Uns’re Besten (II)

Na, da biste ja wieder. Komm rinn. Konnste Furore machen mit Opawissen?

Eher nicht. Musikgeschichte scheint megaout zu sein. Und Osteuropa ist eh nicht L.A.

Kann ich mir denken. Ist mir oft genug genauso gegangen. Du wolltest senden, ich wollte hier und da in Gesprächen mal was anbringen, aber – plötzlich biste der Inka, der Pizarro die Knotenschrift erklären will.

Schönes Bild. Aber wieso „der“ Inka? DIE heißt doch Bause! – Scherz! — Reg dich nicht auf! Mich interessiert so alter Kram ja.

Kunststück. Kommst ja nach mir. Das ist Natur.

Wollen wir loslegen?

Eine Frage noch: Ich hab ein bissel ausprobiert und zugehört und begreifen wollen – aber diese Sillynummer da von den Gleisen – Ich raff‘s nicht, wie man da auf deinen Todesstreifen und so kommen soll! Die Zeilen sind doch bloß harmlose Zoologie, so scheint mir.

Naja, das ist eben die hohe Schule des Conterbande Findens, wiedes nur in der Diktatur erlernst. Das mit den Schienen im Todesstreifen hat Tamara Danz im Interview nach der Wende erzählt, da wäre ich als Provinzler auch nicht drauf gekommen, aber: Es geht eindeutig um Schienen, die irgendwo herumliegen und verunkrauten. Kröten und Bodenbrüter haben dort ihre Ruhe, weil sie nicht genutzt werden: Da liegt näher, das als Bild für sozialistische Reformideen zu nehmen, die schon erdacht wurden, aber nicht verwendet werden (dürfen). Bahro zum Beispiel und seine „Alternative“ von 1975, die ihn nach Bautzen brachte. Oder all die gemaßregelten Autoren und Künstler. 1979 schmissen se gleich 9 Mann aus dem Schriftstellerverband, wegen „Abweichlertums“. Und das war 1984 eben erst 5 Jahre her. Wie gesagt: Viele glaubten damals an die Reformierbarkeit, wenn bloß die alten Holzköpfe abgesägt würden. Interessant ist auch, welchen Text Werner Karma dafür ersetzt hat: „Berliner Frühling“ ….. „Gullis werden leer gemacht, vom Geröll der Winterschlacht“ …. Stillstand. So war es 1950 und so war es 1984 und so wird es 1999 immernoch sein. Und immernoch die klassenkämpferische Übertreibung der Arbeit als „Schlacht“. Wo sich gar nichts tut, da ist dann eben das Wetter der Feind. Nur „der Alte Fritz von Preußen reitet auf der Stelle los“. Nichts bewegt sich. Stagnation. Eigentlich hat er die Aussage zugespitzt und die großen alten Inquisitoren waren es trotzdem zufrieden, da er sich ja „änderungswillig“ und „einsichtsvoll“ gezeigt hat.

Geil. Intelligentes Bonzenverarsching irgendwie.

Genau. Fangen wir jetzt an? Ich hab meine Liste für die Plätze 6 bis 10 nochmal überarbeitet.

Okay. Einverstanden.

PERFEKTE  ALBEN  DER  MAUERJAHRE    PLATZ  6-10

Also Platz 6: Nochmal Ungarn: Skorpio. Die haben mit „Kelj fel!“ ein absolut perfektes Album hingelegt. Mit dem Vorgänger „Ünnepnap“ eigentlich auch schon, aber nach nochmaligem leichten Stilwandel, lagen sie mit der „Kelj fel!“ gaaaanz weit vorne. Der Chef von denen ist der ehemalige Bassist von Lokomotiv GT, und wenn Basser Chefs sind, dann kommt der auch zur Geltung. Also Bass, Orgel, Bach-Trompete (vermutlich aus dem Synthesizer) aber macht nichts. Wäre ich Radiomoderator, würde ich mir aus dieser LP die Jingles basteln. „Durschd el migreb durschd elmigreb maaaar! Durschd! Oh! Durschd! Oh! Durschd! Durschd Elmaaaaaarr!“ So geh ich immer zum Kühlschrank. Seit Jahrzehnten!

mde

Onkel E. hat schon gefragt, ob du mir schon „Kelj fel!“ aufs Auge gedrückt hättest und dabei die Augen verleiert.

Klar. Kann ich mir denken. Unfreiwilliger Soundtrack seiner Grundschulzeit. Er spielt in seinem Zimmer mit irgendeinem seiner Kumpels und während seine Indianer zur Schlacht reiten, dröhnts durch die Zwischentür: „Kelj fel! … Wahuwahu ember! Manna-nana-mana-ma!“

Platz 7?

Nochmal Ungarn. Die grade erwähnten Lokomotiv GT. Kenne von denen 5 Alben, 3 perfekte, ein gutes und ein langweiliges. Aber eigentlich ist das die vielseitigste Ungarnband der 70er und 80er gewesen. Gabor Presser hat mit Kobor in den 60ern Omega gegründet. Aber schon nach der ersten Beatlesmäßigen LP war Zank, weil die Band straighter und härter werden wollte, aber Presser eher so der experimentellere Bursche war. Also gründete er Lokomotiv GT als Progband um 70 herum. Omega kamen erst mit LP Nr.7 im Prog an.Loksi

Die interessanteste LGT-Platte ist die 81er „Loksi“, die hab ich seit‘ 82. In Vinyl ein Doppelalbum, aber kurz wie Zappa seine. So passt alles im CD-Zeitalter auf eine Scheibe. Und die hab ich in den Nullerjahren ergattern können. 4 Plattenseiten, 4 Stile, aber alles trotzdem aus einem Guss. Alle 4 Bandmitglieder gleichrangige Künstler, aber auch hier will ich mal, wie bei SBB neulich die Aufmerksamkeit auf den Drummer lenken: kein Tschak-Bumm-Tschak-Bumm, sondern so: „Heute bissel Ginger (Baker) “, weilchen später: „Oder doch‘ne Prise John Hiseman?“; „Ach mach’mer mal den Billy Cobham dazu!“ DER kann alles!

Erste Seite hypnotisch psychedelisch: Ich bin die ersten Male immer eingeschlafen! Nicht aus Langerweile, sondern, weil da irgendwie melodisches Valium enthalten sein muss. Das ist richtig schöen Musik für’s Schlaflabor! Die 2. Plattenseite enthält dann die Popsongs des Albums für’s Radio, die haben aber alle so ihre Widerhaken. Hab dabei früher immer so bissel an die guten Songs der Talking Heads denken müssen. 3.Seite war die rauhere, rockigere, aber auch die kürzeste, deshalb haben die da am Schluss schon so einen hymnisch pathetischen Song angehängt, der klingt, wie die ganze 4. Seite. Wenn nun alles auf einer CD hintereinander abläuft, musst du das Valium der ersten 3 Songs überstehen – und dann entrollt sich ein Stil-Fest, der Extraklasse. Und die bombastische Schlusssequenz ist länger, weil du zwischen Seite 3 und 4 ja nu nicht mehr aufstehen musst, um die Platte umzudrehen. Die ist all die Jahre richtig schön geblieben!

Okay. Noch mehr Ungarn?

Langweilig? Was man zwischen 15 und 25 kennenlernt, das wird man nicht los! Das kommt immer wieder. In Wellen! Wo simmer?

Platz 8 müsste kommen.

Okay.

Engerling „So oder so“, Frühjahr 1989. Herrliches Tiefsinnalbum. Auf CD ne Rarität. Zwar in der Gesamtwerkiste enthalten, aber einzeln nicht zu kriegen. Hab also auch nur das Vinyl von damals. Die hab ich gleichzeitig mit Pankows „Aufruhr in den Augen“ gekauft, aber wesentlich häufiger gespielt, weil die „Aufruhr…“ dann doch eher enttäuschte. Pankows LPs haben den Langzeitatem dann doch nicht. Das wirkte alles live 10x besser! Deshalb machen Engerling das Rennen: Kein Skipkandidat nirgends, aber vor allem mit „die 48“ ein wirklich genialer Ohrfeigentrack für die Kulturpolitik der Zeit damals:

Ein alter Mann sucht in einer Straße die Hausnummer 48, die es nicht zu geben scheint. Aber die 49 auf der andern Seite ist da. Die DDR sorgte selbst immer wieder für Lücken in ihrer Kulturgeschichte, weil es da Kunstwerke gab, die gepriesen wurden und wenig später waren sie „verboten“, also eher totgeschwiegen. Keiner sollte mehr davon sprechen, dass es da mal erfolgreiche Filme von Manne Krug gab, oder Bücher von Stefan Heym, oder DIE große Konkurrenzband zu den Puhdys – RENFT! Lauter „48en“. Selbst wenn alle andern Songs Gülle wären, würde ich diese LP DESHALB verehren! Und Wolfgang Bodag textet auch noch selbst! Da hatten keine Demmler, Karma, Steineckert ihre Pfoten drin! Nix Einheitstexter oder so.

Engerling sind heute die stets und ständige Begleitband von Mitch Ryder, wenn er in Deutschland ist. Egal. Top Album „So oder so“, wie der Name schon sagt. Including „die 48“ und „Narkoseblues“!

Engerling sind’ne Bluesband?

Eigentlich ja. Aber sie wurden immer rockiger. Mit diesem DDR-Blues-Revival, das in den 80ern propagandistisch hochgejazzt wurde, hab ich sonst nix am Hut. Die meisten Bluesbands waren mir zu langweilig. Du-du-du-dupmdupmdup…

„Als ich erwachte, diesen Morgen – hat mir einer meinen Hund erschossen. Ja als ich erwachte diesen Morgen hat mir einer meinen Hund erschossen! Ja da hab ich mir gleich – den nächsten Gin eingegossen…“ Abwink.

Das is‘ wie so’n Pawlowscher Reflex der Allgemeinheit: Wennste mitredn will’s, musste so tun, als ob de of Blues stehn duhsd! … (Abwink.)

Wenn zu viele dasselbe sagen, bin ich immer schon weg. Lass mich blues in Ruhe.

Platz 9?

City „Casablanca“ 1987. Wer die hört und die unerhörten Provokationen nicht mitbekommt, die diese Platte hat, dem ist nicht zu helfen.

„Im halben Land mit der geteilten Stadt ist man halt zufrieden mit dem was man hat.“ Bring so einen Satz durch die Zensur!

Die hatten in den 70ern nur „am Fenster“ und einen Haufen Stuss. Niemand unter den Musicjunkies nahm die ernst. In den 80ern ging ein Ruck durch die Band. Plötzlich hatten die so New Wave Einflüsse und (Klar-)Texte, die weder von Demmler noch von Karma waren. Die „Casablanca“ ist in Gänze ein Dissidentenfest! Sie gefiel mir seinerzeit besser als die zeitgleich erschienene „Bataillon d’amour“ von Silly. „Pefferminzhimmel“ ist die Text-Idee von „Life on Mars“ von Bowie in gänzlich anderer Musik! An der Platte kann man sich einen Wolf entdecken!

Okay, Platz 10?

Der ist aus der Rubrik: Records we love, from Bands we hate! Es gibt ja manchmal so lebenslange Abneigungen gegen jemanden, der dämliche Interviews gibt, oder mit Fremdschämnummern seine  eigenen -eigentlich im Ansatz guten- Platten versaut usw. Und sowas hab ich auch in meiner Liste.

Ich muss ein bissel ausholen. Ich war 1980 Spießschreiber in einer Kompanie des MSR 29 und versuchte meine 18 Monate da irgendwie abzubüßen ohne Amok und/oder Suizid und vor allem ohne Schwedt*! Da konntest du aus purer Willkür deiner alkoholisierten Vorgesetzten einfach so hinkommen, ohne selber was Ernsthaftes auf dem Kerbholz zu haben. Heikle Scheiße!

Sollte ich dermaleinst in Demenz verfallen und in allerdümmlichster Ostalgie verenden wollen, dann ruf nur: Prora! Das reicht! Das rückt die DDR-Erinnerungen wieder grade!

Und da steh ich im Frühsommer morgens alleine in der Spießbude. Mein Staber sitzt gerade beim Kompanie-Chef Ausnüchterungskaffee saufen. Ich hab mein Morgenpensum hinter mir: Essenstärke melden, tägliche Stärkemeldung auch, gucke also aus’m Spießbudenfenster über den Farnstreifen des Außenrevieres auf die Ostsee, Sonne scheint, Spießradio plärrt Ostseewelle Rostock. Da kommt dieses Lied. …geh auf goldnen Brücken hoch über der Staaaaadt….

Ich war im obersten Stockwerk des Klotzes, die Sonne schien, ich war Zwischenhund, ungefähr 7 Monate rum, gut eingearbeitet durch meinen Vorgänger, ich wusste wie der Hase läuft, ich musste nicht mehr vom fahrenden SPW springen, oder unter Gasmaske herumrennen… kein asozialer Capo konnte mich mehr über die Sturmbahn schleifen, denn ich war der Herr über die Paketausgabe und die Urlaubsgesuche … da hätte schnell mal was verschwinden können! Ich fühlte mich für den Moment einigermaßen sicher. Und dieser Song da unterstrich dieses Gefühl: Guten Tag, gute Nacht, was hast du heut gemacht und vollbraaaaacht….

Aber das war – eben leider Vroni Fischer. Und die mochte ich nun mal nicht. Da war so was „von oben Gewolltes“ an ihrem Erfolg. Die hatte ganz erbärmliche Stücke im Radio laufen, aber haufenweise Preise! „Klavier im Fluss“, „Schüchtermann“ „Sie saßen auf dem Standesamt und sollten sagen ihr Ja/ja verdammt“usw. … aber überall hieß es, dass das die Rocklady Nr. 1 sei! (Kunststück, wenn man nur eine fördert.)

Fischer-Band

Klar, gabs da auch mal sowas wie „Weihnacht(wieder zuhaus)“ oder die „Schneeflocke“, aber der Müll überwog. Bis auf LP Nr. 4 eben. „Goldenen Brücken“. Da sind diese Schlager-Diva-Kapricen nicht zu spüren. Das ist eben ohne wenn und aber eine hervorragende LP ohne Skipkandidaten. Es ist so ein privater Wohlfühl-Songzyklus mit Intro und Outro und ein bissel Nachdenklichkeit: „Niemals mehr zurück“ ist den beiden toten Kollegen von Lift gewidmet. „Kinder des Sonntags“ kritisiert ganz zaghaft ein wenig die sonntägliche Kinderdressur, im kratzigen Outfit zwischen Mama und Papa eingezwängt spazierengehn zu müssen, naja. Sie hatte Franz Bartsch in der Band. Der komponierte für jedermann; für viele Schlagerfuzzies und für seine (leider) kurzlebige Band 4 PS. Musikalisch hatte der es voll drauf. Textlich wollten weder er noch sie irgendwo anecken. Witzigerweise hauten beide kurz nach der LP in den Westen ab. Die Platte hat außer dem Goldenen Brücken Moment in der Spießbude auch noch „Insel im Norden“ zu bieten. Urlaubsfeeling – um sich die Insel durch die NVA-Erfahrungen nicht vermachen zu lassen. Aber das dauerte. Nachdem ich Ende der 90er meinen Frieden mit Rügen gemacht hab, kaufte ich sogar die CD nach und siehe, die kam seither OFT zum Einsatz.

Ende. 10 Stück sind durch. Und wo waren jetzt Renft?

Die sind ne Göttertruppe, aber ihre beiden Amiga-Alben von vor der Wende sind in meinen Ohren keine perfekten Alben. „Hinten an der Tür“ und „Witz“ braucht man doch eher nicht mehr. Und auf der zweiten LP waren die „Weggefährten“ schon immer ein Top-Skip-Kandidat und das „Wiegenlied“ an falscher Stelle, dank Zensur, hat eben auch auf Seite 1 Schaden gemacht. Lass noch einen Nachtrag machen. „Uns’re Besten – nach der Wende“, da kämen dann auch Renft ganz gut unter.

* Schwedt = allseits gefürchtetes Militärgefängnis;

4 Gedanken zu “Uns’re Besten (II)

  1. Casablanca habe ich mir gleich bei Erscheinen gekauft. Mein Eindruck war ein ganz anderer. Subversive Texte? Nein! Das dumme Gemeckere, was überall zu hören war. Die Typen wirkten wie Jammergreise. Erinnerungen aus der Zeit vor dem Mauerbau? Die müssen so alt sein wie meine Eltern! (Ich habe gerade nachgesehen. Waren sie nicht. „Z.B.Susann“ können nicht ihre eigenen Erfahrungen sein.)
    „Am Fenster“ habe ich geliebt. „Glastraum“ fand ich interessant.
    Irgendwann später habe ich gelesen, dass der Sohn eines der City- Leute in Afghanistan zum Krüppel geschossen wurde. Wir haben gegen den Einmarsch der Russen in Afghanistan protestiert – und jetzt mach die bei Bush’s Krieg mit! Arschlöscher. (Du wirst vielleicht sagen: Eltern haften nicht für ihre Kinder.)

    Anderes Thema. Engerling habe ich vor vielleicht 15 Jahren im Bürgerbräu kennen gelernt. Die waren so gut, dass ich ihnen zwei (Live-) CDs abkaufte. Ich höre grade „Engerling spielt Stones“. Dass jemand, der alle Stones-Alben hat, ein Album mit Coverversionen kauft, sagt alles.

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    • Nun, da simmer wieder im völligen Dissens.
      Wo soll ich denn da anfangen mit dem Richtigstellen?
      Das „Gemeckere“ war der Tonfall der Zeit. Das war überfällig! Und wenn sich eben die Literaten zuwenig trauen, dann müssen eben die Rocker ran.
      Die Texte der Platte stimmen alle! Klar waren sie jung genug, um mit 10/11 Jahren1960 noch drüben gewesen zu sein und mit 18 dann 1968 in den Knast zu gehen(Tony Krahl) wegen Teilnahme an ner Demo gegen den Einmarsch in der Tschechei.
      Wieso gefällt dir „Glastraum“ aber „Casablanca“ nicht? „Gläserner Traum“ thematisiert das Eingesperrt sein in der DDR und das „Nach drüben gucken“, in „Susann“ erhält das seine Fortsetzung “ Heut seh ich vom Balkon bei Muttern dort drüben den Mercedes-Stern…“

      Ich könnte hier endlos weitermachen.
      „Engerling spielt Stones“ entstand aus Gnatz über die Jaggertruppe: Die kamen zum ersten Mal nach der Wende nach Berlin, angeblich ja auch, damit die Ostfans zu ihren Idolen gelangen können – und nehmen 120 DM pro Ticket: DER Aufreger damals! Eine Band durchbricht die Schallmauer der Dreistelligkeit beim Eintritt! Stones-Fans waren eher diejenigen im Osten, die keine Karriere vorweisen konnten. die waren damals praktisch alle arbeitslos! Bodag war das auch zuviel Kohle. Er spielte SEIN Stonesprogramm am selben Abend in irgendeinem ostberliner Club für 20 DM Eintritt – „so wie früher, dann spielmer das Zeug ehm selbst. Für die wahren Fans, denen ihre Helden grade vor den Koffer scheißen. Soll’n beim Jagger halt die Millionärsgattinnen ihre Guccitaschen schwing‘!“ Yep!
      Damals hab ich noch Radio gehört. Jugendradio. Das war auf Krawall gebürstet, weil es kurz zuvor abgeschafft werden sollte. Die haben natürlich dem Bodag „goldene Brücken“ gebaut, zwecks Werbung und Stoneskritik.

      PS: Der Drummer heiratete mitte der 90er eine Spätaussiedlerin aus Russland mit schon vorhandenem fast volljährigem Sohn. Dieser Stiefsohn ging als Berufssoldat zum Bund. Und dann passierte ihm das Unglück in Afghanistan. Da hatten City soviel Einfluss drauf, wie du und ich auf faire Rente.

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      • „Stones-Fans waren eher diejenigen im Osten, die keine Karriere vorweisen konnten. die waren damals praktisch alle arbeitslos!“ Dass da die Feder, ähh, die Tastatur nicht gebockt hat!

        „Engerling spielt Stones-Songs“ ist von 1998. In diesem Jahr sah ich die Stones zum dritten Mal im Olympiastadion. Beim Rausgehen lasen wir verwundert auf der Anzeigetafel: „Auf Wiedersehen in zwei Wochen“. Wir forschten und telefonierten den ganzen nächsten Tag und sahen tatsächlich vierzehn Tage später die Stones in der Waldbühne. Zwei Freundinnen kamen mit (trotzdem beide Hypotheken für ihre Häuser bedienen mussten… ohne ihre damaligen Männer), ich legte das Geld erst mal aus und zahlte tatsächlich 800 DM für vier Karten…

        Inzwischen sind wir alle geschieden, die Freundinnen haben ihre Häuser mit den niedrigen Decken (nach 1990 baute man nur Hundehütten) gegen gemütliche Altbauwohnungen vertauscht. Mit Sabine (und ihren neuen Mann und ihrer Tochter – ich habe ja jetzt auch eine andere Partnerin) haben wir 2018 wieder die Stones im Olympiastadium gesehen.)

        Engerling hat eine interessante Auswahl zum Teil selten gespielter Songs mit einfachen, klaren Arrangements. Gimme Shelter ohne Soul Diva, alles ohne die Spielereien des unersetzlichen Brian Jones. Ihr Konzert ist ein Akt der Verehrung und kein Gnatz. Gnatzig sein macht klein und hässlich; Verehren groß.

        Du als Freund der Listen kannst vielleicht mal eine der besten Mundharmonikaspieler aufstellen. Wen haben wir da noch neben Jagger und Bodag?

        Aber jetzt höre ich mal was anderes. YES. Danke nochmal.

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      • „Engerling spielt Stones“ ist von ’98 – klar. Gut möglich.Nach dem ersten Gnatz hatten die als Ostband ja auch nicht sofort ne Plattenfirma. Die Idee mit dem Stonesprogramm aber stammt von dem ersten Wucherkonzert her. Ich hab den Bodag das so erzählen hören, wie es oben steht.
        Die „Kunden“ alten Schlages verehren ihre Zeit und ihre Klänge, aber eben nicht den Jagger, der Ja sagt zum „VW Golf Rolling Stones Edition“. Und für irgendeinen Schokoriegel erlaubten Se doch zu der Zeit „Satisfaction“, wenn ich mich recht erinnere.

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