Der Wähler ist kein Analyst…

„Jedes Ding hat seine Halbwertzeit“ (Manfred Maurenbrecher)

Vor einer Woche waren Wahlen an der Küsteeee und dahinteee(r). Dat gab’n grotn Schnack du. Inzwischen haben uns die wirklichen Probleme des Alltags wieder eingeholt:

Apple schafft den Stecker ab. RE!VO!LU!TION!

Ich möchte trotzdem noch mal auf den letzten Sonntag zu sprechen kommen.

1,3 Mio Wähler hatten die Wahl. Eine halbe Mio davon blieb zu Hause. Die Mehrheit an der Urne war dieser noch in anderer Beziehung nah, weil älteren Semesters: 45+ Wenn ältere Ossis wählen, geht das für gewöhnlich anders aus als bei gleichalten Wessis, denn ein jeder schleppt eine andere Sozialisation mit sich herum.

Der Wähler ist kein Analyst…

Da sitzt der Mecki nun dieser Tage bei sommerlichem Wetter am Grill bei Backfisch und Köhm und jeder schweigt von etwas anderem: Die einen grinsen vor Schadenfreude über den medialen Tornado nach der Wahl und die anderen grämt die Selbstherrlichkeit, der von ihnen geretteten Sozen, die sich bräsig in die Talkshowsessel fläzen und so tun, als sei ihnen was gelungen. Dabei verdanken sie ihre wundersame geradenoch-so-Stärke eher einem gewissen Volksfrontunterbewusstsein zahlreicher LINKEN- und Grünen-Wähler, die eine weitere Kenia-Koalitionsnotlösung wie in Sachsen-Anhalt kommen sahen, bei all dem Buhei, was da um diese neue Partei veranstaltet wurde.

Tja, der Wähler! Was hat er wieder angerichtet!

Nichts hat es genützt, dass umfangreiche „Entlarven“ der AfD!

 

Sie betrügt euch!

Na und? Die anderen nicht?

Sie hat keine Lösungen parat!

Welche andere Partei hätte welche?

 Sie hat Nazi-Mitglieder!

Äh – – – Filbinger, Kiesinger, Globke  – – –  waren Mitglieder welcher Parteien?

Sie hat Burschenschaftler in ihren Reihen!

Oh! Koch, Lummer, Diepgen? Die sind jetzt AfD?

Nee-he, der Hohmann immerhin, aber so geht das nicht!

 

Fangen wir noch mal von vorne an:

 

„Die Mecklenburger wählen ausländerfeindlich! Obwohl es da gar keine Ausländer gibt! Ist das nicht bescheuert?“ (Sämtliche seriösen Medien wurden und werden nicht müde, uns dieses blödsinnige Scheinargument als gaaaanz großen Clou zu präsentieren.) Fetzt das?

Nö!

Erstens zählen echte Noadlichteee(r) anders:

Ob Kameltreiber, Döner-Türk, zugereiste Sachsensau oder Kapitalistenschwein aus Westdeutschland! Es gibt jede Menge ungewollte Migration in Wrukistan!

Zweitens: Der mediale Eindruck von Zuständen wie am Berliner Cottbusser Tor, in den Strassen von Marxloh, Dortmund und Duisburg, die Katastrophe vom Kölner Silvester, der eventuelle Augenschein vom abendlichen Jungfernstieg in Hamburg anlässlich eines seltenen Metropolenbesuches sind nicht gerade dazu angetan, Internationalismus zu wecken, und sich gleiches für Metropolen a la Schtroaaaalsund, Pasewalk oder Sanitz zu wünschen.

Drittens wirst du die Journalisten mit einem zynischen „Wir schaffen das!“ schneller wieder los, als wenn du lang und breit anfangen müsstest, alle Pleiten seit der Wende aufzudröseln und dabei obendrein herauskäme, dass du bis heute nicht zwischen Landes-und Bundesebene unterscheiden kannst. Wozu auch? Politbüro, ZK und Staatrat waren ja auch immer eine Soße.

In Norddeutschland redet man eben von je her nicht viel.

Und so bleibt ungesagt, dass ausgerechnet ein SPD-Kanzler einst das ohnehin spärlich fließende Füllhorn sozialer Almosen für die eigenen Verlierer versiegen ließ. Das schnitt tief ein bei der Mehrheit der „Dableiber“ in Nordost.

Ihn abzuwählen nützte nichts. Auf den Genossen der Bosse folgte die Teflon-Kanzlerin, die das alles auf sich beruhen ließ. Und das musste irgendwann Konsequenzen haben:

Der Wähler an sich ist kein Analyst im wissenschaftlichen Sinne, der dankbar servil geänderte Fußnoten in Gesetzestexten zur Kenntnis nimmt; sondern Maximalträumer, Utopist oder Reflexkreuzler. Im Normalfall entsteht nach Abfragen dieses Bauchgefühls der Masse so was wie Rousseaus Gemeinwohl.

Zufriedenheit schafft Solidarbereitschaft auch mit Zugereisten – nicht immer, aber oft.

Zumindest scheint ein Fünftel des Restes von Ostelbien also nicht besonders zufrieden zu sein.

Und was mag erst die halbe Million Nichtwähler bewogen haben zu Hause zu bleiben? Sommer, Sonne, Räucherfisch und Köhm?

Klischees beiseite – ran an die Ursachen:

Ossiland hatte einst viel Lob des Westens eingefahren, als es sich traute gegen ein nicht mehr wandlungsfähiges System zu rebellieren. Der „mündige Bürger“ war scheinbar über Nacht entstanden. In Sachsen. Ohne die Leipziger wäre nördlich von Berlin heute noch DDR.

Die Ossis hatten jedoch lange auf den geeigneten Moment warten müssen.

Zu lehrreich war die Panzerklatsche vom 17. Juni 53 gewesen.

So wartete man halt im Schrebergarten beim Bräteln die Zeit ab und riss politische Witze.

Denn man meinte, selbst in Vorpommern, dank ARD-Überreichweiten dann und wann, den Westen zu kennen und den Osten durchschaut zu haben.

So kam dann Gorbatschow und versicherte, dass ER seine Panzer in den Kasernen lassen würde, wenn souveräne Bündnisstaaten innere Angelegenheiten klären möchten. Die montägliche humanistisch motivierte Kerzenwanderschaft begann, bekam reichlich Zulauf von konsumtionell beseelten Nichtphilosophen und wurde schließlich von diesem erdrückt.„Nur mit Kohl geht’s uns wohl!“ You know noch bescheid?

Was das mit 2016 zu tun hat?

Nun: Viel Zeit ist seit dem vergangen. Und nur wenige Träume erfüllten sich. Kinder wurden geboren, wurden erwachsen und zogen weg. Der Arbeit nach. In den Westen. Die Alten blieben. Allein. Ihr Lebenswerk, der Hof, das Eigenheim steht nun 200, 300, 700km weit weg vom Wohnort der rechtmäßigen Erben, die seeeehr viel aufgeben müssten in Hamburg, Hessen, Baden-Würtemberg, wenn ihnen einfiele, dieses Erbe im Billiglohnland Mecklenburg antreten zu wollen. Die Alten aber haben es nicht verlernt, das Aussitzen. Sie sitzen wieder schimpfend und gallige Witze reißend am Grill; wartend auf …

…die AfD; die ihnen verspricht, die Rückkehr ins Wirtschaftswunderland zu ermöglichen, mit intakten Familienstrukturen; Vollbeschäftigung und einem Alleinverdiener, der soviel heimbringt, dass man davon leben, Urlaub machen und ein Auto finanzieren kann…

Zurück in eine Epoche also, die sie damals hinter der Mauer verpassen mussten.

“Komm mit mir ins Adenauerland
Auf deine eigene Reise
Komm mit mir ins Adenauerland
Der Eintritt kostet den Verstand
Komm mit mir ins Adenauerland
Und tu’s auf deine Weise…“   (PUR, jedenfalls so ähnlich)

 

Jedoch: Man unterschätze den Mecki nicht!

Das gerade Beschriebene trifft nur auf wenige zu.

Es heißt, dass von den 21% AfD-Wählern, also rund 166 000 Personen nur knappe 40 000 diesen Zielen Glauben schenken. 120 000 wählten also puren Protest. Und 570 000 blieben gleich ganz zu Hause.

Kann man’s ihnen verdenken? Der Wähler ist kein Analyst. Aber er merkt sich, auf wen er bereits hereinfiel und 7 Landtagswahlen nach der Wende hast du sie eben alle durch…

Die Enttäuschungen der Jahre machen sich bemerkbar: Gelebte Leben mit DDR-Stagnationserfahrung in den Knochen, kurzer Wendeeuphorie, Abwicklung fast sämtlicher Arbeitsplätze, Umschulung ins Nichts, mehrfach, Wegzug der Kinder, weiiiit weg, Leiharbeit, Saisonarbeit, beides immer auf unterstem Lohnniveau, daher auch dann und wann Schwarzarbeit, eventuell mit Konsequenzen, verödete Ortskerne in potemkinschem Chic – und dann wieder und wieder-  in  Prerow, Heiligendamm, Klink, Waren, Binz – der Anblick der Jachten der anderen…

Lehren? Im Zentrum der Macht? Keine! Normal. Von Mecklenburg ging ja noch nie eine Revolution aus.

Die Grills laufen heiß, die Pointen werden galliger, die Zeiten ändern sich…

 

20 Gedanken zu “Der Wähler ist kein Analyst…

  1. Chapeau, das nenne ich mitfühlend und mitdenkend auf den Punkt gebracht!
    Es lässt sich gut dazu die eigenen Eindrücke der erlebten und vergangenen Jahre vor, mit und nach der Wende verknüpfen.
    Danke und herzliche Grüsse
    Ulli

    Gefällt 1 Person

  2. Ein guter Text. ich meine, es geht nicht nur um enttäuschte Konsumträume, sondern auch um das Gefühl der Identität: „wer bin ich“. In einer gewachsenen Gesellschaft kennt man sich im Guten und Schlimmen, man kann sich gegenseitig einschätzen, hat eine gemeinsame Geschichte. Egal was man von den Regierenden hielt, es waren die eigenen Leute, irgendwie. – Als sich die Grenze öffnet, kommen die Fremden, die Westler. Manche verlangen „ihr Eigentum zurück“, manche kaufen die verlassenen Landwirtschaften auf, manche übernehmen die Amtsgeschäfte, besetzen die Regierungsgebäude, schmeißen die alten Sessel und Bilder raus und richten sich schick ein. In diesem Spiegel wirkt das eigene Leben auf einmal abgestanden, es riecht nach Plastik, Plüsch und schlechtem Geschmack.
    Und nun kommen genau diese Westler und sagen: ihr seid Chauvis, ihr seid Rassisten, ihr seid Dummköpfe, wenn ihr die, die anders sind als ihr, nicht willkommen heißt. Bei euch stehen doch so viele Häuser leer, euch fehlen die Jungen, ihr solltet euch freuen.
    Ich kann mir vorstellen, dass sich dann aufgestaute Wut einen Ausweg sucht. Denn das Fremde kann ihnen nicht ihr Eigenes, das ihnen abhanden kam oder das entwertet wurde, ersetzen. Vielmehr bedroht es sie. Denn sie fürchten, selbst ihr letztes Refugium, dies Zusammensitzen und Grillen und Schweigen, diese ihre Rest-Identität zu verlieren. Und, nebenbei gesagt, ich wäre auch nicht glücklich, wenn ich, der behäbige Ansässige, anstatt der schwerblütigen Mecklemburger nun schnelle jungendliche Araberhengste auf den Weiden sähe, begierig, die jungen Stütlein zu bespringen.

    Gefällt 1 Person

    • Genauuuu so! Hinzu kommt:

      „Ihr habt Leerstand, euch fehlen die Jungen….“ aber da ist auch keine Arbeit, denn deshalb ist da der Leerstand. Und die jungen Unbegleiteten sind weitestgehend Analphabeten – die werden hier nix – außer zum Problem.
      Man karrt sie in die ostdeutsche Provinz, weil das die „Halde“ ist, wo alles hinkann, was übrig ist.
      Sie wollen da nicht bleiben, wenn sie merken, dass sie hier nichts werden.
      Sie wollen nach Berlin, München usw., in die Metropolen eben, wo sie nicht hin sollen. Anketten geht nicht.
      Residenzpflicht auf einem Stück Papier – für einen der durch zig Länder marschierte KEINE wirkliche Barriere…

      Schwup sind sie „verschollen“ in den Metropolen, die sie nicht haben wollen um ihre Parallelwelten nicht auch noch zu verstärken. Wovon sie dort leben – weiß man nicht, wer Vermutungen anstellt, ist …ehäm…mindestens „rechts“. Problematisiert werden – darf nicht, also entstehen auch keine Lösungen.

      Die Situation ist richtig verkorxt.
      Zurück geht nicht und für vorwärts hat niemand ein Konzept und kosten soll es auch nichts, also sinnlos weiterwursteln und über die Folgen staunen.

      Gefällt 1 Person

      • So ist es. Nicht nur die Meckelmburger wollen die Jungs nicht, sondern die Jungs wollen auch Mecklemburg nicht. ….Hier in Griechenland wollen sie natürlich erst recht nicht bleiben, selbst wenn man sie lässt, denn sie haben anderes im Kopf.
        Auf den Inseln gibt es jetzt täglich Rabbatz, es kommt zu Machtkämpfen und Übergriffen. Kein Wunder, wenn man so viele verschiedene Menschen, die nicht nur vertrieben, sondern auch mit starken Lebenswünschen übers Meer kamen, auf Insellagern einsperrt. Lösungen? Keine in Sicht. Dafür immer neue Flüchtlinge….und die Bereitschaft der Griechen, dies hinzunehmen, sinkt, zumal sie es selbst schwer haben.

        Gefällt 1 Person

  3. „…kosten soll es auch nichts“. Schlicht, wahr und fatal.

    Mein Mitgefühl für die „Abgehängten“ hält sich in Grenzen.
    Menschen, die hier in Franken alt werden, haben die gleichen Probleme. Und selbst wenn die Kinder im selben Haus wohnen, trennt sie eine Welt. Alt werden, alt sein, ist zur Herkulesaufgabe geworden.
    Die Welt ist, wie sie ist, Zugriff haben wir nur auf uns selbst. Gelungen altern ist mehr denn je zur Arbeit am eigenen Ego geworden. Dafür aber unter nie dagewesen guten äußeren Bedingungen. Trotz Altersarmut.
    Auch jenseits der Fünfzig gestalten wir die Verhältnisse, durch unser Sozialverhalten (auch Geflohenen gegenüber), dadurch, wofür wir unser Geld ausgeben (auch, wenn es wenig ist) und auch durch die Stimme auf dem Wahlzettel, solange wir zur Wahl gehen, oder nicht gehen, tragen wir auch dafür Verantwortung.
    Das Leben ist ein Angehen gegen Widerstände, für Unzählige ist es der nackte Kampf. Das scheinen viele unter der Wohlstandsglocke eines reichen und mächtigen Landes vergessen zu haben.

    Danke, Bludgeon, für den Beitrag. In der Tat ist jeder Blick in die ostdeutsche Seele für mich aufschlussreich und wichtig, speziell aus Ihrer Tastatur.

    Gefällt 2 Personen

    • Vollkommen einverstanden: Alte Leute in Franken haben die gleichen Probleme.
      Die ZEIT widmete dem Thema „absterbende Provinz“ neulich eine ganze Artikelserie, nur ist der „Abschleifungsprozess“ in Ost und West ein anderer, jedenfalls noch heran bis zu meiner Generation.
      Das schicksalhafte Hinnehmen bzw. das renitente Aufbegehren unterscheidet uns.
      Das „beste aller Deutschlands“ wird jedenfalls auch in Ost und West sehr unterschiedlich wahrgenommen. DDR vielfach mit „Sorglosigkeit“ gleichgesetzt. Jemehr der Westen auf der Stasi herumreitet, um so heftiger wird im Osten abgewunken. Wie gesagt, bei den Nichtanalysten.
      Mir geht es selber so, dass ich zeitweilig reumütig einsehe, dass allerhand von dem indoktrinär ungeschickten Stabü-Unterricht eigentlich richtig war, wenn es um den Kapitalismus/Stamokap/Allg.Krise des Kapitalismus ging…
      Ich seh das heute jedenfalls überall in Praxis, was damals in den Lehrbüchern stand.
      Und viele meiner Generation, die sich im Osten mehr oder weniger kümmerlich durchschlagen, egal ob als „Ausgebeutete“ mit Niedriglohn und Schwarzarbeit oder als „selbständige Selbstausbeuter“ unter dem Druck großer Diskountkettenkonkurrenz kämpfen auch bruchstückhaft mit dieser Art von Rückbesinnung. Es plagt unter Umständen eben sehr, wenn man erkennt, dass man den Spatz aus der Hand gab, die Taube aber nicht bekam.
      Der Wessi an sich, wenn er nicht gerade K-Gruppen-Mitglied war, hat diese Wahrnehmung nicht.
      Und somit auch weniger Renitenz gegen Verhältnisse, die er von klein auf gewohnt ist.
      Was Frau Gkazakou oben schrieb macht den Unterschied: Das Identitätsproblem.
      Bin ich Bundesbürger? Hmmmmjairgendwieschon. War ich Kommunist? Nä! Will ich die DDR zurück? Nö.
      Einige wenige Male war ich bisher in Hamburg, Köln, Bargfeld bei Celle usw. Aber irgendwie ist das immernoch wie ins Ausland fahren.
      In meinem Bekanntenkreis gibt es dafür eine Redewendung:
      „Ich war vorje Woche (in Westn)abjehaun. Bin aber widdorjekomm.“

      Like

  4. „Bin ich Bundesbürger? Hmmmmjairgendwieschon. War ich Kommunist? Nä! Will ich die DDR zurück? Nö“
    Ich bin Vollwessie und es geht mir genauso. Ich will selbstverständlich nicht in die DDR, aber ich war auch noch nie einverstanden mit der BRD.
    Und die wenigen Male, die ich im Osten war, waren auch Ausland (einschließlich dem, was da als deutsch in meine Ohren drang ;-))
    Was ich schon länger vermute ist, dass ein Denkapparat, der durch die Kapitalismuskritik geschickt wurde, die gegenwärtigen Zustände anders, kritischer, wahrnimmt und zu anderen Schlüssen kommt als das durchschnittliche Wessiegehirn. Wieso das Pendel dann aber Richtung deutschnational ausschlägt, bleibt mit ein Rätsel.

    Die gute Seite: Endlich werden die Schwierigkeiten, die alt und neu miteinander haben, thematisiert.
    Besser als das Schweigen vorher.

    Gefällt 1 Person

  5. Ein guter, ein horizontweitender Beitrag. Vielen Dank dafür.
    Mecklenburg, wo laut dem allerhöchsten Heringsnamensgeber zufolge alles dreihundert Jahre später eintreffen soll, war übrigens – in heutigen verwaltungsrechtlichen Begriffen gesprochen – das erste Land des ehemaligen Deutschenreiches, das eine sozialdemokratische Mehrheit vorzuweisen hatte. Und das obwohl (oder vielleicht weil) die Leibeigenschaft bis 1918 galt.

    Gefällt 2 Personen

    • Hui, das nun wieder wusste ich noch nicht, das mit der Mehrheit – dafür keine Eisenbahn abseits der Strecke von Hamburg-Berlin bis – irgendwann. Vor 1914 lieferten sich Bayern und die beiden Mecklenburgs den Wettbewerb, wer rückständiger bleiben kann. Klingt komisch is aber so. Bayern hatte Nürnberg-Fürth als erstes Ländel und dann Ausbauverbot: Eisenbahn macht krank.

      Like

      • Zur Eisenbahn lies: Uwe Johnson – Versuch einen Vater zu finden…. Überhaupt kann man da erstaunliches lesen zur mecklenburgischen und deutschen Geschichte….

        Gefällt 1 Person

  6. Und jetzt komm ich wieder als Nachzügler daher:

    Natürlich muss der Wähler kein perfekter Analyst sein … aber – so leid es mir tut – ein wenig Hirn erwarte ich schon.

    Da hat mal so ein AfD Pausenclown gemeint, dass die gefühlte Wahrheit eben auch die objektive Wahrheit ist, selbst wenn sie mit der Realität nichts zu tun hat … Wenn das die zukünftige Basis von Wählerentscheidungen sein soll … na dann: gute Nacht !

    Ich verkenne in keinster Weise die soziale Problematik, die in anderen Bundesländern als Bayern erheblich massiver ist … die Fakten sollte man dennoch schon noch zur Kenntnis nehmen.

    Und auch das muss mal gesagt werden: Wir haben hier weiterhin ein Netzt der sozialen Absicherung, das beispiellos in der Welt ist …

    Im übrigen wage ich die Prognose, dass bei den nächsten Landtagswahl die AfD in der Bedeutungslosigkeit verschwinden wird … war bisher bei all diesen Parteien so, ob sie NPD oder Republikaner hießen.

    Like

  7. Uff, guter Text mit einigen Wahrheiten. Ich erinnere mich: Zu Zeiten der Wiedervereinigung scherzten wir, wir haben den Sozialismus geschafft, jetzt machen wir auch den Kapitalismus platt.
    Jetzt mit der AfD, gebe ich zu, habe ich ein bisschen Angst, dass der Spruch sich bewahrheitet, denn an die Art Veränderung dachten wir damals nicht.
    Ich hoffe wirklich, die AfD beweist sich in den Landtagen und hat sich irgendwann erledigt. Nein, auf eine Entwicklung wie sie die Grünen nahmen, hoffe ich nicht. Aber ich gehe ja auch wählen. Trotz Ossi und manchmal Ratlosigkeit

    Like

    • Hattest Recht. War vielleicht nicht gerade mein weisester Kommentar zum Kommentar – in „jetzig Zeiten“. Der Witz war aus den 90ern, als gerade der „Wendekater“ am Laufen war. Deine Erinnerung an „Soz überlebt, Kap schaffmor och noch“ oben erinnerte mich dran. Aber nu hammwer ja so „Dresdenereignisse“ – da brems‘ ich mich mal lieber selber. Hab also gelöscht.

      Like

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s