A sentimental journey

Es ist das Wetter. Der April. Der Frühling. Der Nasse. Die Blogs der anderen. „78 songs“ heißt so eine Verführung. Nenne sie, verlinke sie, aber werde dir erst mal selber klar darüber, welche aus der gefühlten Million deine 78 liebsten Tondrogen sind.

Nein, das mach ich nicht nach. Noch nicht? Bald? Eventuell gar nicht?

Aber ein paar Namen stellen sich sofort ein, wenn man die Listen anderer Leute liest.

Bei mir wäre auf jeden Fall George McCrae dabei;  mit seinem ganz Großen von damals: „Rock your Baby“. Ich war 13.

Oder Slade; ein Jährchen später: “I’ve seen the yellow lights go down on Mississippi….”

„Halt!“, hieß es damals in Ilja Richters DISCO: „Diese Gruppe haben wir heute für euch hier!”

Und die Kamera schwenkt von dem Einspieler-Filmchen weg auf die Studiobühne – und da stehen sie dann: Noddy Holder und seine Gang in ihren weißen Anzügen und fangen noch mal richtig an:

„I’ve seen the yellow lights go down on Mississippi,

I’ve seen the bridges of the world and they’re for real….”

Und ich hock davor. Natürlich kein Wort vom Text verstanden, aber tiiiiiief ins Mark getroffen.

Ein paar Monate danach war er dann da: Der erste Radiorecorder!

Und viele Monate und noch mehr Songs später ereignete sich ein kleines Wunder:

Ein Klassenkamerad, mit dem ich bisher nichts zu tun hatte, sitzt in meinem Zimmer und will ein paar Songs von meinen Kassetten überspielen – und ich von seinen – und er spult und spielt an und spult und spielt an und plötzlich hör ich: „Halt! Diese Gruppe haben wir heute für euch hier…“ hat er doch glatt eine Mikrophonaufnahme von eben jenem Auftritt – und ich somit Sekunden später auch: Dumpf, aber anhörbar – und der Song wirkt wieder…

Dann vergingen die Zeiten, der Reifeprozess erforderte Opfer. Erst musste Platz auf den Kassetten her für längere Werke. Shine on you crazy diamond! Dann kam der Umstieg auf große Spulen. Weg mit dem Kassetten-Archiv der Anfangs-Ära!

Viele Jahre später eine Jeanswerbung mittels der wohlbekannten „gelben Lichter da am Mississippi!“ Und DIE Erinnerung verdanke ich nun wieder Mr. Appetite’s Blog, der da Slowdive und Prefab Sprout erwähnte. Also voll die frühe 90er Packung.

Deshalb ist es heute passiert. Ich hab immer alte Männer belächelt, die plötzlich anfangen, rührselige Gedichte zu schreiben. Und jetzt bin ich selber so weit. (Mach watt!)

 

Ich seh die Dampferlichter fahren; Saale abwärts.

Sie folgen stur dem immergleichen Flussverlauf.

Ich hab kein Fernweh, bin nicht neidisch, manchmal melancholisch drauf

Und führe lieber einmal wieder Saale auf-!

 

An „Grandma’s hand“ mit Ei und Gurkenscheiben

Zum Zoo in Kösen, zum Käfig mit dem Bär

Ja, da bin ich früher wirklich oft gewesen

Und ich weiß, der Käfig ist nun leer.

 

Ref.: Denn es ist so, so weit weg

Und die Haare werden grau

Es ist so, so weit weg

Und die Zeit wird bald schon rau

Wirklich rau.

 

Burschenschaftler restaurier’n die Burgruine

Und der Dampfer legt noch immer unten an.

Hier saß Grandma meist sodann an der Melange-Terrine dran

Und ich war der Burgherr

Dann und wann.

 

Ref.: Doch es ist so, so weit weg …

 

Einst kam ich wiedermal hierher als junger Vater

Mit meiner Tochter, die war kaum 3 Jahre alt.

Der alte Tourie stand erstarrt, ganz ergriffen und vernarrt

Als ihr Lied dann übern Burghof schallt:

 

(hier Kinderstimmchen denken)

 

An der Saane hennem Strande

Stehen Buhgen dolz und kühn

Zwar die Dächern sindefallen

Doch der Wind steift durch die Hallen

Wolken ziehen düber hiiien.

 

Zwa die Hitter sindeschwunden

Nimmer kingen Schwert und Schild

Doch dem Wandersmann erscheinen

Auf den hahtbemoosten Steinen

Noch Gestalten zart und müd.

 

19 Gedanken zu “A sentimental journey

  1. Mein absolutes Lieblingslied: An der Saale hellem Strande! Werde dieses Jahr unbedingt hinfahren!
    Ach weißt Du, das ist wieder so ein Text von Dir, der bringt Licht in diesen grauen Regentag, das mag ich alles so gern lesen! Es tät mich sehr interessieren, welches Lieblingslied Du grade im Moment hast, bitte verrat es doch! Slade war schon grandios, da krieg ich Augenglänzen beim Hören!

    Gefällt 2 Personen

  2. Tja … „Ich hab immer alte Männer belächelt, die plötzlich anfangen, rührselige Gedichte zu schreiben. Und jetzt bin ich selber so weit“ … melancholische Zustimmung meinereits, wenngleich die von Dir genannten Heroen schon damals nicht meine waren.

    Die waren mir zu „hip“, ich bevorzugte damals eher harte dieKante … so, dass einem die Lautsprecher um die Ohren flogen …

    Andalusische Grüße (heute ist einRuhetag angesagt …)

    Riffmaster

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    • Ja, Humble Pie… so ein Generations-Clash irgendwie … die, die 2oder 3 Jahre älter waren – mochten die; meine Altersgruppe eher nicht. Wir bekamen denselben Lärm von Kiss mit den besseren Postern 😉
      Deshalb hängen meine Erinnerungen heute eher an Kiss-Songs. Obwohl Mariott selber schon ein wichter Rock-Hero ist/war. In meinem Fall aber eben eher wegen Itchiquoo Park.
      (Mysterious by the way – bist du nicht in Spanien? Wieso steigen dann in meiner Statistik die Klicks aus USofA Und Spananien kommt gar nicht vor?)

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    • Also, ich träum immer noch von einer Rocknacht irgendwo in der Mitte von Deutschland, am liebsten natürlich irgendwo um München, da hätt ich nicht so weit, aber egal, und Ihr legt auf, natürlich auch der wunderbare Herr Ärmel, aber ob der jemals wieder auftaucht? Könntma nicht sowas machen, das Leben ist so kurz und die Käthe K. spricht auch von Blogfest etc. aber ob der Hinterhof da reicht! Kommts, Burschen, legt´s auf! Noch leben wir! Grüß Euch!

      Gefällt 1 Person

  3. In der Tt … ich weile in Andalusien,habe heute wegen regneri „All Day And All Of Theschen Eintrübungen einen Ruhetage mit viel Lesen eingelegt (lese gerade ein Monterwerk mit dem sperrigen Titel „Die Erfindung der Roten Armee Fraktion durch einen manisch-depressiven Teenager im Sommer 1969“), Gott, die Geschichte, mein holdes Eheweib und die noch zu begleichende Hotelrechnung sind mein Zeuge !

    Keine Ahnung, warum dann soviel USA bei den klicks dabei sind; vielleicht werden meine Datenströme via NSA weitergeleitet … woh knows ?

    @ Graugans: Bei so einer Party bin ich dabei, allein mir fehlt der Glaube, dass sich dann all die Terminkalender kompatibel machen lassen …

    Und hier, Teil 2 der Mini-Serie „Das nenn ich hart“:

    The Kinks „All Day And All Of The Night“ (best live version ever !):

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    • Grandios. Absolut!!!! Die Hoffnung auf eine Rocknacht geb ich nicht auf, unverbesserlich wie ich bin, Terminkalender sind wurscht, die Lust wird alle Widerstände besiegen!!!!

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  4. Pingback: doin‘ records days and nights… | toka-ihto-tales

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