I do the Rock!

Weihnachtsstimmung is eh keine drin. Also: Lets greif ins CD-Regal, blind date.

Was erwisch ich?

Ganz vorn ist der Stapel mit den unverzichtbaren Jugendhits.

T.RexT.Rex „The very best of“. Ja. Irgendeine von denen gehört in jedes Music-Junkie-Arsenal. Für mich war’s die, weil sie auch „Teenage dream“ auf der Liste hatte. Der Song galt seinerzeit als Marc Bolan Solonummer. Ich hab ihn damit in „Disco“ gesehen, als er neu war. Initialzündung für den 13jährigen vor der Glotze. Die schönste Männermähne ever! Dann der arrogante Auftritt, so chic scheinschwul und die Welt verachtend. Wirkte überhaupt nicht albern und punktete sogar gegen Slade, die zwar Götter waren, aber mit „Good bye T’Jane“ einen irgendwie zu kasprigen Auftritt hingelegt hatten. Und außerdem: Endlich erlebte ich mal den Typen, den die schöne Iris bereits auf ihrem T-Shirt durch die Schule getragen hatte!

Der erste Stapel vorn mit all den heiligen Liedern der Anfangsjahre verträgt auch noch ne zweite Ziehung: „ANGEL – an Anthology“. Oh yeahr! Eine meiner Raritäten. Eine gute Band, die es irgendwie ende der 70er im Punkunwetter nicht mehr geschafft hat, als AOR-Band erfolgreich zu werden. Da half auch Entdecker Gene Simmonds nichts. Ihr „Wintersong“ blieb ihr süchtig-nach-mehr machender Radio-Hit und dann war Schweigen im Walde. Drei oder 4 LPs soll es da gegeben haben, aber nicht mehr nach der Wende auftreibbar. Da entdeckte ich den Mailorderversand MALIBU aus Hamburg (Er ruhe in Frieden!) und DIE hatten immerhin diese Anthology in ihrem Heftchen. Treffer! 20 Tracks; 15 gute/sehr gute Nummern. Eine, „Don‘t walk away Renee“, erkannte ich später auf’ner Billy Bragg Platte wieder. Sachen gibt’s! Bragg zitiert Angel!

dav

Next Griff. Die Prog-Abteilung schließt sich an: Frumpy – auch „Best of“: Hm die musste sein, wegen „How the Gypsy was born“, und „Use your illusion“(Live) ist auch drauf. Die beiden Stücke für die Ewigkeit. Westdeutscher Krautrock hatte es uns Ossis ja sonst nicht so angetan. Mit LPs aus der Sparte war jeder von uns Platten-Haien mal reingefallen, aber Frumpy gehörten da schon noch zu den besseren Truppen. Wenn auch sonst nicht viel hängen geblieben ist von ihnen: Der geborne Gypsy ist schon ein in Stein gemeißelter Fixpunkt der Rockgeschichte.

Dann kommt das lange Stückchen Neil Young im Regal als Übergang zur Southern Rock Abteilung: Soso, die „Freedom“ von Onkel Neil isses geworden. Ja, die wurde zu Wendezeiten gefeiert. Das war mir allerdings entgangen; gab zuviel anderes. Mit bissl Verspätung, während der Loblieder auf „Ragged glory“ und „Weld“ gefiel mir im Laden beim Reinhören die „Freedom“ dann besser. Mit „Rocking in the free world“ enthält sie ja DEN missverstandensten Song der Rockgeschichte. By the way: Wurde der wegen Mauerfall eigentlich nur in Deutschland so verquer als „Hossianna Marktwirtschaft“ interpretiert, weil es hier für gewöhnlich nur zum Refrainverständnis reicht – oder auch im Mutterland der platten Klopse? Von Old Neil kam in den Nachwendejahren noch so allerhand dazu. Meine Raumteiler von einst im Studium würden sich wundern, wieviel Neil der Punk von einst da heute in seinem Regal stehen hat. (Und obendrein schwärmt der nu auch noch von der „Chrome dreams II“ und dem dazugehörigen Konzert in Leipzig damals! Nicht zu fassen, wie Times so changen können!)

Nochmal dicht danebengreifen. Wird’s die „Chrome dreams“? Nö. „Resolution“ von 38 Special. Auch was Feines. Enthält „Deja voodoo“mit dem geilsten Gitarren-Intro ever! Hab ich eigentlich nur der Komplettierung wegen gekauft, weil ich durch das herrliche erste Brüder-Paar-Album der Van Zandt Brothers Feuer gefangen hatte. Den einen kennt man als Sänger bei Lynyrds, aber der andere war mir zuvor nicht untergekommen. Die Resolution gefiel auf Anhieb. Allerdings enttäuschten dann weitere Hörproben anderer 38 Special Alben, sowie auch das zweite Album der Van Zandts.

Das Heavy Türmchen steht an. Was aus der Mitte ziehen: Mekong Delta „Classics“. Oh ja! Lange nicht gehört, aber immer noch verehrt. Hätt ich auch in die Progabteilung stellen können. Ein Zufallsfund damals um 2000 herum. Eine mysteriöse Band, über die seinerzeit nicht allzuviel bekannt war. Sollen aber Deutsche sein. Normalerweise so aus dem Thrash-/Speed-Bereich mit dazugehörigem Gekeife, aber hier auf der geht es 100% instrumental zu. Es ist die Heavy-Version der „Bilder einer Ausstellung“. Es donnert und flitzfingert gewaltig – und entstaubt die klassische Vorlage nach ELP und Tomita zum 3.Mal ohne überflüssig zu sein.

Da greif ich auch noch mal zu und als zweites Heavy Werk wird’s diesmal Axel Rudi Pell „Black Wood Pyramid“. Ja, wow, die sollte ich mal wieder auflegen. Verpasst dir ein paar Stromstöße, wenn du dich down fühlst. Momentan gerade richtig. Kann mich noch erinnern, dass ich da früher immer die ersten drei Tracks ausgelassen habe; die wird in der Mitte erst schön. Ein Bastard aus Rainbows „Gates of Babylon“-Bombast und der Van Halen 1, die muss auch noch irgendwo in dem Türmchen stecken. An A. R. Pell gefällt mir zusätzlich, dass es da einer geschafft hat, sich mit eigentlich ungeeignetem Namen einen guten Ruf zu erspielen.

Ach, komm: Der Heavy-Stapel kommt eh so selten zum Einsatz, da nimmste noch ne Dritte zur Selbstmotivation, es mal wieder mit den lauten Tönen zu versuchen: „No more tears“ Ozzy Osbourne. Hell yeah! Guter Griff diesmal. Er is‘ kein Genie. Er hat jede Menge Scheiße gebaut,- ich sage nur: davRandy Rhodes Unfalltod! – er hat sich völlig deppert (aber unterhaltsam) an MTV verkauft – aber ich mag ihn irgendwie. Ich habe nur eine „Best of“ von Black Sabbath und diese hier. Und die ist’ne Gute! Und das liegt an einem ganz speziellen Song: Ich habe Gott sei Dank kein Problem mit meinen Eltern. Aber wenn du jahrzehntelang miterlebst, wie da einer um mütterliche Anerkennung ringt und abblitzt – wegen nix! Nur weil er eben „passiert“ ist! – dann kriegt dich „Mama I’m coming home!“ immer und immer wieder!

Cut! Szenenwechsel: Hinter den Testosteron-Bomben kommt die Abteilung der Damen: Sophie B. Hawkins. „Tongues and tails“ Hm. Anfang der 90er war sie sowas wie eine weitere Rocklady auf dem Sprung, neben Tanita Tikaram, Tracy Chapmann, Sinead O’Connor. „Damn, I wish I was your lover“ hieß das Video. Dylans „I want you“ bekommt auch ne ordentliche Portion Erotik gesponsert. mdeDer Rest geht so. Hab mich seinerzeit sogar verführen lassen, die nachfolgende „Whaler“ zu kaufen, die dann aber dermaßen nach Madonna klang, dass akute Ohren-Krätze drohte. Gottlob konnte man die damals per Marketplace eines bösen Monopolisten entsorgen und noch bissl Anschaffungspreisgeld retten. Das Debut hab ich trotzdem behalten. Aber nicht mehr angehört.

Das geht besser: Die zweite der Damen ist — Unsere Nina! Sag ich doch. Nina Hagen blieb ich über die Jahre irgendwie verbunden, egal auf welcher spinnerten Ebene sie sich gerade befand: Ich kaufte keines ihrer Machwerke, da die alle irgendwie vergurkte Zusammenstellungen waren. Ein Highlightsong hier und da – im Murks ertränkt; bis zu diesem Dreierpack: „In my world“ – der das Beste aus der Nachwendezeit enthält. Die Kompilatoren leisteten hier ganze Arbeit und berücksichtigten auch verlorene Nuggets von diversen Tribute-LPs für Mr. oder Mrs. Nobody, wohin auch immer Ninotschka ihr Talent verschleudert haben mochte. Das 3er Kästchen gabs mal zum Preis von einer. Eine reichhaltige Fundgrube zum Selber-Kompilieren für’s Auto. Highlights sind hier zum Beispiel das unkaputtbare„Hold me“von 89, deireckt from se Mauerfall-Time. mdeEigentlich wollte ich mir damals die LP schon vom Begrüßungsgeld kaufen, aber dann entdeckte ich gerade noch rechtzeitig, dass sie auf der Platte auch einen Biermanntext verarbeitet hatte. Dem Vogel keine Tantiemen aus meiner Tasche! Ich ließ es bleiben. Dann das witzige „Zwischen Erfurt und Gera“! Herrlich wie sie hier auf thüringisch singt und das der Typ in dem Song auch noch Christian heißen muss, wie mein Banknachbar zu Penne-Zeiten, der ebenfalls zeitweilig „im Westen verschwand“! Jedesmal, wenn DER läuft, treibt es mir ein breites Grinsen ins Face. Lindenbergs„Rock’n’Roller“ als astreiner Nina-Punk zeigt, welches Potential Herr L. da einst beim Vortrag mit angezogener Handbremse verschenkte! Herrlich! Und dazwischen dann gecovertes Uraltliedgut wie z.B. der Gretchen-Monolog aus „Faust I“ auf de la Soul Dance Groove oder Zarah Leanders „Der Wind hat mir ein Lied erzählt“ – Yeahr; gegenüber dem „Zarah/Wunder“ vom anfang der 80er eine reife Steigerung! „I’m your own personal Jesus“ tröstet dann die alte Wirtin mit der abgewrackten Stimme ihre Barflies; Rammsteins „Seemann“wird vorgetragen in der Art eines Lale-Andersen-Zombies, während Apocalyptica an ihren Celli sägen;  und-und-und… Feines Teil.

Vielleicht hat ja jetzt jemand eine Idee für ein SOS-Geschenk in letzter Minute bekommen.

Frohes Fest.

mde

12 Gedanken zu “I do the Rock!

  1. Last-minute-SOS-Zeugs gibt’s bei mir nicht, alles X-Mas-mäßige ist bereits erledigt, dein Beitrag kam dennoch äußerst gelegen. Las sich super und ich klicke mich jetzt noch fröhlich und neugierig durch die diversen Links, bis mir dann demnächst die Augen zufallen.
    Gute Nacht aus München!

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  2. Ja, die Nina Hagen könnt ich mir wieder einmal anhören, auch wenn ich ihre Sachen zum Teil peinlich finde. Ihr bestes Album ist wohl immer noch „Nina Hagen Band“ aus dem Jahre 1978. Zu Zeiten von „TV-Glotzer“, der deutschen Version des Tubes Titel „White Punks On Dope“, war sie eine Klasse für sich: Provokant, rotzfrech und irre gut.

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    • Ja so isses. Das zweitbeste ist vermutlich „Angstlos“ von ’83; aber das hab ich nie als Ganzes zu hören bekommen. Aber es gab halt immer mal wieder Ausreißer nach oben: „Love your world“ , „Don’t kill the animals“, „Erfurt & Gera“ …

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      • Danke! Ich werde mir das eine und das andere anhören. „Personal Jesus“ ist das einzige spätere Album, das ich von Nina Hagen gehört habe. Da sie hier für ihre Verhältnisse eher untypische Musik, nämlich Gospel, intepretiert, ist es auch viel „normaler“ geworden, als man es von einem Hagen-Album vielleicht erwarten könnte. Viele der Interpretationen sind ihr gelungen, einige sind eher durchschnittlich geraten.

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  3. Also … mit T.Rex kann man mir gestohlen bleiben … ganz anders verhält es sich bei Angel .., ie wurden damals zwar hinsichtlich ihres Outfits dermaßen von durchgestylt, dass es mir schon in den 70er Jahren schlecht wurde … aber ihre Musik hatte doch so einiges zu bieten;

    Mein Favorit bis heute „Wild And Hot“ („… because we´re wild and hot, we´re ready to rock and nobody can make us stop“ … oder so ….)

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  4. Da sind ja wieder Schwermetallsongs dabei…meine Güte, wo find ich nur nen DJ, der solche Scheiben beim nächsten Festspektakel auflegt?????
    Also, mit der Nina Hagen kann ich mich einfach nicht anfreunden, die ist mir irgendwie zu peinlich…
    Aber ansonsten, saugute songs, einschließlich T.Rex und Osborne! Gruß!

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  5. T.Rex geht schon in Ordnung, zumal meine Haare damals ähnlich lang und zottelig waren, brauchte eine halbe Stunde mit dem Föhn zum Trocknen und die Mädels waren ob der Naturlocken schwer neidisch …dann musste ich leider zur Bundeswehr 🙂 Slade waren mir meistens etwas zu heftig, aber dann kam Bronski Beat :The Age of consent, der sang nicht nur schwul, der war es und sang darüber…Für Gloria Britain eine Unmöglichkeit ! Tja, und dann meine Weihnachtsverfehlung for ever…Driving home for Christmas…Dumm nur , das Stück passt wenn man 450km nach Hause fährt , am 24.ten um kurz vor 18.00 sich dem Heimatdörfchen nährt und durch das geöffnete Schiebedach Kirchenglocken hört (schnief-Taschentuch bitte)….aber er hat noch einige bessere Stücke geschrieben ! Heute nix mehr Heimat…wünsche dir aber ein paar (nicht ruhige 🙂 schöne Feiertage, Grüsse von Jürgen

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