Mr. Flitzfinger is gone

Dritter Versuch, was über van Halen zu schreiben. Immerhin war ich mal genau seine Zielgruppe. Anno’78! Oder war’s bereits Anfang’79, als diese neuen Töne via NDR 2 ins Kinderzimmer des 12.Klässlers schallten?

„Stahlbetonrock“ nannte das Günter Fink im Radio. Fand ich treffend.

Oop-oop-oop. Klicketack! Ramtaaaaa-ram-ta-ta-ta!

„Running with the devil.“ Der Soundtrack für die Mordfantasien am Physikmonster der Schule.

Van Halen schien schon mal durchzuladen. Klicketack.

Keine Sorge. Nix passiert. Schwarzer Humor. Ventil-Phantasien für angry young men. Zu DEM Sound geht man nun mal nicht Blümchen pflücken! Schul-Amok gab es noch nicht. (Ging aber bald darauf in Amerika los; siehe „Don’t like Mondays“ und die Geschichte dahinter.) Noch war die psychische Konstitution von Schülern stabil.

Und England machte aus sowas noch unterhaltsame Komödien wie „Geliebter Spinner“, was dann wiederum im DDR-TV lief.

Mit der Band passierte allerdings auch nichts weiter.

van halen 1

„Eruption/You realy got me“ wurde noch gesendet. Das war’s von der 1. LP. Der NDR begann zu jener Zeit pro Star nur die immergleichen 1 oder 2 Titel zu senden, bis du kotzt. Als hätten die alle nie LPs gemacht! Von AC/DC gabs nur „Whole lotta Rosie“, von Ted Nugent nur „I need you bad“ – vielleicht lags daran, dass dieses Metal-Ding an mir vorbeiging. Die Fahne unterbrach sowieso das „Dranbleiben“ bis’81. Da spielten die dann plötzlich anderes Van Halen Zeug. Zum Beispiel „Pretty Woman“ – von Roy Orbison. Schrammel-Gniedel-Style. Ich brach die Aufnahme ab. Es gab noch 2 Nummern, deren Namen ich vergessen hab, von der „Women and Children first“, die waren auch nix. Der LP-Name hatte mich angelockt. Wird’s dramatisch, wenn die Platte so heißt?

Ich war kein Metalhead, aber Rainbow mochte ich immerhin. Die killten den König und traten die Tore von Babylon ein, dass man glatt hätte mithelfen wollen, nachdem man sich zuvor noch mit der Lady am Lake verlustiert hat. – Aber Van Halen? Rumpel-Gnietsch-Jaul. Soll schwierig nachzuspielen sein. Möglich.

Led Zeppelin haben so Nummern wie „Gellows pole“, was dich an Schillers Bürgschaft denken lässt, wenn du auf den Text achtest, oder die unschlagbare Treppe in den Himmel. Deep Purple haben „April“ und „When a blind man cries“ – so Sachen die dich hineinziehen in ihren Kosmos, dass man dann auch tapfer so Kram wie „Lazy“ oder „Space trucking“ erträgt, weil man auf poetischen Nachschlag hofft. Aber in der Richtung kommt bei Van Halen nix. I love you, I need you, I’m hot and you not…. Blablabla zu Rumpelei; bis dann der neueste Fingerbreching-Sekundengimmick kommt. Später dann so Befehle wie „Hüpf!“ zu süßlichen Keyboards. 1984. Im Dieter-Bohlen-Jahr. Van Halen mutierten zu den heavy Modern Talking. (Schwarzer Humor one more time. Ich nehms zurück. Grins.) Hobbygitarristen scheinen ja regelmäßig vom Glauben abgefallen zu sein. Und die Damenwelt, die den animalischeren Conterpart bevorzugte, träumte sich ihre Baubuden-Macker in Diamond-Dave-Gestalt. Mag sein. Für mich war halt nichts dabei. Außer „Running with the devil“; da seh ich mich wie damals ‘79 im Physikraum, wartend auf die Exeku- Examination, hinter der Tafel stehen, den Zeigestock als Knarre in der Hand – und durchladen. Klicketack! Rammtaaaa-ram-tatata!

Tschüß Eddie.

PS: Es hieß immer, du habest das Tapping erfunden. Diese Woche las ich, dass du es dir von Steve Hackett abgeguckt hast. Nu muss ich wieder alle alten Genesis-Großwerke durchhören, um herauszufinden, auf welchem Track der tappt.

Du bist also „nur“ der Popularisator dieses Stils. Aber mal ehrlich:

Yngwie Malmsteen ist dir über.

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4 Gedanken zu “Mr. Flitzfinger is gone

  1. Tja, Jump hat mich in jüngeren Jahren erwischt und hat heute noch seine Berechtigung, allein aus nostalgischen Gründen. Ansonsten klar, zu viel gehört und sicherlich nicht DER Übersong, aber was solls. Steve Hackett, klar und The Musical Box oder eben die NC.
    Grüße.

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