  3. Fahrrad fahren und Bio kaufen ist schon mal ein Anfang. Mehr kann niemand von Dir verlangen.

    Ruskin beschränkt die Religion darauf, uns bei unseren verzweifelt geringen moralischen Anstrengungen und Wirkungsmöglichkeiten HOFFNUNG und GLÜCK zu geben. Nun, wir haben keine eigentliche Religion; aber anzunehmen, dass wir nicht die einzigen besorgten Menschen sind und dass sich die Anstrengungen Vieler zu Ergebnissen summieren, erfordert keinen Wunderglauben.

    Zur musikalischen Untermalung schlag ich einen Gospel vor.

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  4. Der Text ist eine oberflächliche und wertlose Sammlung von Kuriositäten von einem jungen Journalisten, der vielleicht froh war, irgendwo unterzukommen und dem die rechte oder wenigstens „wirtschaftsliberale“ Tendenz des Journals egal war. Er hat sich sicher zwei oder drei ganze Stunden mit dem Thema beschäftigt!

    Was willst Du mir sagen? Dass diese Utopien entweder keine Utopien waren – oder wenn, dann „totalitär“? Der Mönch Campanella hatte vielleicht keine bessere Idee, wie er mit dem „Pack“ (Du weißt, wen ich zitiere,) umgeht. Platon hat wie wir in einer Demokratie gelebt, der Hunger der nicht arbeitenden Athener nach Geld vom Staat war der Ausgangspunkt seiner Überlegungen. Und er denkt vor allem über Bildungsinhalte nach… Heute lernen die Kinder als erstes in der Schule, dass der oder der bessere Filzstifte (zu unsrer Zeit) oder bessere was-weiß-ich hat als ich… Damit setzt sich Platon auseinander. Wir können dabei viel lernen.

    Für diesen jungen Journalisten (der gedankenlos den Hitler- und Speer- Fan Joachim Fest zitiert) ist das freilich unvorstellbar. Da das Wissen der Menschheit sich ja alle paar Monate verdoppelt, weiß er ja tausendmal mehr als der olle Plato!

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    • Stilblütenalarm! Fest ein Hitler-Fan?! Du schüttest hier gleich mehrere Kinder mit dem Bade aus. Oder bist du der alten DDR-Lesart aufgessessen, als anno tobak der Film „Hitler – eine Karriere“ in westdeutschen Kinos lief und Schnitzler sich echauffierte?
      Es gab noch nie eine gekonnte Umsetzung irgendeiner philosphischen Idee. Dazu waren die alle zu weltfremd, ließen markante Teile des menschlichen Wesens außer Acht und stannden prompt bei der Umsetzung immer vor dem Problem per „try and error“ Unfug entweder laufen zu lassen, was Menschenleben kostete oder Unfug gewaltsam zu stoppen, was Menschenleben kostete.
      Die Menschheit hats halt nicht.

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  5. Gut, Fest war so ein scharfer Hitlerkritiker, wie es Albert Speer immer schon gewesen war. (Meine Quelle dazu sind die Erinnerungen von Reich-Ranicki.)

    Ansonsten kenn ich zwei glorreiche Ideen: Das Christentum vom Ausgang der Antike bis zu der Zeit, als sich, beginnend im zwölften Jahrhundert in Florenz, der moderne Kapitalismus entwickelte, dessen Ideale aber in Teilen des preußischen Adels bis ins 19. Jahrhundert lebten (mir fallen da einige Gestalten bei Spielhagen ein), und das Bündel von Ideen, deren – sicher unvollkommene – Verwirklichung die DDR war.

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    • R-R mochte auch Grass nicht. Rein menschlich war der auch eher ein Kotzbrocken, trotzdem gelang ihm mit der „Blechtrommel“ das letzte weltliterarisch relevante Werk der deutschen Literatur.
      Fest kritisiert den NS von großbürgerlich hanseatisch arroganter Warte; trifft mehrfach ins Schwarze, weiß nicht alles, war ja auch kein Historiker und kein Anhänger der marxistischen Geschichtsbetrachtung. Das Video hab ich vielfach verwendet.
      Das Christentum verlor seine Unschuld schon viel früher. Nicht umsonst gab es eine Erscheinung wie den Kaiser Julian den Abtrünnigen, den das neureich-selbstherrliche Gebaren all der Bischöfe und Äbte im 4. Jahrhundert so anwiderte, dass er für eine kurze Zeit Jupiter reanimierte, was gleichwohl sein Untergang wurde. (Wunderbarer Felix Dahn Roman)
      Und die DDR … nun, es war tatsächlich nicht alles schlecht… aber man muss aufpassen,dass man nicht den Schwanz mit dem Hund wedeln lässt: Es gab Spielverderber, Ausreißer weg von der Norm, mit denen schmücken sich nun gerne Krenz & Co. Das Wesen des Staates war spießig, kleinmütig, dogmatisch – kurz: intellektuell armseelig.

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  6. Den Roman über Julian Apostata würde ich gerne lesen. Wie heißt er?

    Meine These der zeitweiligen Verwirklichung des christlichen Ideals stütze ich auf Ruskin, der sein irdisches Utopia mit Benedikt von Nursia (150 Jahre nach Julian Apostata) beginnen lässt. Vorher haben die Christen nur Unsinn gemacht… (Von Brodowin aus habe ich Kloster Chorin besucht.)

    „R-R“ ist mehr Clown als Kritiker und hat mit seinem Thomasmannkult viel Durcheinander in den Köpfen angerichtet. Ich führe ihn als Zeitzeugen an, der in einer ergreifenden Szene berichtet, wie er und seine Frau von Joachim Fest zu einer Gartenparty eingeladen wurden, und der ihnen, den Überlebenden des Warschauer Ghettos, voller Stolz den gerade aus der Haft entlassenen Speer vorstellen will! RR ist gegangen. Hitler wäre Fest als Gast sicher noch lieber gewesen.

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    • Oops. Böser Faupax. Hat aber nichts mit Faschismusfantum zu tun, sondern mit typisch hanseatischer Nonchalance: Herr Speer hat nun seine Strafe verbüßt. Nehmen wir ihn nun als Kunstkenner wieder auf. (Noch dazu galt er eine ganze Zeit lang durch seine verlogenen Memoiren als gescheiterter Hitlerattentäter der allerletzten Stunde.)

      Der Roman heißt ganz unkompliziert „Julian der Abtrünnige“ von Felix Dahn

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  7. Auf Neil Young bin ich erst spät aufmerksam geworden. Harvest war gerade erschienen, als ich zum Geburtstag After the Goldrush geschenkt bekam.
    Ein Jahr später sah ich samstags nachmittags im Fernsehen mein erstes Musikvideo. Es war das Lied After the Goldrush. Der Grundtenor der Umweltzerstörung war an us-amerikanischen Landschaften überzeugend dargestellt.
    Viele Jahre später erst erfuhr ich, dass die Stücke vom Album After the Goldrush als Filmmusik für ein Drehbuch von Dean Stockwell geplant waren. Dennis Hopper sollte Regie führen. Es fand sich jedoch kein Produzent für das Drehbuch, das inzwischen als verschollen gilt.

    Deine zeitbezogene Annäherung an den Originaltext zeigt, wie weit wir uns von den ersten bewusst wahrgenommenen Umweltbeschädigungen inzwischen entfernt haben. Wir sind offensichtlich auf direktem Weg ins Armageddon.
    US-amerikanische WASPs haben ja einen tiefen Glauben an das Armageddon. Warren Buffett, einer der gerissensten Spekulanten und reichsten Männer der Welt wurde dahingehend befragt. Buffett antwortete sinngemäss: Natürlich befinden wir uns in einem Kampf aller gegen alle, Arme gegen Reiche. Und wir werden diesen Kampf gewinnen…

    Soviel dazu. Und jetzt: Neil Young – Mirror Ball.

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