Der Wähler ist kein Analyst…3

Die nächste Wahl im Osten! Hier die mMn beste Analyse:

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/presseschau-zur-berlin-wahl-das-war-eine-ohrfeige-a-1112856.html

„Wählerverzweiflung“ scheint mir das Schlagwort schlechthin zu sein. Aber das Wochenende kannte noch andere Termine und eine wichtige Montagsentscheidung stand auch noch an.

Mir ging deshalb gestern EIN LIED durch den Kopf. Ich schwöre, dass ich nichts von Ärmels Veröffentlichung wusste – eine mysteriöse Gleichzeitigkeit:

Im Original heißt es „Days like these“ und stammt aus den frühen 80er Jahren. Billy Bragg sang diesen Song 1987 auch in Ostberlin, beim Festival des Politischen Liedes, zu dem er als „Protestsänger der englischen Arbeiterklasse“ geladen war. Er ahnte die drohende Vereinnahmung und hatte einen zweiten Song im Gepäck „To have or to have not“, in dem es heißt:

„Only why I’m dressed like these – it doesn’t mean: I’m a communist!”

Somit blieb er auch für stagnationsgeplagte Ossis glaubwürdig.

Zwischen den Wahlen befinde ich mich im „24 Stunden deja vu“ (Heinz Rudolf Kunze)

Also machte ich mich an die Arbeit:

Da „An Tagen wie diesen“ als Übersetzung aus unterschiedlichen Gründen „verbrannt“ ist, musste ich schon in der Überschrift vom Originalwortlaut abweichen. Hier meine aktualisierte Coverversion:

Die Partei, die einst so mächtig war

Als es noch ging bergauf

Denkt sich neue Phrasen aus

Hängt Plakate auf

Sie tut noch resolut so

Als ob nichts gewesen wär

Doch mit der alten Herrlichkeit

Ist’s längst nicht mehr weit her

Das Recht Kungelclubs zu gründen

„Ist keine Korruption“

Abducken wie zur Kaiserzeit

Nur dafür gibt’s noch Lohn

Als Freiheit wird verkündet

Was nur ne Minderheit versteht

Solang die Mehrheit brav die Zeche zahlt

Und bevor die Zeit sich dreht…

Die, die heut noch kuschen,

sind morgen vielleicht dran

sie haben langsam doch kapiert,

dass man was ändern kann.

Soll der letzte Liberale heucheln

da vor der Kamera:

„Freihandel ist für ALLE und für Arbeitsplätze da!

Schande über den Chaot

Der da dagegen mault!“

(Bevor er dem ganzen Bilderberg noch

Den Profit vergrault!)

Frieden, Freiheit, Existenz

ist das, worum’s jetzt geht

drück’s Kreuz durch, mach dich grade-

bevor die Zeit sich dreht!

Die SPD, deren Vorstand noch vorgestern den Eindruck vermitteln wollte, als habe er vor kurzem ihren Namen googeln lassen, hatte heute eine große Chance, sich als Volkes Stimme zu profilieren. Sie hat sie verpasst:

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/spd-konvent-spricht-sich-fuer-ceta-abkommen-aus-a-1112971.html

Oliver Welke hatte Recht: (ab Minute 14:10)

www.youtube.com/watch?v=XkSqUq_t4Tw

3 Gedanken zu “Der Wähler ist kein Analyst…3

  1. Wäre es nicht so traurig, müßte man der SPD ein Zertifikat ausstellen. Kurs: “ Wie Sie die eigene Unwählbarkeit durch mangelnde Arschhosigkeit erreichen.“ Mit Bravour und Eierlosigkeit bestanden!

    Ach, und Berlin war ziemlich erschreckend. Der Kontrast am Alex zeugte nicht nur von der fehlenden Analyse der möglichen Wähler, er beschrieb den Unwillen zum Nachdenken.
    Danke für Ihre Hirntätigkeit, Wertester, bei allem Halsgewelle schaffen Sie ein Lächeln zu erhalten.
    Herzliche Grüße, Ihre Frau Knobloch.

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