Rockpalast Jetlag

Die Rückbesinnung auf die Band, die man immer vergisst, trat eine Erinnerungslawine los; denn während ich an dem Text über Wolfsmond schrieb, plagte mich die Frage:

Wer singt bloß noch so?

Diese eigentlich tonlose Stimme aus dem oberen Rachenraum, scheinbar ganz ohne Brustraumresonanz, mit dem Umfang von nur 2 oder 3 Tönen – die gabs schon mal woanders!

Kennst du das? Da klopft etwas aus der Erinnerung an, du hast längst „herein“ gerufen, aber es erscheint nicht? Und dann nach Tagen oder Wochen, meist in ganz anderer Situation – Klops vor die Stirn – simpel wie nur was erscheint die Lösung für das, was vorher nicht zu lösen war: Toy Guns! Randy California! Der Typ, der Jimi Hendrix seinen Künstlernamen verdankt und der schöne, aber ziemlich unbekannt gebliebene Alben hinterließ, als er 1997 im Pazifik verschwand…

Ich komme von Wolfsmond auf Spirit. Ich sehe Konny Reimann im Fernsehen von Texas nach Hawaii übersiedeln und denke an Spirit. Ich sehe Telly Savalas in „Einsatz in Manhattan“ mal wieder oder in „McKennas Gold“ und denke an Ed Cassidy von Spirit, ich zappe zufällig in „Apocalypse now“, sehe Marlon Brando und denke an Spirit… Wie kommt’s?

Papa erzählt vom Kriech. Also vom Kalten. Vom Kulturkampf der Systeme, damals in den Mauerjahr‘n.

Na klar! Es begann am 4. März 1978! Rockpalast! Eigentlich wars schon der 5. März, denn Spirit traten erst nach Mitternacht auf. Eine in so vielerlei Hinsicht bedeutsame Zeit war das, als der Punk nach Deutschland kam, die Mähne dem Igel wich, der 18. Geburtstag näher rückte, und im Sommer noch die 950 Jahrfeier herbeigesehnt wurde, das Provinzwoodstock des Saaletals!

Und dann das Line up dieser 2. Rocknacht! Mothers Finest, Dickey Betts and the Great Southern und Spirit! Im Nachhinein war‘s der beste Part jener Fernsehinstitution, die bis 1985 ein MUSS war! Wegen der nur kurzfristig im Radio verkündeten Sendetermine wurden Umzüge verschoben! Oder gar Hochzeiten!

Im Herbst’77 war Rory Gallagher in unsere Wohnzimmer gestürmt, hatte die Eltern aus diesen vertrieben und 17-18jährige Halbstarke hypnotisiert an die Fernsehsessel gefesselt. Ro!ry!Ro!ry! Die meisten lallten es noch vor sich hin, als nach ewig langer Umbaupause und lahmarschigen Interview-Versuchen Little Feat ihren ebensolchen Auftritt abdudelten. Da traten die Rory-Jünger reihenweise weg. Der Schulhof am Montagmorgen brachte es an den Tag:

Niemand hatte den 3. Act erlebt! Uns allen war ein Messias erschienen mit schwarzer Apostelmähne, kariertem Hemd und abgeschrammter Guitaaaarrrr! When he was a Cowboy he was the Jesse James! Oder eben das Moonchild! Keine Ahnung, was ne Calling Card sein könnte. Egal! Alles herrlich. Dann Little Feat. Wie lange hast du durchgehalten?

3. Song, 5.ungefähr…oder 6. … wie hießä? Weees’ch nich mähr… Wer sollte danach noch komm’m? Wees’ch och nich mehr. Eehnor von de Byrds mit neuer Band oder so.

Das war die 1. Rocknacht. Nun kurz vor der 2. sah es so aus, als würde sich das wiederholen: Mothers finest hui, seit ein paar Monaten dank ARD und ein bissl Airplay bekannt; Dickey Betts? Nie gehört! Soll Bluesrock sein, naja, geht vielleicht; Spirit? Kennt keenor! Egal, wie der Ex-Byrd da in dor erschdn Nacht. Es sollte anders kommen!  Alle 3 Acts sollten dauerhaft nachwirken. Aber der Reihe nach:

Mothers Finest kannten wir aus „Phonzeit“.

„Phonzeit“ war eine eigenartig konzeptionslose Jugendmusiksendung der ARD. Meistens wurden da deutsche Bands gezeigt, interviewt und irgendwelche Probleme westdeutscher Freizeitzentren be-talkt. Meistens spielten dazu Franz K. oder Morgenrot irgendwas Erbärmliches. (Die müssen einen Abonnementvertrag mit der ARD gehabt haben.) Einmal aber trat dort „Das 3.Ohr“ auf; Blues mit gutem deutschen Text und ich ärgerte mich, dass ich den Rekorder nicht eingestöpselt hatte.

Also tat ich das beim nächsten Sendetermin auf Verdacht – und – Volltreffer. Es lief eine 45minütige Dokumentation über die Musikszene von New York. Zufällig hatte ich eine leere 90er Kassette eingelegt und deshalb war ich hinterher der begehrte Spender für 2 Klassenkameraden, die ebenfalls diese neuen Namen gut fanden und auf eigenen Bändern haben wollten: Southside Johnny and the Asbury Dukes; Mothers Finest; Blondie, Dead Boys, nochmal Mothers Finest, nochmal Southside Johnny – und aus. Explosive Liveaufnahmen, dazwischengeschnittene Kamerafahrten durch Elendsviertel von New York, zeitweilig ein paar Textbruchstücke als Untertitel eingeblendet. Geil!

Und nun also, Zeitchen später, stand uns ein vollständiges Mothers Finest Konzert ins Haus! Yeahr! Der Termin rückte näher und mit ihm ein anderer: 11.Klasse Kunst; 5.3.78; Exkursion zur 8.Kunstaustellung nach Dresden. Per Bahn. Abfahrt irgendein unmenschlicher Zeitpunkt zwischen 7 und 8 Uhr, am Sonntagmorgen, den Leute von 17 ½ sowieso nie erleben – und nun noch nach einer Rockpalastnacht!

Es war obendrein die Umbruchzeit, in der wir von Kassette auf Spulentonband umstiegen. Mir fehlte noch immer die Erlaubnis der Eltern, meine Ferienjobersparnisse dafür „auf den Kopp haun“ zu dürfen. Aber es tat sich was. Das aus einem Stück gefeilte Russentonband JUPITER; 18 kg schwer, Stahlkern und dickes Holzgehäuse, war für 1710.- Mark zum Ladenhüter geworden und deshalb im Frühjahr auf 1580 und im Juli auf 1336.- Mark gesenkt worden. Da kam dann auch die Erlaubnis gerade noch rechtzeitig: Zwei Tage vor einem Udo Lindenberg-Konzert auf ARD.Reklame0006

Zur Rocknacht im März jedoch fehlte es schmerzlich! Kassetten waren teuer im Osten. Ich hatte keine leere parat und konnte mich auch von fast nichts trennen, was auf den Vorhandenen „verewigt“ war. Also versuchte ich auszugsweise hier eine Viertelstunde und da nur 10 Minuten aufzunehmen, ohne in Raritäten wie „Proud Mary“ (live) von Elvis oder „Final solution“ von Pere Ubu hineinzulöschen. War natürlich Murks. Ich musste mitten in Songs und Solis abbrechen. Ausblenden ging ja nicht und hatte somit nichts Halbes und nichts Ganzes. Um so besser war ich zur 3. Rocknacht aufgestellt: Jupiter am Fernseher. Leeres Band bereit. Beute hinterher: Peter Gabriel und Paul Butterfield komplett – jahrelang gehört!

In jener denkwürdigen Märznacht nun aber fegte zunächst mal jener damals sensationelle Funkrock Orkan durch die Bude. Mothers Finest! Waren die heiß drauf! Heute weiß man, dass sowas nicht ohne gewisse „Substanzen“ geht! Mothers Finest zelebrierten Überdruck! Sie hatten die „uppers“ geschluckt. Betts rauchte die „downers“. Er und seine Mannen würden die Joints auf die Bühne gebracht bekommen, eine entscheidende Zeitgeistkleinigkeit, die auf der heute erhältlichen DVD kurioserweise fehlt; Spirit lassen sich umgekehrt ein Tablett kleiner Cocaine-Bällchen auf die Bühne bringen, die sie ins Publikum werfen. Aber, back to the act: Joyce Kennedy! Schockverliebt! Ich war nicht der einzige! Ach wär‘ ich doch wenigstens jener Otto Waalkes da an der Gitarre! Mickeys Monkey, take it funky! Kurze Zeit später tauchte im Ostrundfunk eine neue Band namens „Familie Silly“ auf. Blöder Name, geile Texte: „Pack deine Sachen“ und „Irgendwann stinkt jeden mal was an“ – das war ein neues, frecheres Zeitzeichen im Weltall-Erde-Mensch-Rock unserer damaligen Tage! Die Sängerin – Tamara Danz – eine Backgroundlerche der Horst Krüger Band, markierte hier auf Joyce Kennedy in blond. Der Sound stimmte auch: Die hatten Rockpalast gesehen! Und: DIE wurden GROOOOSSSS!

Nach dem ersten Konzert dann wie schon gewohnt Umbaupause, mit Einspielungen von Ian Dury und Graham Parker! „Hey Lorrrrrrd! Don’t ask me questions!“ Das ergab DIE Floskel für uns 11.Klässler in den nächsten Monaten. Spätpubertät. Gehirn vormittags im „stand by“. Und trotzdem „vor müssen“ an die Tafel zur Leistungskontrolle in so grauslichen Fächern wie zum Beispiel Füßigg und Schehmy, in denen sich die unbeliebtesten Lehrer als unantastbare Genies gerierten:

„Erzähl mir mal was über die Teilchenbewegung der Spule.“

„Hey Lord! Don’t ask me questions!“ antwortete prompt das innere Ich.

Wenn man sich dann, mit einer 3 oder 4 beglückt, wieder setzen durfte, schrie es tröstend inwändig:

„Ayyyyy! Wanna Rock&Roll all night!“ während im Geiste die Gene Simmons Bassaxt in Richtung Physiklehrerhals unterwegs war: Flatsch! Der Kopf rollt über den Lehrertisch ins Körbchen. Welcome to my nightmarrrrre! Oder gimmigimmi Shock treatment, je nach Tagesform.

„und dann sitzt du froh auf dem Cosinus-Klo….scheißalt…aber eiskalt!“ um mit Kiev Stingl zu sprechen. Dabei hattest du noch nicht mal den 18.Geburtstag geschafft oder Auto-Fleppen!

(War ja nur Phantasie! Zu unserer Zeit wusste man eben noch, wo die Grenze war.)

Dickey Betts & Co erschienen auf der Bühne. Im Vorfeld waren immerzu irgendwelche Allman Brothers erwähnt worden. Hm. Die Truppe stand bzw. saß erst mal stocksteif herum (wie eine Ost-Band!) und dudelte los. Punkzeiten. Also nicht besonders erhebend. Dann kam da so eine Melodie, die den „Ach DIE sind das!“-Effekt auslöste: Jessica! Ja, das hatte man schon mal irgendwo gehört. Ich weiß nicht, was mich durchhalten ließ. Es war nicht schlecht, aber mit 17jährigen Punklauschern gehört und dann nach DIESEM Opener eben nicht „kickend“. Andererseits als Folge-Act besser als Little Feat vor einem halben Jahr. Umbaupause. Wieder schier endlos. Betts-Interview. Einspieler. Vergessen wer. Endlich:

„Dschörmen telewischn praudli pisentz deireckt from Kalifornia Ju-es-Äj – Spirit!“

Drei Typen erklimmen die Bühne. Vom Anblick des ersten bin ich sofort geflashed: Ein kahlköpfiger Schrank in dunklem Umhang, Telly Savalas in kräftig, nimmt hinter dem Schlagwerk Platz. (Gefühlt das Dreifache an Trommeln plus 2 Pauken.) Der Name wird eingeblendet: Ed Cassidy! Klar. So einer heißt nicht einfach Tommy Young oder Joe Miller!

(Im nächsten Sommer’79 würde ich wieder beim Postzeitungsvertrieb arbeiten, was mir ein Exemplar der „Humanité“ einbringen wird. Eigentlich Bückeware für den Bahnhofskiosk. Ich kann kein Wort Französisch, aber, darin wird sich eine Seite befinden, auf die es ankommt: ed oder marlonBraun in Braun der Kopf des alten Marlon Brando vor vietnamesischen Kindern; kahlrasiert; weiß gut lesbar die Inschrift: „Le Choc – d’Apocalypse now!“ Das Blatt wird jahrelang in meinem Zimmer an der Wand hängen, aber da der Film unerreichbar bleibt, erinnerts mich eher an Ed Cassidy und an eine Band, die einige dann schon wieder vergessen hatten.)

1978 wurde ein Jahr der Spiritverehrung. Es gab niemanden, der nicht begeistert war, wenn er diesen Auftritt gesehen hatte!

Am Mikro wuselte ein Lockenstriez mit Stirnband und Gitarre los – mit Pruuuuummmmmm! So einem Moog-Brummton per Fusspedal. Randy himself. Da gings ab. Nach dem stocksteifen Dickey Betts kam nun wieder Bewegung auf! Ich war mit einem Schlag hell wach: Mr. Skin prügelte sich warm an den Fellen und der Typ mit dem Stirnband schwebte auf seinen Gitarrentönen hin und her – spielte mit dem Mund wie Jimi – und ab und an, wenn er meinte, es muss mal wieder sein – Pruuuummmm – sprangen er oder Fuzzy Knight, the Bassman, aufs Pedal.

Der tonlos-einförmige, lasche Singsang wollte irgendwie gar nicht zum Rest passen, aber mit der Zeit hörte man sich das schön. Er wurde zur persönlichen Note der Band.

„Der war komplett zugekifft!“, konstatierten wir tags darauf im Zug nach Dresden; todmüde zwischen den Koma-Phasen. Der sehr junge Kunstlehrer Herr H. kam vorbei, um seine Schäfchen zu zählen, sah uns und fragte Uwe oder Detlef, die gerade in dem Moment eine Wachphase hatten:

„Was’n mit denen los?“

„Rockpalast.“

„Ach so.“, nickte der Lehrkörper und ging weiter.

Das Konzert dauerte, der elend langen Umbaupause wegen bis 6 Uhr früh. Christian hatte durchgehalten und konnte erzählen, dass zum Schluss Dickey Betts noch auf die Bühne kam zur Abschlusssession. Ich hatte es nur bis kurz vor 4 geschafft, also mehr Schlaf als er abbekommen – aber die Kunstausstellung erlebte uns, wie viele Pubis zuvor und danach seit Generationen von Sitzgelegenheit zu Sitzgelegenheit taumelnd und sofort einschlafend. Dabei hätte sich Wachsein gelohnt. Die 8.Kunstausstellung wurde selbst im Westen als Werkschau kritischer Künstler und neuer Wege des sozialistischen Realismus‘ gelobt. Wir standen z.B. vor einem Bild mit dem Titel „Die Restaurierung findet nicht statt!“ Zu sehen war eine Klinkermauer, davor Tote, eine Leiche hing über die Oberkante. Dahinter Wohnblocks und strahlender Himmel.

„Or! Gucke! Die Mauer!“, wecke ich mal kurz Christian.

„Bilde dir mal keine Schwachheiten ein. Das Bild bezieht sich auf Chile.“, wies mich prompt der Kunstlehrer zurecht, der zufällig hinter uns stand.

Christian fängt das Gespräch mit müder Stimme gähnend ab: „Unsre Mauer is ja och weiß und nich‘ aus Ziegeln.“

Aber wir denken uns unsern Teil. Schließlich hatte uns Herr H. selbst vor ein paar Tagen erst Fritz Cremer nahegebracht: Den Schöpfer des Buchenwald-Denkmals mit DDR-Nationalpreis und Nazi-Kunstpreisträger. Den hatte er 1937 bekommen für ein Relief „Trauernde Mütter“, welches die Herrscher damals auf „Mütter von Gefallenen des I.Weltkrieges“ bezogen. Intern aber habe Cremer „Mütter der Verhafteten“ gemeint. Ach sooooooo!

In diesem Sinne konnte hier auch ein antifaschistischer Schutzwall offiziell mal eine Erschießungswand des Pinochet-Regimes sein.

Spirit waren seit jener Nacht Kult. LPs gesucht wie Goldstaub; aber nicht auftreibbar. Kurios auch der Umstand, dass nach dem 05.06. die Airplay-Rate für die Band weiterhin bei Null verharrte.

Wolfsmond auf amerikanischErst Jahre später; die Fahne und die NDW waren bereits Geschichte, die Übersiedlung in den Sorbenwald stand bevor, da traf ich einen alten Bekannten wieder, der ein gar kauziges Genie war. Der besaß plötzlich Spirit-LPs! Mehrzahl! Ich musste da hin! Dann saßen wir bei lecker Tokajer und er sorgte für einen umwerfend interessanten Abend, da er mir aus dem Stand die Band- und Familiengeschichte von Randy California erzählen konnte, gemixt mit Wissenswertem über Deep Purple (Mark I) und diverse Bach- und Beatleszitate bzw. kompositorisch ähnliche Finessen, die in den Werken beider Bands schlummern; untermauert mit Tonbeispielen von 7 oder 8 LPs. Horizonterweiterung Mitte der 80er. Die damaligen Hörgewohnheiten waren den filigranen Sessionimprovisationen Späthippie-Style jedoch alles andere als zuträglich; deshalb fand ich seine Ausführungen zwar viehisch interessant, von den Platten allerdings zündete verblüffend wenig. Lediglich die erste namenlose Spirit (including „mechanical world“) und das Solo-Album „Euro American“ suchte ich mir abschließend zur Überspielung aus.

Nach der Wende mussten beide als CD sein – aber das dauerte, weil es die in den 90ern noch gar nicht gab. Der erste Spirit-CD Kauf wurde somit die „12 dreams of Dr. Sardonicus“; eingespielt 1970 auf der Farm von Neil Young. mit Onkel neils HilfeEs ist ein psychedelisch-progressives Meisterwerk vom Allerfeinsten, wie ich nun, um 1997 herum, auf Anhieb fand. Auch Dickey Betts hatte inzwischen extrem an Wertschätzung gewonnen, während Mothers Finest irgendwo im Rocknirvana verschwunden waren. Silly allerdings; ihr ostdeutscher Ableger, waren zum rockmusikalischen Monument der 80er geworden. Vier starke LPs in Folge – der Soundtrack der DDR-Agonie.

Im Player läuft „Toy Guns“. Das Stück, das klingt, als hätte es Lude Lafayette geschrieben. Das Wolfsmond-Erbe erschien 1999. Dem Booklet ließ sich entnehmen, dass der stille Leitwolf Ende der 70er eine Kurzzeitehe mit einer Hawaiianerin eingegangen war, mit der er vorübergehend eben dorthin auswanderte. Nach einem halben Jahr war er wieder allein und in Hamburg, wo er Wolfsmond reaktivierte. Er starb 2003.

Teilzeit-Hawaiianer Randy California lebte nach seinem Rockpalast-Deutschlanderlebnis immer mal wieder einige Zeit in Hamburg, weshalb die europäische Seite seiner „Euro-American-LP“ verdächtig nach Wolfsmond und Duesenbergs klingt, während die amerikanische Hälfte ganz die alte Handschrift a la Solo-Album Nr.1 „Kaptain Kopter“ beibehält. Wieder daheim auf Hawaii, ging er schließlich 1997 mit seinem 12jährigen Sohn baden und rettete ihn aus einer gefährlichen Strömung, die ihn selbst jedoch verschlang. Seine Leiche wurde nie gefunden.

Hawaii-Hawaii! Fehlt Nr. 3:

Konny Reimann, der berühmteste Auswanderer Deutschlands, übersiedelte für RTL von Hamburg nach Texas und sorgte für astronomische Einschaltquoten! Dann zog er von dort nach Hawaii. Hier scheint der Glücksfaden gerissen zu sein: No more Mr. Reis Guy on TV.

Merke: Hawaii bringt kein Glück!

 

12 Gedanken zu “Rockpalast Jetlag

  1. Super Text … Du bist ja vielleicht ein Musikprofi, merke wieder mal, daß ich fast nix weiß, kenne weder Spirit noch Randy California, kaum Mothers Finest … aber Silly wenigstens und Konny Reimann … kicher … den mag ich irgendwie, wo isserdennn abgeblieben?
    Eigentlich müsste es zu Deinen Texten IMMER eine CD mitgeliefert werden!!!!!!!
    Servus, liebe Grüße aus den südöstlichen Provinzen

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    • Ich hab Konny Reimann live erlebt, als er hier auf Tournee war. Der beste Motivator, den’s gibt! Die Eintrittskarte klebt heute noch am Kühlschrank. Ich schriebs ja: Seit Hawaii ist plötzlich Funkstille.

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  2. Wie gut, dass ich zu diesen Texten fast immer eine passende CD zur Hand habe *g*

    Little Feat – Waiting For Columbus

    Von Spirit hätte ich nur die Dr.Sarconicus, ich konnte mit denen überhaupt nichts anfangen und wo Du es erwähnst: liegt sicher am Gesang. Als alter Allman-Fan war Dickey Betts für mich das erwartete Highlight incl. Elizabeth Reed, danach hab ich abgeschaltet. Also nicht TV und Ton, eher geistig. Dadurch habe ich auch die „berühmte“ Dschämseschn mit Spirit & Betts verpasst, die Albrecht Metzger wohl so nachhaltig beeindruckt hat, dass er sich bei allen weiteren Nächten eine erhoffte. Dschörmän Telewischn praudly priesents.. und vielleicht gibt es ja später noch eine Dschämseschn *zwinker*.

    Und die erste Rocknacht.. was soll nach Ro-ry! kommen? Den hatte ich bis dahin 3 oder 4 mal live gesehen, den bringt man als Headliner, nicht als Anheizer, weil’s heißer nicht wird.

    Beim Schwelgen in Erinnerungen fällt mir allerdings auch ein, dass der verfi**te NDR den zum mitschneiden erforderlichen Stereoton um Punkt Mitternacht für den sch*** ellenlangen Seefunk unterbrach, was manchmal zu mittelschweren Tobsuchtsanfällen meinerseits führte. Im TV siehste Johnny Winter und im Radio hört man Süd-Südwest 8-10 blablabla und es findet kein Ende.

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    • Näääääää, die „waiting for columbus“ passt überhaupt nicht! Wenn’se so im Rockpalast gespielt hätten, wär das wenigstens ein Ansatz gewesen, verstehen zu können, weshalb die von allen Club-Moderatoren so gehyped wurden. Ich hab’s ja schon damals im Rockzirkus geschrieben: Ich bin mit 17 bei LF im Rockpalast eingeschlafen und 30 Jahre später – anlässlich des Jubiläums und der dem entsprechenden Wiederholung – wieder. Vermutlich auch an der gleichen Stelle, kurz nach dem 2.Mal Rasseln ins Publikum schmeißen. 2007 bin ich allerdings so wieder aufgewacht, dass ich den Anfang von Roger McGuinn’s Thunderbyrds mitbekommen konnte. Da muss ich sagen:1977 nix verpasst.

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    • Ergänzung: NACH der 2.Rockpalastnacht spielte kurioserweise STIMME DER DDR ab und an Stücke der Allman Brothers und auch Dickey Betts atgS („out to get me“ und „run rebel run“ hab ich so noch in Studiofassung aufnehmen können)…da fiel bei mir Stück für Stück der Groschen der Erkenntnis. Inzwischen hab ich von den Allmans genausoviel hierstehen wie von Yes und sie laufen auch annähernd gleichwertig häufig.
      Bisher besitze ich nur 2 DVDs der Rockpalast-Reihe: Gallagher und Betts.
      Die liegen allerdings auch eher rum. Bin nicht so der Gucker….

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      • Zu den Allmans bin ich gekommen wir die Jungfrau zum Kinde, auf’m Flohmarkt die schon recht abgegriffene Idlewild South entdeckt und gedacht 2 Typen anne Gitarre und zwei anne Drums, das nimmste für 5 Mark auf jeden Fall mit. Danach nur noch gewartet bis die Spardose endlich das Fillmore East Doppelalbum hergab –

        und neulich gerade meine Sammlung aufgestockt, als ich irgendwo las, dass die 91er Shades of two Worlds mit Betts & Haynes sehr gut sein soll (ist sie) und die 2004er One Way Out: Live at the Beacon mit Derek Trucks & Warren Haynes ebenfalls lohnt (stimmt)

        Die Fillmore East wird aber auf ewig in meinen 10 für die Insel sein. Fast 50 Jahre alt und nicht zu schlagen, das beste Gitarrenlivealbum aller Zeiten.

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    • 🙂 Übrigens, wegen deinem Seefunkalptraum: Das fällt mir das hier ein:

      „It was the 4th of September, the day I always remember! That was the day, my Da-hady died – Hier ist der Verkehrsfunk mit einer Warnung für alle Autofahrer im Raum Ratzeburch: Achtung! Hier laufen Kühe auf der Autobahn. Wir informieren Sie, wenn die Gefahr vorbei ist – was a rolling stone where ever he laid his head was his home….!

      Hatt’ich mal ne ganze Weile so auf Kassette.

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      • Was dem einen das Seefunktrauma ist dem anderen der Verkehrsfunkalptraum 🙂 Ich wollte mal die Mel Sandocks Top Twenty auf WDR 1 aufnehmen und hatte meine letzten Spargroschen in eine C90 Kassette investiert…leider hatten sich in dieser Nacht sämtliche Falschfahrer NRWs verabredet und sie schafften es das ich von 20 Liedern genau 1 ohne Unterbrechung des Verkehrsfunks aufnehmen konnte…ich schwor mir sobald ich einen Führerschein habe würde ich blutige Rache nehmen….

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      • Sie sahn ihn auf der Gegenbahn. Sie sahn dass er entgegen kam. Auf ihrer Spur da war er der schnelle Geisterfahrer!
        (Steinwolke/NDW)

        Nein. Damit sollte man keine Späße treiben. Das war eine Scheißmode damals. Das war ne regelrechte Mutprobenseuche von Crashkids. Verstehe irgendwie, dass dieser Song auf allen NDW Samplern fehlt.

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  3. Das mit den Kassetten kenn ich, immer waren alle voll wenn es darauf ankam, das Taschengeld knapp und ich musste natürlich unbedingt die teueren Chromdioxiddinger haben…ein kleinen Vorteil hatten wir Wessies zumindestens…früh den Kapitalismus verinnerlicht und statt brav Schularbeiten zu machen lieber im Laden neben an die Regale gefüllt …und dann das Geld zum Entsetzen der Eltern in ein sündhaft teuren Phillips 3 Kopf Recorder mit fade out Regler investiert….was wiederum besagte Chromdioxidcassetten nach sich zog…die Dinger klingen heute noch und ich habe mittlerweile knapp 400 Kassetten und 3 Recorder …zum völligen Unverständnis des Sohns dem sein Handy als Musikdudelquelle völlig reicht…und ja : Mothers Finest waren/sind der Knaller !
    LG Jürgen

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  4. Und wieder mal so ein feiner Beitrag zur Musikgeschichte und Rezeption in Deutschland und irgendwie hat es mich gefreut, dass da bei diesen legendären Rockpalast Nächten ein verbindendes Element zwischen Ost und West war …

    Und auch ich kenne das hektische Aufnehmen (hier wurden die Konzerte auch live im Radio übertragen) … Freunde wurden eingeladen, es wurden oftmals feucht-fröhliche Nächte … und eingeschlafen bin ich glaube ich nur einmal … justament als Pete Townshend nochmals auf die Bühne kam und mit Grateful Dead zu jammen … hach, was hab´ ich mich damals geärgert.

    An den von Dir angesprochenen Rockpalast kann ich michauch noch erinnern … wenngleich ich mit Mothers´s Finest so gar nicht klar kam. Spirit waren einfach nur Klasse aber mein Hightlight damals war definitiv diese Southern Rock Legende Dickey Betts, der bei mir damals mit seinem ersten Album von „Dickey Betts & Great Southern“ wie eine Bombe eingeschlagen hat.

    Dass er später einmal seine Frau krankenhausreif verprügelt hat, gehört zu diesen ernüchternden Erkenntnisse über ehemalige Idole.

    Aber dennoch: diese Rockpalast Nächte waren ein völlig neues TV-Format das wohl viele Menschen in Ost und West in den Bann gezogen hat. Vielen Dank für diese Erinnerung.

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    • Ts-ts-ts. Dass mit der Frau wusste ich noch nicht. Aber wie so ein phänomenaler Assi irgendwie wirkte er schon damals auf mich. Die 1. Solo-LP kaufte ich noch 1990 auf so einem spontanen Wochenmarkt, als eure Hausierer ihre Vinyl-Depots hier für frisch währungsunionierte DM verscherbelten. Die 2. „Atlanta’s burning down“ war dann schon ein WOM-Kauf auf CD. Von der ganzen Allman Brothers Family steht hier inzwischen genausoviel wie von YES und Elvis. Von Spirit nur 3 Werke und von Mothers Finest nix. So verschieben sich die Schwerpunkte mit den Jahren.

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