She wasn’t my Idol,
but sie war immer there.
Und’s gibt‘ne Platte von ihr,
die ich immernoch hör!
Umständlicher Einstieg: Wenn ich mir vorstelle, ich hätte 1982/83 Westbesuch gehabt, der mir diese Platte mitgebracht hätte: Ich wär’ vor Scham gestorben oder hätte nach mühsam geheucheltem sehr knappem „Danke“ das Unikum ungehört in die Papptüte mit den Angeboten für den nächsten Flohmarkt verschwinden lassen. Mauer hin/Mauer her – auch damals hätte ich durchschaut, dass die Verwandtschaft ihre eigenen Bekäufe rationell in den Osten entsorgt. „Wenn schon Mindestumtausch, hamm’wer wenigstens für die Mitbringsel nix bezahlt.“
Anfang der 80er! Da waren die gestandenen Namen der 70er Hitparaden via Punk-Kulturschock mega-out! New Wave war angesagt. Die Mädels fönten an der Blauspülung, die Männer an der Dauerwelle und wer anders sein wollte, lechzte nach böswillig Aufsässigem a la Interzone und Ideal oder gab sich lila bewindelt friedensbewegt: Wir wollen leeeeeben!
Sweet-Smokie-Glitter-Suzi-Cassidy ….? They all were “slade” by Clash, Blondie and the Police sozusagen.
“Danach kräht kein Hahn meh-her!”, sang damals eine gewisse „Familie Silly“ im Osten, aus der in den nächsten Jahren eine gaaaaanz große Nummer werden sollte….
2020 nun liegen die Dinge anders.
Altersweise geworden, weiß ich es bis heute zu schätzen, dass es da jenes Rockzirkus-Forum gab, in dem unter anderem auch so manche Glitterrockperle vorgestellt wurde, die man seinerzeit gar nicht auf dem Schirm hatte. (Grüße an Mellow und Remo, falls sie das hier lesen). Da wurde auch an eher unbekanntere Suzi-Scheiben gemahnt und somit angefixt, stöberte ich also auch selber los und entdeckte die vermutlich vergessenste Scheibe von ihr – mit Gewinn! Sie läuft gerade wieder einmal.
Vom 82er Kontext befreit – das reine Vergnügen, ohne Scheiß!
Nun zur Sache:
Suzi ging es 1982 schlecht: 1979 endet der Vertrag mit RAK, 1980 floppt das Album „Rock hard“ und lässt den Folgevertrag platzen, schwanger, Entbindung, kein Plattenvertrag…4 Jahre ohne Hit…Die Erfolgsserie down!
Das Foto im Booklet zeigt einen geradezu erschütternden Gesichtsausdruck.
Der Abstieg von Top of the Pops zum Tankstelleneröffnungsact bereits in Gang gekommen. Am Ende ist sie auch eine von denen, die mit ihren Erfolgen andere reich machte, selber aber immer knapp an der Insolvenz vorbeisegelte?
Sie braucht ein Studio zum Weiterkämpfen und stößt auf einen hilfsbereiten Chris Andrews. Ja, genau der! „I’m her yesterday man!“ Dessen Erfolge waren auch schon eine Weile her, aber der war nicht so ein verarmter yesterday-Promi, sondern besaß ein Studio und hatte die Ohren noch am Puls der Zeit:
Er half:
– als Studiobetreiber,
– als Songschreiber der halben Platte,
– und schließlich noch als Keyboarder.
Die andere Hälfte der Songs stammt von Suzis Ehemann und Gitarristen Len Tuckey.
Sowohl er als auch Andrews sind von dem Spleen befallen, alte 70er Jahre Hitschablonen gemeinsam mit neuem New Wave-Songwriting auf dieser Platte unterbringen zu wollen und so entsteht das, was dieser Flop-LP 40 Jahre später ihren historischen Reiz verleiht:
Die ehemalige A-Seite könnte von 1978 stammen, denn gleich 3 Nummern klingen überdeutlich nach „stumblin’ in“ oder „if you can’t give me love“ bzw. „make me smile“, jenem von Smokie zu Tode gerittenen Schrammel-two-step, mit dem man sein Baby sanft über den Tanzboden schleudern kann, damit sie anschließend „mit raus“ kommt.
Die B-Seite dagegen verrät vielfältige New-Romantic-Anleihen und somit die minimalistische Art des Songwritings, die einem die 80er so verleidete.
Für den „Candyman“ scheint „Fade to grey“ Pate gestanden zu haben. Ich glaube mich auch zu erinnern, dass der Song 2-oder 3mal beim NDR zu Airplay-Ehren kam. Aber die New Wave Szene war reich an eigenen weiblichen Ikonen. Gegen Debbie Harry, Rachel Sweet oder Kim Wilde hatte die Glam-Rock-Veteranin keine Chance.
„Remote control“ könnte man der Human Ligue in die Schuhe schieben, wäre da nicht die Refrainzeile, die auf die gleiche Art durch den Vocoder gehäxelt wurde wie das berühmte Vorbild: „Fade to grey“ zum 2.!
„Fantasy in Stereo“ erinnert in den Strophenenden an Marshal Hains One-Hit-Wonder: “dancing in the city, every time you want to…“
“Transparent” ist Blondies „atomic“ angereichert mit dem Hintergrundblubber aus „Heart of glas“ bubobobobobobbbbbb……
Das Schlagzeugintro von „Oh Baby“ schließlich ist „My Sherona“ (light) und verweist somit sanft wieder zurück in die 70er, wie auch die Grundmelodie des Songs, während das Arrangement mit Trommeln und Bass aus der Retorte einmal mehr an Visage & Co denken lässt.
Fazit: Obwohl- oder gerade weil ich den gesamten Synthie-Pop-Sound der 80er für die finale Musikprostitution hielt, gefällt mir dieses Suzi-Quatro-Spätwerk. Man braucht den originalen Mist nicht zu bemühen und kann sich mit Hilfe dieser CD trotzdem in die Zeit der harten Feten zurückbeamen:
– Renft-Rezitationen im Vollsuff,
– Tanzversuche nach Lockerungsgetränken (ich rate dir –Sternburg Bier; Rosenthaler Kadarka, Grünes Eis/Grünes Eis, Rosendalor Katarrh(kahhhh), Bernburg Stier…) daher der Name „Flashdance“!
– prä-komatöse Kopulationsversuche….
…the candyman can…. ! You know?
Yeeeeehs! (Wie Stefan Remmler zu sagen pflegte.)
Happy Birthday, alte Sirene! Nett gemeint! (Ehrlich!)
Ach ja, die Suzi war für mich kein musikalischer Überflieger, hatte aber ein paar handwerklich gut gespielte, zeitgemässe Hardrock-Songs mit Glam-Einschüben, wie „Can The Can“ und „48 Crash“.
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Naja, die beiden waren halt die totgedudelten Abräumer. Meine Favoriten waren „devil gate drive“ und „if you can’t give me love“ in meiner Anfangsphase. Und später, seeehr viel später solche Perlen wie „Main Attraction“ und „2 Miles out of Geogia“ hier von dieser Platte. Vor 3 oder 4 Jahren verblüffte sie mich dann noch mit der guten „Spotlight“-CD … also da gibt es schon so dies und das für Leute meines Alters. Auch wenn man das nu nicht alles unbedingt im Schrank haben muss.
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Die Umwandlung vom Leder Image habe ich damals mit „If You Can’t Give Me Love“ gerade noch mitbekommen, bei den neueren Sachen muss ich leider passen. Aber ich habe mich vorhin ( „Rock n Roll Tour 2019, Melbourne“ ) davon überzeugt, dass sie bei „48 Crash“ immer noch perfekt kreischen und mit dem Po rollen kann.
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Interessierte Nachfrage jenseits des Hauptthemas: Wie *rollt* man denn bitteschön mit dem Po? 😳😉
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Das ist Interpretationssache! Du kannst das erwähnte Video anschauen. Auf jeden Fall sollte man „shake your booty“ nicht als „ schüttle deine Stiefelchen“ übersetzen.
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Mein Filmtipp: https://kinogucker.wordpress.com/2020/08/17/suzi-q/
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Und ein drittes Mal führte die WordPress-Suche nach Suzi Quatro. Und wie der Zufall so will wird auch zum dritten Mal „vernetzt“ mit einem eigenen Link ohne auch nur mit einem Wort auf den Ursprungsartikel einzugehen.
TOKA-IHTO-TALES, es tut mir Leid, dass du mit dieser Eigenwerbung konfrontiert wirst.
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Danke. Aber wieso zum3. Mal? Ist doch nur einmal passiert.
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