Emanzipatorischer Monolog

Der 9. März ist für diesen Blog ein besonderes Datum. Heute vor 4 Jahren wurde er aus der Taufe gehoben. Dieses Jahr nun fällt er in eine besondere Zeit:

In den letzten Tagen hat sich da so einiges angestaut.

Darf man in Zeiten galoppierender Stutenbissigkeit, queerer Raserei, sowie gegenderter Humor- bzw. Fantasie-Inquisition im jungen 21. Jahrhundert, in dem die Demokratie sich plötzlich blitzgealtert gibt, eigentlich als „böser, alter, weißer Mann“ noch über blöde Weiber schreiben?

Okay, okay; ich lynch mich gleich selber. (Aber erst schreib ich das hier als Vermächtnis noch fertig.)

Der westdeutsche Feminismus bringt immer kuriosere Blüten hervor und findet sich gut.

Wir alten Säcke hier im Osten sind emanzipierte Frauen längst gewohnt. Hausfrauenschicksale rangieren für uns kurz vor Marsmensch. Die Ungleichbezahlung berufstätiger Frauen bedauern wir, auch weil wir es einst anders kannten! Deshalb sind uns all diese westdeutschen Nebenkriegsschauplatz-Verhedderungen, von erwünschter Quotenverbossung bei gleichzeitiger Akzeptanz mittelalterlichen Verschleierungsrollbacks geradezu lächerlich peinlich. Gut möglich, dass das bald nicht mehr nur Konvertitinnen betrifft.

Ich sammle schon mal Zuckertüten, falls der Adelaide-von-Möhrenfeld-Look wieder „in“ werden sollte.

Dann wäre da noch das „Thema Doppelname“:

Und hier kommt nun der Karneval ins Spiel. Der hatte es in diesem Jahr besonders schwer. Nicht Salafisten waren die Gefahr, sondern in erster Linie — emanzipatorischer Fanatismus aus dem Lager der anderen Hälfte der Bevölkerung. Beistand fanden sie bei (mehr oder weniger männlichen) no-name-Hinterbänklern der Parlamente, die die Chance wittern, trotz jahrelang praktizierter Fraktionsdisziplin, also Tarnkappenverhalten, EINMAL Schlagzeilen machen zu können mit — NICHTS.

Eigentlich bin ich bekennender Karneval-Muffel. Ich mag ihn nicht, seit meine Klassenlehrerin mich in der 11. Klasse für den Schul-11er-Rat vorschlug. An einer EOS, die ansonsten gern alles Mögliche verbot, sollte ich mithelfen, dass alle am 11.11. um 11.11 Uhr eine Polonaise durchs Schulhaus starten und „lustig“ sind…

„Helau, alaaf und abgelacht – wird immer wieder gerne auf Befehl gemacht!“ (Joachim Witt)

Da brauchste Galgen-Humor, du!

ABER: Dies‘ Jahr taten mir diese rheinländischen Karnevalisten plötzlich richtig leid:

  1. Steltergate! Allein schon der Begriff! In Zeiten, in denen es noch kritischen Journalismus gab, brachte Watergate zwei hochrangige Polit-Strolche zu Fall. Nun aber meint der neuere Begriff die „Abstrafung“ eines harmlosen Büttenwitzlers durch eine sich selbst entlarvende humorlose Rechthaberin. Die Presse jedoch springt ihr bei, um jene verlogene Emanzipationsdiskussion aufrecht erhalten zu helfen, die den Pöbel sich nu wieder zerfleischen lässt, während dahinter in überkommenen Wirtschaftsstrukturen alles beim Alten bleiben kann: Gleicher Lohn für gleiche Arbeit kommt so keinen Schritt weiter.
  2. Der Toilettenwitz der Weltgeschichte: Frau AKK wagt sich ein Bonmot über Berlin und Sitzpinkler, worauf kurioserweise nicht diese selbst, sondern die Grünen und der Schwulen-und Lesbenverein getroffen aufjaulen, weil deren Fetisch, die dritte Toilettentür, im Gag involviert war. Ähnlich wie beim Steltergate schaltet die Presse sofort auf Sturm! Alle Volkserzieher und Prinzipienreiter treten an und liefern ein weiteres Glanzstück in Sachen ideological fanatism. Komisch, dass der Begriff von der „Links-grün-Versifftheit“ so sehr Karriere macht! Erstaunlicherweise geht die Sache diesmal nach hinten los. Frau AKK, die Kalaschnikow der CDU, knickt nicht wie erwartet ein, sondern schießt zurück – und trifft! „Verkrampftestes Volk der Welt“.Yepp! Gesundes Urteilsvermögen! What comes next?!

    der Baum der Zeit

    Der Zeitgeistbaum

  3. Die Kita-Verordnung von Hamburg-Ottensen. Da rebellierte der kleine Dakota in mir dann doch nochmal richtig heftig! Gott sei Dank wohn ich da nicht! Immerhin gab es diesmal sogar Presseschelte aus allen Lagern. Von links bis rechts. Beruhigt hat mich die Mitte.

Noch! Wer weiß, wie lange. Denn auch hier gilt: What comes next? Leider.

Derweil hat derartiges in Ostdeutschland (abgesehen von Berlin) gottlob NOCH keine Chance. Es gibt Momente, da freut man sich, weiter Ossi sein zu können und Hobby-Dakota: Der-mit-dem-Gojko-tanzt-aber-wie-der-Hanjo-heißt.

Also: What comes next?

Das 5. Jahr Toka-ihto-tales! Hough!

20 Gedanken zu “Emanzipatorischer Monolog

  1. Also, jetzt erstmal ein HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH zu den vier Jahren tokaihtotales … WAhrlich ein blog, den ich nur zu erne lese, wenngleich natürlich – wie bekannt – ich nicht immer Deine Meinung teile … wäre aber sonst vermutlich auch langweilig.

    Hinsichtlich des AKK Kalauers habe ich z.B. schon meine Zweifel, ob dieser besonders geschmackvoll war ..

    Ganz anders verhält es sich bei dem „Indianerfreien“ Kindergarten in Hamburg. Hier dachte ich,mir fällt das Gebiss ins Gras … und ich erinnerte mich an meine Kindheit … da war ich gefürchteste Schützen weit und breit … keine Rothaut war vor meiner Flinte sicher … und so habe ich eine Kerbe nach der anderen in den Gewehrkolben schnitzen können.

    Nun denn … ein paar Jahre später habe ich dann von dem Artikel 4 Abs. 3 Grundgesetz Gebrauch gemacht (das war bei Euch wohl nur unter sehr erschwerten Umständen möglich)

    Und die Ungleichbezahlung ist für mich weiterhin eines der ganz roßen Ärgernissen in dieser Republik.

    Aber jetzt: Hoch die Tassen ! Möge uns Dein bärbeißiger blog noch möglichst lange erhalten bleiben “

    PROST !!!

    Gefällt 1 Person

    • Danke-Danke. Aber: keine Rothaut war vor dir sicher? So-so. Damit ist PUR’s Song „Wo sind all die Indianer hin“ ja beantwortet. Ich war IMMER Rothaut! Abgesehen von einer kurzen, intensiven Phase, in der ich mich für Wild Bill Hickok hielt, weil ich diesen Uraltwestern so toll fand.

      Und zu dem kleinen AKK Berlin-Witzchen noch diesen hier:
      Der große, leider viel zu früh verstorbene Kabarettist Dietmar Beltz haute während des Hauptstadtstreites in den 90ern noch diesen raus:
      „Berlin? Leider total verbaut. Wie wär’s mit einer kleinen Gedenkbombardierung um Platz zu schaffen?“
      Oops. Man stelle sich mal vor, das wär ihm 2019 passiert!

      Gefällt 1 Person

      • na, als ich in Berlin wohnte, lobte ich mir oft die Bombardierung des alten Berlin. Ich wohnte in einem dritten Hinterhof im Wedding und dachte mit Schrecken an das Zille-Milljöh,das die Alliierten Gottseidank ziemlich ausradiert hatten.
        Im übrigen: „das verkrampfteste Volk“ trifft es ziemlich gut. Die Amis sind allerdings mal wieder das leuchtende Vorbild, denn die genannten Themen sind ja alle dort geboren worden. „Zu meinen Zeiten“ waren es Berkeley, Sit-Ins, Go-Ins und Ho Ho Hotschimin, jetzt sind es eben Genderei, Me-Too, Fake News und political Correctness. Misch jetzt noch die Regime-change-Kriege dazu, dann hast du den ganzen Wahnsinn.

        Gefällt 1 Person

  2. Glückwunsch auch von mir und beste Wünsche für weitere 5 Jahre ! Und zur Hamburger Kita Geschichte : Ottensen ist der Stadteil der grün korrekten Mitte mit etwas zu viel Geld und etwas zu wenig Humor…Eppendorf hingegen mit sehr viel Geld und leicht snobby…ich wohne in Barmbek…kaum Geld und politisch links inkorrekt mit direktem Humor 🙂 Lieber Gruss, Jürgen

    Gefällt 1 Person

  3. Gratulation und schönen Dank für viele interessante Berichte.

    Zum obigen Bericht nehme ich nicht Stellung, da mir die genannten Beispiele unbekannt sind. Und Karneval, da bin ich vollsatt geworden als Jugendlicher schon ausgrund der wohnlichen Nähe zu einer Narrenhochburgen.
    Stattdessen konsequente Reduktion und gesteigerte Übung in politischer Unkorrektheit.

    Gefällt 2 Personen

  4. Congratulations! Ja, und dann gibt es noch diesen Typ von Mann, der sich jahrelang allen feministischen Exerzitien unterzogen hat und irgendwann feststellen musste, dass die gleichen Frauen, die ihm früher auf entsprechendes Drängeln hin alsbald an den Lümmel gegangen wären, ihm nun übers Haar streicheln und ihn nett finden – und dann von wilden Kerlen schwärmen, die noch etwas draufhätten.

    Gefällt 3 Personen

    • So isses. Man darf nur Frauen nie drauf hinweisen – das ist nämlich alles nur dummes Klischee. Und ganz böse ist Mann, wenn er das auch noch mit Paradebeispielen belegen kann. Ohhhhh, dann isser Macho, Chauvi, Rassist, Nazi -ungefähr in dieser Reihenfolge. Die letzten beiden Stufen variieren manchmal.

      Gefällt 1 Person

  5. Bei AKK fand ich die Kritik jetzt berechtigt, bei Stelter hat mich eigentlich nur gewundert, dass Menschen zum Karneval mit Bernd Stelter gehen, weil sie glauben daran wäre irgend etwas lustig. Er musste ja erst darauf hinweisen „ich mache Witze“ weil’s sonst keiner gemerkt hätte.

    Und die Indianergeschichten aus der Kita sind mal wieder von der Gurkenpresse völlig aufgebauscht worden, denn es gab kein „Indianer-Verbot“, allenfalls die Bitte über Kostüme etwas nachzudenken. Hat sich übrigens auch schon ein Native American gemeldet und erklärt, warum ihn diese Verkleidungen schmerzen (gibt wahrscheinlich 100 andere denen das völlig egal ist wenn sich deutsche Kinder mit bunten Federn schmücken, aber man weiß es halt nicht). Evtl. sollte man drüben mal eine Umfrage machen, wahrscheinlich haben die aber ganz andere Probleme.

    Like

Hinterlasse einen Kommentar