Wenn man so eine Reihe gegründet hat, dann muss früher oder später DIESE Band Thema werden:
Denn SIE waren der größte der Kultur-Apparatschiks!
Hier hatte (frei nach Goethes Zauberlehrling) ein Besen das Laufen gelernt und war nicht zu stoppen. Mit dem Verbot der Band 1975 waren die Songs geheiligt, funktionierten wie Volkslieder, die andere Bands in Konzerten weitergaben und die ein textsicheres Studentenpublikum auch in den späten 80ern noch fröhlich schmetterte.
Die folgenden Zeilen sind dem Debut der
Klaus Renft Combo
gewidmet.
(Die 7 Samurai des Ostrock sind: Peter „Cäsar“ Gläser, Peter „Pjotr“ Kzschentz, Thomas „Monster“ Schoppe, Christian „Kuno“ Kunert, Jochen Hohl, Klaus Renft – das wären 6 und als Nummer 7 muss man den Liedermacher und Renft-Songtexter Gerulf Pannach dazurechnen.)
1. Vorgeschichte:
Da war mal ein Tischler in Leipzig, der von der Musik besessen war und Bass spielte.
Alle seine Kollegen sind einhellig der Meinung: … nicht mal richtig gut.
Aber er war so was wie ein Talente-Scout. Zweimal verbot man ihm seine gerade vorhandene Band in den 60ern: Zu westlich, zu dekadent, lenkt vom Aufbau der sozialistischen Gesellschaft ab…
Er aber war ein Stehaufmännchen und sogar bereit sich politisch gewollten Singe-Clubs als Begleitmusiker anzubieten, wenn er nur spielen- und begabte andere Musiker finden konnte … er stieß auf Peter Gläser, den alle nur Cäsar nannten, aber kaum gefunden, musste dieser zur Fahne und war 18 Monate fort. Ersatz war Jürgen Matkowitz, der ebenfalls fortging, um eine erfolgreiche Hardrockband zu gründen: Prinzip. Er fand Michael Heubach, der in die Gitarrenband eine Orgel einbrachte und weil gleichzeitig noch ein renegater Thomaner (Hans-Jürgen Beyer) im glasklarem Tenor dazu stieß, konnte diese 3. Band des besessenen Tischlers nun „Privilege (set me free)“ aus dem gleichnamigen englischen Kultfilm astrein covern und spielte somit schon wieder mit dem Verbot auch dieses 3. Bandversuches.
Nach dem Ausscheiden von Heubach und Beyer und Cäsars Rückkehr, fanden sich dann die 7 zusammen, die vorübergehend einträchtig stabil wirkten und für den ganz großen Überkult des Ostrock sorgen sollten.
Wodurch?
Durch ihr spektakuläres politisch motiviertes Verbot 1975.
Das Politmagazin „Kennzeichen D“ vom ZDF widmete ihm einen ausführlichen Beitrag, denn die Band war neben den Puhdys die ewige Nummer 1 bzw. 2 im Osten.
2. Vorwehen in Vinyl:
Aber noch sind wir im Jahr’71. dem Jahr, in dem es mit dem Ostrock, der sich immer noch DDR-Beatmusik nennen lassen musste, aufwärts gehen sollte. Honecker, frisch an der Macht, brauchte Bands, um sich 1973 bei den Internationalen Weltfestspielen der Jugend in Ostberlin nicht mit lahmen Schulchor- und Singeclubveranstaltungen zu blamieren.
Den Puhdys und der electra-Combo wurde schnell mal eine erste LP gewährt.
Andere Bands bekamen die Chance 1-3 Songs auf „Hallo“-Samplern unterzubringen, so auch die Klaus Renft Combo. Bereits hier konnte man aufhorchen, denn:
Während andere Bands angepasst brave Texte zu Gehör brachten, erregte neben dem Urknall „Zwischen Liebe und Zorn“ ein zweites, freches, kleines Renftliedchen schon da die Gemüter:
„One-two-three zählt der Baggerführer Willy, holt er am Abend seine Geige vom Schrank…“
Singende Baggerfahrer und schreibende(dichtende) Maurer waren ein Lieblings-Klischee der Partei, die so gern proletarische Kultur im Arbeiter-und-Bauernstaat erzeugen wollte.
Die Renftler nun bringen dieses Propaganda-Urgestein in Zusammenhang mit „one-two-three“, der Sprache der amerikanischen Monopolkapitalisten und Kinderschlächter in Vietnam! Aber sie kriegen lakonisch-ironisch-perfekt die Kurve in der letzten Strophe:
„… wer behauptet da, der Willi/wär in unserm Sinne nicht ganz einwandfrei?/ one-two-three zählt der Willy/und morgen zählt er sicher wieder eins-zwei-drei!“
Klatsch! Lektorate und spießiger FDJ-Zentralrat für all die bestehende Gängelung der Bands schon mal abgewatscht und eben doch Anglizismen in einem erlaubten Song untergebracht!
Dann erschien „Wer die Rose ehrt“. Der Song wurde Hit des Jahres, also „erfolgreichstes Lied unserer Wertungssendungen“, denn Hit ging ja nicht! Englisch. Pfui!
Wegen „Wer die Rose ehrt“ gab’s die LP-Chance und somit ein Naturereignis.
Angepasstes Zeug? Wohltönendes Phrasengeklingel? Fehlanzeige!
3. Das Werk
Die Platte wurde 1972 produziert und kam 1973 in die Läden. Und die Songs behandeln folgende Inhalte.
Ketten werden knapper(und brechen sowieso…) widmet sich eigentlich dem damals aktuellen Freiheitskampf der Griechen und Vietnamesen, aber die Kunden(Synonym für Ost-Tramper) feierten beim Mitgrölen die Aufhebung des pauschalen Beatverbotes von 1965; denn da ist auch die Zeile „für die Freiheit in jedem Land“… hört, hört…“im Bauch des Riesen, der keinen Namen hat, der braucht nur zu niesen und wendet das Blatt.“ Ossis musste man da nichts erklären!
Der Apfeltraum: ein romantischer sehr gekonnter Text über einen Träumer, der zum Apfelpflücken verführt werden soll; Text und Komposition schlagen eine sehr gekonnte Brücke zwischen dt. Romantik und Hippie-Ideal; der Pannachtext hätte ebenso gut von Hölderlin oder Eichendorff stammen können: Subtextmöglichkeit: was Amerika jetzt durchlebt, hat auch Deutschland einst gekannt! Schnallt das endlich, ihr Berufsjugendlichen vom Zentralrat! Es geht nicht bloß um langhaarige Verwahrlosung!
Kinder, ich bin nicht der Sandmann, (ich bin von längerem Haar/ich will euch keine Märchen erzähln/was ich euch sage ist wahr): Subtext: Karl Eduard von Schnitzler, Chefpropagandist der DDR wurde einst von Komiker Eberhard Cohrs als „Karl Eduard das Sandmännchen“ bezeichnet, welches „die Erwachsenen mit Gruselgeschichten(über den Westen) in die Heia schickt“ – vorübergehendes Auftrittsverbot für Cohrs! Sprichwörtlicher Spitzname für Schnitzler – hochbrisanter Renftsong, denn es war mit Händen zu greifen, dass sie nicht den tatsächlichen Puppentrickfigur-Sandmann meinen.
Wer die Rose ehrt(der ehrt …auch den Dorn … der eines Tages abfallen wird…weil dann Mensch ehrt den Menschen), Hardrockballade, die in den Ohren von Funktionären klingt, wie das Herbeisehnen des Kommunismus. Noch muss der Friede bewaffnet sein, eines Tages brauchen wir keine Zwangsmaßnahmen mehr, im Kommunismus verschwinden alle Widersprüche….den Fans genügte die Musik, die hier angenehm an melodische Deep Purple oder härtere Procol Harum erinnert, der Text wurde der Band verziehen oder nicht beachtet.
Der Song galt als ihre angepassteste (Pflicht-)Nummer. Heute, nach dem Mauerfall, merkt man nun: Die Rose behält ihre Dornen und der Mensch behält Egoismus und Aggressionstrieb und deshalb konnte das auch nix werden mit dem marxistischen Wunderland. Der Song ist zeitlos. Die Platte wächst mit.
Liebeslied(bleich und uferlos liegt die Liebe bloß….) ein feines Liebeslied, das die Dinge beim Namen nennt ohne in pubertär-punkige Gefilde zu geraten.
Der Witz(killekille über diesen Witz kann ich nicht lachen); die DDR hatte in ihrem Untergrund einen riesigen Einfallsreichtum im Bereich politischer Witze. Unter Ulbricht konnte man für einen erzählten Witz wegen staatsfeindlicher Hetze eingesperrt werden, unter Honecker wurde man etwas toleranter und versuchte staatstragende Witze auszustreuen, die unliebsame Ereignisse in den Dreck ziehen sollten. Man erkannte sich also an der Bereitschaft über bestimmte Witze herzhaft-, oder nur halbgar-, oder gar nicht zu lachen.
Gänselieschen nimmt die sozialistische Moral UND die Kollektivierung der Landwirtschaft auf die Schippe: Das Vieh ist volkseigen, die Ställe sind volkseigen, die Landwirtschaft ist volkseigen – die Frauen auch? „Unsre LPG hat hundert Gänse/ und ein Gäneslieschen, das ist meins/…. Und ich der Traktorist auf meinem Träcker/fahre hinterher und gebe acht,/ dass niemand mir aus meinem Lieschen/ ein Volkseigentum macht!“ Volkslied im Osten! Gänsehaut, als es nach dem Band-verbot im Karussell-Konzert seine live-Wiederbelebung erfuhr und von ca. 100 Kunden mitgegrölt wurde!
Wandersmann – Fernweh, in Bewegung bleiben, nicht einrosten im Alltag, sich nicht einlullen lassen von der biederen sozialistischen Gemütlichkeit denn:
„alles ist im Fließen, alles ist im gehen, Sterne rasen auch, wenn wir sie stehen seh’n….“
oder:
„Schwere Bahnhofsdächer über mich gestellt, Gleise wie ein Fächer in die weite Welt. Zeit für mich. Verweile nicht! Behalt’ dein Gesicht!“
Vielleicht das beste Liedchen der Platte.
Trug sie Jeans (oder’n Kleid?); da geriet eine unter die Straßenbahn, Passanten bleiben stehen – trug sie Jeans oder’n Kleid? Ist das entscheidend, wenn jemand stirbt? Hippiemädchen sind weniger bedauernswert als anständig gekleidete „junge Damen“? Doppelmoral auf sozialistisch. War da nicht mal was mit hehren Phrasen von Menschlichkeit und kommender Gleichheit aller? Nebenbei wird von Jeans gesungen und nicht von „Niethose“, 1972 noch ganz heißer Diskussionsstoff.
Hinten an der Tür stehen paar Typen wie jedes Mal, wenn Disco ist und sind auf Suff und Zoff aus… da klappt also die sozialistische Friede-Freude-Eierkuchen-Erziehung nicht. Die Erscheinung der Wirtshausschlägerei ist also auch unter heranwachsenden sozialistischen Persönlichkeiten noch ein Thema. Aber Schadenfreude ist NICHT die Absicht der Band, sondern die Frage: Wann und wodurch wird die jüngste Gesellschaftsidee der Welt mit dieser Hinterlassenschaft alter Zeiten fertig? Die bisherigen Mittel reichen nicht. Was müsste anders werden?
Lied auf den Weg ist der Konzertrausschmeißer der Band, ähnlich wie bei Elvis ihr „falling in love with you(Publikum)“.
4. Nachwehen und „Rebirthing“
1974 entstand LP Nr.2 und enthielt brisante Trümmer eines Konzeptalbums, das als solches nicht durch die Zensur kam.

Album Nr.2 im Layout von 1991
1975 beim Vorspiel für die Genehmigung der 3. LP kam es zum Eklat wegen zweier Tabu-Themen, die die Band mit auf der Platte haben wollte: Wehrdienstverweigerung und Republikflucht. Die Konzert-und Gastspieldirektion des Bezirkes Leipzig verbot daraufhin die Band . Somit glaubten sie, die brisanten Songs der Vergessenheit überlassen zu können; da aber Cäsar und Jochen Hohl, die politisch unbescholtenen beiden Renftler, bei Karussell einstiegen und wieder Konzerte gaben,überlebten einige der Songs dort im Live-Programm (klick) und erinnerten somit auch an die, die man sich nicht zu spielen traute. Renft blieben im Gespräch.
Die raren Amiga-LP Exemplare, die bis 1975 gepresst worden waren, wurden wie sonst nur Westplatten auf den Flohmärkten zu „Kennerpreisen“ zwischen 40 und 100 Ostmark gehandelt.
Und 1990 kam es zur Wiederauferstehung in kultig ungeschickter Nicht-Vermarktung. Endlos viele Konzerte seit her, mal in dieser, mal in jener Besetzung, in den kleinen Dorfkneipsälen und Provinz-Stadt-Theatern zu kleinem Preis. Bei der letzten regulären CD „Renft goes on“ von 2010 war nur noch Monster von der Kultbesetzung dabei. Einen nach dem anderen holte der Krebs…

Pitti, Delle, Monster, Basskran (gest.2019)
Text ©Bludgeon
Danke für den Beitrag, habe ich doch „Zwischen Liebe und Zorn“ vor kurzem wieder gelesen.
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Sehr schöner Beitrag, sehr gute Band, einige Lieder kann ich sofort singen 🙂
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traurig, so viel Durchhaltevermögen ist gefragt, um ein paar Lieder zu singen, und dann kommt der Tod um die Ecke. Sch….
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Einen Trost gibt es:
Gott muss Renft-Fan sein.
Schrieb jemand auf die Renfthomepage als der Basskran Markus Schloussen starb.
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„Denn SIE waren der größte der Kultur-Apparatschiks!“ Da fehlt bestimmt was!
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Siehe Überschrift: Fehler.
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Schönen Dank für den Bericht über Renft. Als Wessi bin ich da natürlich völlig unterbelichtet. Erst Ostkollegen machten mich mit einer CD mit Renft bekannt.
Viele Texte sagten mir nichts. Klar als Wessi.
Was du Subtexte nennst, die waren bei den Texten in der Deutschen Republik wahrscheinlich ebenso vielfältig interpretierbar wie bei Texten in der BRD. Die eine alleinseligmachende Wahrheit gbas und gibts da meiner Meinung nacht. Aber das nur am Rande.
Der Bericht wars, der mir gefällt.
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Naja …für Subtexte im Westdeutschrock, da fehlte es zu meiner Zeit gehörig an Ausgangspotential. Ein Udo L. und sonst? Auf Kraan-, Can- und Amon Düül-Kostproben, die man so in die Hände bekam, da war ja nix, was den Ansatzpunkt für Konterbande hätte geben können. Eloy wurden gefeiert, aber da suchte niemand in den Texten herum. Ja, wenn die so Texte vom Reinhard verrockt hätten! Oder das ein- oder andere vom Degenhardt von mir aus … aber so: blieben halt nur die Töne: Der eine mochte sie, der andere nicht. Krautrock war in den 80ern Flohmarktblei – das wurdeste nicht los.
Ton Steine Scherben wären eine Hausnummer gewesen aber die wurden airplaymäßig ja bis in die 80er totgeschwiegen und zu Platten hatten wir lange keinen Zugang, weil die üblichen Westreise-Omis sich nicht trauten, so brenzliges Zeug im Gepäck zu haben bei der Kontrolle.
Aber unterm Strich: Beim Interpretieren hatte jeder seine Messlatte, klar. Nur eben: Weil zu Ostzeiten alle das Gleiche störte, war man sich damals schneller einig bei den Grübelergebnissen.
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Anregender Kommentar. Bei den Texten von den sogenannten Krautrockern waren wir generell vorsichtig. Ob das bewusst erstellte Texte oder im Drogenrausch produzierte waren…
Und die Liedermacher? Die sangen irgendwie eindeutig – da gabs eigentlich kein Suchen zwischen den Zeilen. Bei Degenhardt gelegentlich, aber mit etwas Geschichtswissen hatte sich auch das rasch erledigt.
Beim Schreiben fällt mir ein, dass Texte von Genesis zu Interpretationen anregten…
Interessanter Aspekt auch, dass der Konsens schneller herzustellen war im Osten, weil Hintergründe ähnlich waren. …
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Ja Geeeenesiiiis! Klar doch! Die überstiegen aber lange Zeit den schulenglisch-Wortschatz. Im anglo-amerikanischen Raum tummelten sich eh viele philosophische Talente. Daher kam ja die letztendliche Rock-Überschätzung.
Jackson Browne, Ian Hunter, Don Henley, Tom Waits, John Fogerty, Willie Nelson usw. – sowas fehlt in beiden deutschen Szenen. Die „Austro-Popper“ (Watt’ne Scheißbezeichnung aber ooch!) kommen dieser melancholischen Tiefgründigkeit bei weitem näher als ein HRK oder Maurenbrecher.
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Huch, keine weiteren Antwortmöglichkeiten mehr?
Huch, huch – keine Benachrichtigung für deinen weiteren Kommentar?
Wie dem auch sei…
Klar, waren Texte von Genesis mit dem schulenglisch allenfalls rudimentär zu bewältigen. Ich hatte Glück mit unserem schon älteren Englischlehrer. Von dem ging die Mär, er habe eine riesige Plattensammlung. Als wir ihn in der Oberstufe bekamen, bewahrheitete sich das. Wir wollten Zappatexte drannehmen und er bestand auf Shakespeare (Lehrplan!) – er versprach aber für danach den einen oder anderen Zappatext. Wir würden dann schon sehen, dass Shakespeare „schärfer“ sei. Man müsse nur die richtigen Textfassungen lesen…
Dieser gute Pädagoge eröffnete uns Wege zu den Texten von Genesis, Yes oder King Crimson und ähnlichen Kalibern. Er erklärte uns den Kanon der Pflichtlektüren an englischen Schulen. Damit kam man schon ein ganzes Stück weiter. Denn den hatten die meisten Musiker, die eine Schulbildung hatten durchweg drauf.
Daneben dressierte er uns auf Synonyme, z.B. statt only mussten wir merely sagen oder schreiben.
Dennoch; für Peter Hammills Texte brauchte man noch ein mathematisches und technisches Vokabular.
Meine Erfahrung nach vielen Jahren Umgang mit Texten. Ich weiss, wo ich hinhören und wo ich es bleibenlassen kann…
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Du hättest einfach oben unter meiner ersten Antwort wieder auf „antworten“ klicken brauchen, dann wär das hier schon richtig an letzter Stelle erschienen. Aber so geht es auch.
Dein alter Lehrer fetzt. Wie meiner. Der war 70, hatte keine Plattensammlung, behandelte auch keine Songtexte, aber ließ sich gern vom drögen Stoff ablenken. Schreib englische Gruppennamen oder Textzeilen auf deinen hefter oder Block und lass es ihn sehen, wenn er durch die Reihen geht: Er wird sich Louis deFunes mäßig künstlich aufregen, dich prompt für bekloppt erklären, weil du da stehen hast: und dann folgte seine Übersetzung, wenn möglich auch mit 2. oder 3. Bedeutung:
„Wissen Sie überhaupt, was da jetzt steht? Kiss -Destroyer? Kuss-Zerstörer?! Sie Schwachkopf! Kiss alleine kann schon Karambolage bedeuten oder Zusammenbruch – und nun steht da Kaputt-Kaputt! Sie Kaputter!“
„Jam, Sex Pistols, Clash – Sagen Sie mal! Denken Sie noch mit dem Kopf oder nur noch — also – ähem – ich meine, Jam kann auch Körpermarmelade sein … Geschlechtspistole, also nee! Hätt‘ ich nie von Ihnen gedacht! Haben Sie ne Freundin? Ich hoffe mal – nicht hier in der Klasse. (Und an die Mädchen gewandt) Hüten Sie sich vor ihm hier! Der hat seinen Gefühlsnotstand schon auf dem Block stehen!“
Und eine Woche später schenkte er meinem Banknachbarn im sexuellen Notstand dann eine Nummer des Daily Mirror, weil da ein Sex Pistols Artikel mit Foto drin war.
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Genau – solche Pauker gabs überall und bei denen haben wir in der Tat non scolae sed vitae discimus…
Aber wo sind sie geblieben?
Schon bei meinen Kindern hatten die Humorlosen die Übermacht.
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