Tür aaauuuf!

Oder: Prora-Klaps 3

Fehlstart in den Sommer. Dürre in Ostelbien. Gelbe Savanne, wo eigentlich grüne Wiese sein sollte. Nur 3 Nächte Regen seit Ende April. Andererseits auch keine Zecken dies‘ Jahr. Aber die Gartenwasseruhr tickt und tickt, damit mein kleines bissl Sitzeckenumrandung grün bleibt.

Were you drifting
On a strange tide?
Collecting visions
From the other side?
Caught between day and night
You were stealing moments past hours
of your life
And balancing on
The edge of a knife

Bruderherz macht wiedermal Urlaub in Binz. Yeahr! Das Arbeitssuch-Nachwende-Schicksal hat eine große räumliche Distanz zwischen uns gepackt, aber seine mehrfachen Rügenurläube (und meine Kurzbesuche dort) sind eins jener spärlichen, aber notwendigen Bänder zum Wiedersehen.

Memories of once longer days
They keep on flooding back
The adventurous times when we
traveled life’s road
Though we were often blind
But with a lot more heart
And for each other
Taking the time…

…für immermalwieder einen Tag am Meer, auf den Spuren von Caspar David Friedrich und voller Spielhagen-Assoziationen. Der muss hier in seiner Jugend des Öfteren langgeritten sein um 1840. In Einsamkeit; nur dann und wann eine Siedlung der Ichthyophagen streifend und unbewusst Eindrücke sammelnd, für spätere Romane.

(Die Suche nach der Herschelmann-Handtaschenkulisse bei Sassnitz erwies sich 2018 leider als erfolglos. Da ist also noch etwas übrig für die nächsten Male.)

Und dann ist dort eben auch noch Prora. Üble MSR-29 Erinnerungen einerseits. Andererseits die Plattendeals, die mich zur begehrten Kontaktperson werden ließen.

On a wing and a prayer
A wounded bird in the hand
With the eyes of a child
Come to understand…

…behütet und abgeschirmt im EOS-Alltag, mit verblasenen Theorien vom „neuen Menschen“ vollgestopft und lediglich in jugendlicher Provokationslaune auf den Punk-Train gesprungen, verabreicht dir die Fahne den wirklichen Punk, der sich daraufhin verfestigt. Jenes fischköpfige Assigesocks vom Diensthalbjahr über mir und die 10ender der Ränge Feldwebel bis Fähnrich, sind heute tot; oder doch auf dem strikten Weg in die finale Leber-Zirrhose. Aber damals gaben sie dir „einen mit“, wie man so sagt: Intensivkurs in Sachen Menschenbild.

Alptraum-Eiländ hab ich knapp 20 Jahre gemieden. Seit’98 war ich nun doch 4x in Prora. Am Verfall dort gesundete die Erinnerung mehr und mehr. Aber ein Baustein fehlte bis 2014. Zuvor hatte ich lediglich Außenaufnahmen vom Koloss machen können. Untenrum war alles vernagelt und vermauert. Aber dann:

2014. Julisonne. Frühzeitig gestartet, werktags, auf völlig freier Autobahn – da legte ich zum allerersten Mal die soeben erschienene und überall verissene „Heaven and Earth“ von Yes ein. Ein Soundbastard aus YES- und Supertrampfeeling. Glücksgriff. Genau das Richtige für eine Fahrt in die Vergangenheit um 1980. Und die Glückssträhne hielt: Diesmal war eine Hintertür zur ehemaligen Küche des 3. Bataillons offen!

ICH WAR DRIN! Lost Place. Aber ich kannte mich aus. Küche-Treppe-Stabsflur-Treppenhaus 3. Bataillon. Scherben und Kabelreste, demolierte Sicherungskästen, Geister der Vergangenheit, das Treppenschachtgebrüll des Stabs-UvDs:

„UvD Achte! Schick ma GuvDy sofort zum Staber!“ „Tür auuuuf!“ „EKs, wo seid ihr!….“ „Schnauze im Glied!“ „Faulickdenn? Gleich fälltn Schuss!“ „UvD Neunte! Hauptfeldwebel zum OvD!“

Knirsch und knax unter den Sandalensohlen. Tour de force. Meine Bude der ersten 6 Monate. Vorletztes Zimmer links im Schlauch. Schlauch und Piste – die Bohnerflure. Scheißhaus 3. Zug. Völlig zertrümmert. Hätt‘ ich glatt mitmachen wollen, so oft, wie ich hier putzen musste. Die Waschräume noch erkennbar. Dann ein Stockwerk höher: Die 2 Mann-Bude für Schreiber und Uralfahrer; und – – – ein Erinnerungsfehler: Wo die Spießbude war, hab ich verdrängt/verwechselt und versehentlich wohl eine von den Capo-Unterkünften fotografiert. Egal. Alles ratzekahl leer. Im Zustand des Verfalls. Graffitis allenthalben. Das sinnvollste in der ehemaligen Waffenkammer meiner Ursprungskompanie: Idiotencrew!

Ich nehme mir eine gute halbe Stunde Zeit, auch für das angrenzende ehemalige „Ledigenwohnheim“ unverheirateteter Sackies und den Med-Punkt. Und anschließend schwebe ich geradezu über all den Restedreck wieder durch die Küche nach draußen. Happy und erlöst. Mein Gedärm sieht das genauso – und so scheiße ich beim Abmarsch am Kdl (Kontrolldurchlass = Kasernentor) noch in die Büsche – eine buchstäbliche Altlasten-Entleerung. Frei.

I will open the book
Raise the pen
Let it re-invent
My life again
Take me from where I am

As a freed bird
Flies from the hand
To ascend, to ascend

 

2018 fahre ich geradezu euphorisch hin. Mit dem fast gleichen Soundtrack wie 2014, weil der sich bewährt hat: Yes, Asia, dann NDW-Goodies:

Ich lebte hinter Gitterstäben, dann kam sie, ich begann zu leben; dein kleines bisschen Leben – wird grade abgepackt; nun bin ich raus, nun steh ich hier; wie in Sodom und Gomorrah, wie in Babel und bei Noah; ich möchte ein Eisbär sein; die Traurigen werden geschlachtet, die Welt wird froh, die Alten werden geschlachtet, die Welt wird jung;, wir sind die letzten von 110, wir warten, bis die Zeit vergeht; unser Mann aus Bückeburg teilt soeben mit, der Agent der Gegenseite heißt Joachim Witt; du wirst tanzen wie ein Kind im Wind und dahin kommen, wo wir alle schon so lange sind: Ins Labyrinth!

Düstersongs aus der Zeit des unmittelbaren DANACH. Damals Fugenkitt der Seele. Trotzdem unterstützen sie nun meinen Frohsinn: Überwunden!

2018 gibt’s nichts mehr zu bewältigen. Als ich „meinen Block“ wiedersehe, hat ihn die „Entkernung“ ereilt. Ein Baustellenradio hämmert gerade „I can’t get no satisfaction“. Nojaaaa. Ich schon. Das kommende Schicksal auch dieses Teils des Koloss‘ offenbart sich im Anblick der angrenzenden bereits verkauft und vermieteten Feriendomizile.

Ich steh davor und weiß nicht: Stahlbetonruine. 3km lang. Abriss zu kostspielig. Arme Insel. Du hattest keine Wahl. Den unfertigen KdF-Bau vollenden oder wieder „Links zwo drei vier – ein Lied!“

Were you catching
The last train to nowhere?
Playing out scenes
Of dark desert days?
Put it behind you now

Was wissen die, die hier nebenan zum Teil schon Balkonblumen gießen, von der Vorgeschichte? Wollen die überhaupt was wissen? In unseren geschichtsvergessenen Zeiten, in denen angeblich nichts mehr eine Rolle spielt, was früher war?

Die Wände sind zwar alle neu und die langen Flure verschwunden, aber Fußbodenbeton und Zimmerdecke könnten noch erzählen:

Ist das hier etwa DER Block, in dem die Russen 1945 nach der Bodenreform die enteigneten Gutsbesitzerfamilien Sachsens und Thüringens internierten vor dem Abtransport nach Workuta? Wieviel Selbstmordelend mag sich dann hier ereignet haben? Oder war es „nur“ ein Block voller Pommern-, Ost- und Westpreußenflüchtlinge? Wie lange hausten die hier? Wer wurde hier wo vergewaltigt? Wer wurde hier noch „abgeholt zur Klärung eines Sachverhalts“ auf Nimmerwiedersehen? Aus welchem Fenster sprangen hier die meisten? Heulten hier die Hinterbliebenen auf zur Zimmerdecke und verfluchten Hitler, Gott und Stalin?

Und dann die laaaaange NVA-Phase:

Wieviel Schikane hat sich hier abgespielt? Wieviel Urin besoffener EKs und wieviel Blut aufgeschnittener Pulsadern von Leidensgenossen musste hier von „Glatten“ aufgewischt werden? Ist von deinem Ferienwohnzimmer aus einer nach „Schwedt“ ab-gegangen? Wieviele Flüche stecken hier in jedem Quadratzentimeter Zimmerdecke?

Möchte man in diesem Gebäude wirklich seine Mußestunden verbringen? Möchte man davon ein Stück kaufen?

Call out those bleak shadows from your mind
And never again
Slip through the cracks

Ehemalige KZler zieht es in die Gedenkstätten zur Selbstvergewisserung diesen Scheiß überlebt zu haben; Wehrmachtsveteranen bereisen ihre alten Frontabschnitte, wo sie litten, wo sie schweigen lernten, wo sie nach den alten Holzkreuzen suchen, die sie nicht finden, unter denen die Kameraden liegen, weil da jetzt unter Umständen Wohnblocks stehen, die es 43/44 nicht gab. Vertriebene bereisen Schlesien oder das Sudetenland auf der Suche nach idyllischer Erinnerung, aber auch im Kampf mit den alten Gespenstern aus den Tagen und Wochen im Frühjahr’45. Stasihäftlinge führen durch die Knäste der Ehemaligen in Cottbus und Hohenschönhausen und erzählen ihr Schicksal immer und immer wieder. Anfangs detailliert und ergreifend; mit den Jahren routiniert und mit immer mehr Kontextfakten verlangweiligt.

Und ehemalige Wehrpflichtige (ost) besuchen heute eventuell das NVA-Museum in Prora und möchten auf die Schaukästen kotzen: Schöne heile Wehrpflichtwelt!

Weder das „(KdF-)Dokumentationszentrum“ noch das „NVA-Museum“ werden der Geschichte des Ortes gerecht.

Also letztlich: Wozu das Ganze. Ist doch vorbei. Da vorn ist ein Andenken-Shop. Lets buy?

Die Dummen werden geschlachtet! Die Welt wird klug! (Grauzone)

Nee, leider siehts momentan nicht danach aus.

 

(Alle englischen Zitate: „To ascent“ – YES/2014)

15 Gedanken zu “Tür aaauuuf!

  1. Sehr viel EK-Urin wird da nicht gewesen sein, denn dort war Uffz-Schule. Also nur gaaaanz Frische, ein paar Beutel und Tagesäcke.

    Ich hab ein halbes Jahr dort, im Südflügen zwei, zweites Treppenhaus, dritte Etage (da, wo jetzt unten dieses La Casa del Gelato sein müßte), gedient.

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    • Da hast du allerhand vergessen: Die 3 km Koloss teilten sich bis 81 auf in Falli-Regiment/MSR-29/Uffz-Schule. Also 3 große Einheiten. Dann siedelte das MSR-29 nach Hagenow um und der Trakt wurde samt Uffz-Schule sowas wie Askari-Schule für palästinensische, nordafrikanische und lateinamerikanische Guerilla. Irgendein Teil davon muss dann noch der Bausoldatentrakt gewesen sein, die ab 81 den Hafen Mukran erschaufeln mussten. Und last not least ein weiterer Trakt muss die ganze Zeit Urlaubshotel für Sackis gewesen sein. Von dem liegen die Speisekarten im NVA-Museum.
      Im MSR-29 war jede Nacht in mindestens einem Zimmer alkoholisches Remmidemmi; und wenn Urlauber und Ausgänger zurückkehrten, waren die in der Regel hackedicht und entsorgten ihr innerliches „Zuviel“ spontan in alle Richtungen.

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      • Offiziershochschule „Otto Winzer“. War beim MSR-29 und habe mit den „Askaris“ Krieg gespielt. Vietnamesen, Äthiopier, Simbabwer, Kongolesen…

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      • Da kann was nicht stimmen: Das MSR 29 wurde nach Hagenow verlegt, erst als wir weg waren, ’81 kamen die Askaris. Das heißt: ich erinnere mich, dass kurz vor der finalen Hagenow-Verlegung eine handvoll Exoten in OS-Uniform bei uns herumlief, und in diversen Spießbudem Kaffee soff; quasi als Testgrüppchen, vielleich so 6 oder 8 Hanseln; aber die Übungen machten wir noch alleine.

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  2. Erstmal vielen Dank für die zwei Galerien. Ich habe den Bau von Prora ´92 das erste Mal gesehen. Da war noch viel Gelände durch Stacheldraht unzugänglich gemacht. In den folgenden Jahren dann zu jeweils allen Jahreszeiten. (mein Archiv sagt, ich wäre 2009 letztmals vor Ort gewesen).

    Als Kreisbogen in Skelettbauweise gerechnet und konstruiert, geht man heute davon aus, dass dieses Gebäude neben dem Kölner Dom das einzige deutsche Gebäude ist, welches Erdbeben bis zur Stufe 6 (auf der nach oben offenen usw.) nahezu schadlos überstehen wird. Ich gehe davon aus, dass dieses Gebäude jenseits seiner historischen Bedeutungen noch eine längere zeitlang stehen bleiben wird. .
    Und was die beiden touristischen Museen betrifft, so können sie dem Erinnerungsort Prora allenfalls unzureichend gerecht werden.

    Guter Bericht mit interessantem Bogenschlag . . . (naja, bei dem Bogen 😉 )

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  3. Erdbeben sicher bis 6…da muss ich hin und ne Wohnung kaufen..(wenn der Kunde mal wieder tobt und droht ) ….obwohl, der Hochbunker hier in Hamburg dürfte noch besser sein, bei 2,50 Meter dicken Wänden….schon eine Ironie der Geschichte das die Anlage jetzt endlich ihrer eigentlichen Bestimmung als Feriendomizil gerecht wird, wenn auch anders als die Erbauer es sich ausgedacht hatten…und das zumindestens ist gut, gut zu wissen das die einzigen Aufmärsche morgens auf dem Weg zum Bäcker stattfinden und die grösste Versammlung von Menschen die sein wird die auf einen Platz beim Italiener warten….aber klar, deine Erinnerungen werden immer andere sein als die der Urlauber und jetzigen Bewohner…und der Versuch mittels eines Museums an die Vergangenheit zu erinnern ist zwar löblich aber in der Ausführung auch etwas hilflos…man muss aber dazu wissen das das auf private Initiative entstand derweil der Staat mit dem Ausverkauf seiner Immobilie beschäftigt war….
    LG Jürgen
    PS: meine Handtaschenlocation ist da wo Rügen ins Wasser fällt…fahre bis Dranske und frage einen der wenigen Ureinwohner nach dem Märchenwald….

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    • Danke für den Dranskehinweis. Zum Museum muss aber auch gesagt werden: Ein ehemaliger Ober- oder Stabsfeldwebel hatte die Initiative und ein Oberstleutnant ist mit eingestiegen. Die Initiative der ehemaligen Bausoldaten dagegen ist dank der Proteste der anwohnenden Ex-Sackis und der traditionellen „Zurückhaltung“ sonstiger Ureinwohner gescheitert. Siehe „Prinz von Prora“ und die Bemühungen seines Autors.

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      • Ich will jetzt doch mal direkt fragen, weil… ich habe das Netz abgesucht und dort tatsächlich auch diverse DDR Wörterbücher gefunden. Und auch eine Seite mit dem Forum DDR Grenze. Darin tauschten sich Menschen vorwiegend in Abkürzungen aus. Alles sehr interessant. Und für manche Funde hat sich der Zeitaufwand tatsächlich gelohnt.
        Dennoch blieb meine Suche leider erfolglos.
        Was bitte schön, ist ein Sacki?

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      • Vielen Dank für die rasche Aufklärung.
        Inzwischen bin ich auch wieder auf Stefan Wolter und seine Arbeit für die gesamtdeutsche Erinnerungskultur gestossen. Mir ist er vor allem bekannt für seine Arbeiten zur Alltagsgeschichte der DDR…

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      • Genau. So hieß er, der „Prinz von Prora“. Habe mich vor Jahren mal mit dieser Denk mal Prora Seite befasst. Fand aber die Erinnerungssprengsel dort auch nicht soooo dolle. Alleine in meiner Zeit sind zum Beispiel massenhaft Übungen/Alarme schief gegangen, weil die SPWs Panne hatten, weil ein Panzer bei Bahnverladung vom Waggon kippte und ausbrannte(aber keine Verletzten), weil die Sackis falsche Losungesworte ausgegeben hatten undundund…. wieso findet sich von sowas dort nichts? Erzählt wurde uns Glatten im November79, dass wir den jüngsten Regimentskommandeur der DDR hatten, weil im Sommer 79 eine Kontrollkommission einen Gefechtsalarm fürs Regiment auslöste und dieser so derb über alle Zeitvorgaben schief ging; dass anschließend die komplette alte Führung degradiert worden sei und Major Sprunk Regimentskommandeur wurde. Es liefen aber im Objekt mindestens 2 Oberstleutnante und ein Oberst herum(die mir mal begegnet sind), die wären doch eigentlich höher im Rang gewesen. Waren das die abgesetzten Chefs?

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  4. Der Eppelmann war mir von Anfang an unangenehm. Er hatte mir nichts getan; es kam so aus dem Bauch. Vielleicht weil er Pfarrewr war, eher aber weil CDUler war, auf jeden Fall weil er Verteidigungsminister wurde. Ein Pfaffe als Kriegsminister… Naja.
    „wieso findet sich von sowas dort nichts?“ – vielleicht bringt dich diese Antwort weiter: Der Stefan Wolter war bausoldat, kann also wegen der damals angestrebten strikten (war die wirklich so strikt?) Trennung von Soldaten und Bausoldaten wahrscheinlich wenig über die militärischen Vorgänge aussagen.
    Der Eppelmann hingegen (und da wurde er mir so richtig zuwider) ist verantwortlich für die massenweise Vernichtung der NVA Akten. Es gibt Historiker für Zeitgeschichte und neueste Geschichte, die dem Eppelmann dafür am liebsten … naja…

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    • P.S.: zu der Anmerkung der „Erinnerungssprengsel dort“ – ich kann das nachvollziehen. Ich persönlich würde das dem Herrn Wolter nicht ankreiden. Wenn ich mir anschaue gegen welche Goliathe der Mann seit Jahren anrennt wegen der Darstellung der Geschichte der DDR als Teil der deutschen Erinnerungskultur, dann ziehe ich ohnehin den Hut vor diesem Mann. Welcher Kampf allein um die Erhaltung eines Wandgemäldes in Prora….

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      • Ich kreide dem Wolter ja nichts an. Ich bin bloß von den Typen enttäuscht, die sich dort mit ihren Erinnerungen melden. Aber dafür muss ich mich auch gleich wieder selber kritisieren: Weiß ich doch, welches Klientel dorthin eingezogen wurde.

        Außer Eppelmann ist auch Diestel als letzter Innenminister der DDR eine heiße Spur: DSU-Gründer, quasi „Bürgerrechtler“ der konservativen Art, der aber Jura in der DDR studieren konnte und wollte, und der Offizierssohn ist. Und wo wurde Diestel geboren? Prora. Setzte „brave“ MfSler ein, die Gauckbehörde zu schulen im Umgang mit dem Erbe und all den Rollkästen und Kürzeln in den Akten. Somit war der Bock der Gärtner, der zwar einerseits wirklich schulte und entschlüsseln half, aber andererseits noch fleißig brisantere Fälle verschwinden ließ.

        Pikanterweise war Diestel anfang der 90er, als DDR Innenminister nicht mehr gebraucht wurden sowas wie der Kalmund oder der Hoeneß von Hansa Rostock. Die waren da Bundesliga. An seiner Seite ein gewisser Weichbrodt. Da dieser Name nun nicht all zu häufig ist, fress ich einen Besen, wenn das nicht der stellvertretende Regimentskommandeur des MSR-29 war/ist. Und die waren jahrzehntelang stationiert in – Prora, ab 81 Hagenow. Man kennt sich halt. 1990 beschloss die DDR noch eine Militärreform und einen Verteidigungsetat. Ein Schelm, wer weiterdenkt….Alles ganz legal gelaufen. Wettbewerb. Hansa Rostock hatte halt die Klasse, die Jena, Dresden und Magdeburg plötzlich nicht hatten.

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