Das war er nun. Der große 3-Teiler. Die Familiensaga. Die Neuverortung unserer Sicht auf den Weg, “wie wir wurden, was wir sind“. Vollmundiger gehts kaum.
Es ging um die unmittelbare Nachkriegszeit im Westen.
Langsam werden die “3 Maderlhaushalte“ im TV so inflationär wie die ARD-“Tatorte“. Und genauso schnellemachefix zusammengetackert wirkte auch dieses “Epos“. (In 27 Drehtagen abgefilmt?)
Schnelle Schnitte. Schnelle Stimmungswechsel. Kleine Requisitenfehler. Geschenkt. Wollnwamal nicht zu kleinlich sein.
Schlimmer war, dass das 1948 losgeht, aber alle Beteiligten keinerlei Überbleibsel des alten Regimes erkennen lassen. Die Handlung kommt auch ohne Vertriebene, ohne Trümmerfrauen, und ohne Hinweise auf umgerubelte Zwangsarbeitsprofite aus: Die staunende Welt erfährt also einmal mehr, dass anständige Industrielle, die nach 1933 noch Juden retteten, nach 1939 Opfer der Einflüsterung ihrer Hausfrauen wurden, und nun trotzdem Stacheldraht nach Bergen-Belsen lieferten, um nicht selber an die Front zu müssen. Die 3 Töchter, 1948 heiratsfähig, sind derart tough und von der mütterlichen Erziehung und den BdM Jahren unbeleckt, dass sie nun im elterlichen Betrieb emanzipiert die Weichen stellen können für Krankenbettenproduktion statt Wiederbewaffnung. Zuvor muss der einzige Nazi im Plot, Geschäftsführer, Arbeitgeberverbands-Chef und Kurzzeitehemann der ältesten Schwester, noch nach Argentinien fliehen.
Man ist spätestens ab 1953 also unter sich. Das verirrte Schaf, das in den Osten ging, einer der schwachen jungen Männer, (Wie haben all diese Heulsusen eigentlich die Front überstanden?) kehrt -Stasiterror sei Dank – geheilt in den Westen zurück, wo seine Liebste gerade Gewalt in einer anderen Ehe erfuhr, sich trennt und nun Medizin studiert.
Aus aktuellem Anlass hätte ich ja nun mindestens noch erwartet, dass sie Leiterin des Robert-Koch-Instituts wird; ich wurde aber enttäuscht.
Fazit: Lauter Nach-68er wandeln hier durch die frühen 50er. Warum gabs dann “68“ überhaupt?
Als Ossi bleibt mir da nur rhetorisch zu fragen:
War das wirklich so?
Antwort: Natürlich nicht. (Erinnert sei an Bölls viele, viele Heimkehrer- und Traumatisierungserzählungen, oder das nicht verfilmte hintere Drittel der Grass’schen Blechtrommel.)
In Schulnoten: Noch 4.
Ach ich weiß schon weshalb ich diese Mehrteiler nicht mehr ansehen, insbes. die deutschen Produktionen. Ohne eine Ahnung zu haben, was jetzt genau hüben oder drüben so los war, liegt eben der Schwerpunkt auf opulenter Ausstattung.
Tatsächlich habe ich eher zufällig eine Szene gesehen, als zwischen Trümmern ein Typ eine Typine angequatscht hat. Das war sehr übel. Ich hab weiter gezappt.
Wo bin ich gelandet? Ach ja, einen französischen Film über einen 50-jährigen in seiner MLC kam, der war i.O. Sowieso das modernere frz. Kino versteht es, auch eher negativen Sachverhalten etwas Positives abzugewinnen. Aber das ist ein anderes Thema.
🙂
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Ausstattung ist das Stichwort: Wie kommt das Ossi-Auto ins Sauerland?
Der Oberstrolch fuhr ein Auto, das den BMW Barockengel darstellen sollte. Die Naben der Räder deuteten darauf hin. Es war aber bereits ein EMW. Eisenacher Motorenwerke. Die böse Ostzone durfte in ihrem BMW Werk keine BMWs mehr bauen. Also ließen sie vorn die großen Grillnieren weg und setzten jene Querstrebenpyramide ein. Von der Seite sah das Auto immernoch wie ein BMW aus, von vorne nicht und innerlich war er verteufelt störanfällig gestrickt, wegen all der unerprobten neuen Zulieferer. Deshalb scheiterte auch der Export in die Westzonen. Aber der böse Bröcker im Film fährt so einen!
Im Osten waren EMWs extrem teuer und deshalb als Bonzenschaukel verschrien. Und nu fuhr der Nazi und Ausbeuter-Chef des Westens diese SED Kalesche.
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Klasse, was ein geiles Detail. Nur zur Fehlersuche lohnt es sich manchmal etwas anzusehen.
Ich liebe die Szenen eines vorbeifahrenden Autos, das von vorne ein anderes Kennzeichen hat, als hinten. Eine Szene einer Fahrt, Start bei Sonnenschein, Ankunft 10 Minuten später bei Schnee.
Oder die regionalen Filme (Tatort Stuttgart): eine Fahrt durch die Innenstadt zeigt 2 Standorte rund um Stuttgart, die gar nie nicht zusammengehören.
Musik, die nicht aus der Zeit passt.
Im Niki Lauda Film haben sie übrigens auch die falschen Autos aus anderen Rennjahren genommen, aber das nur am Rande.
Sehr schön auf jeden Fall.
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Ich finde es auch absolut störend, wenn in Filmen alter Zeiten Oldtimer benutzt werden, die dermaßen edel neurestauriert aussehen und scheinbar nicht beschmutzt werden durften, dass sie einfach wie Fremdkörper aus der Kulisse knallen.
1948, ramponierte Hausfasaden, und dann der Edel-EMW! Nicht mal Wischerspuren an der Frontscheibe!
Am übelsten fiel das Problem aber in “Untergang“ auf: Zerschossenes Berlin. Staubschwaden, PAK-Beschuss, es regnt Trümmer und auf der Straße in diesem Schuttidyll ein Horch oder BMW Cabrio mit offener Fahrertür aus der der tote Fahrer hängt. Alles grau in gelbgrau, aber das Auto – blitzblanker Lack!
Da lob ich mir James Herriot! Dessen Autos wirkten immer benutzt mit Dreck am Kotflügel!
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