Nich‘ mit Siebnunfuffzich, Baby!

The PRINCE is gone.

Plauen ; Marktplatz, Sommer 1986, Samstag vormittag :

 „Hast’n du so?“

„Zappa, Burdon, Prince.“

„Prince? Etwa die Purple Rain?“

„Joa ? Du hörst wohl sowas ?“

„Du nich?“

„Nee, der tritt in Schlüpporn off. Den hat sich meine Oma drühm andrehn lassen, weil se mir was mitbring wollte. Dabei hättse ma off meine Liste gucken solln, da hätch jetz Maiden oder Kreator.“

„Zeig ma die Prince.“

„Kannste gerne ham, den Mist. Für 120.“

„100 geht och.“

„Sachmor 110e,weil se neu is’, okay?“

„Jo, passt.“

83 verreckte die NDW und die Rundfunklandschaft wurde öde. Adieu Humor, Provokation, acustically Rauschdrugs! Die Bohlen-Invasion rollte an, geschniegelte Bubis mit Wuschelhaar, weißen Socken und schiefen Hütchen beherrschten die Szene.

„Thriller“ wurde zur Sensation aufgeblasen und gefühlte Milliarden der Erdbevölkerung fielen darauf rein.

Nur zweie nicht: Prince und ich.

Ich konnte dieses kleine komplexbeladene Negerlein mit all seinem Gegiekse und Gegakse einfach nicht ernst nehmen: „O…Billy Jean…ah…oh…h…uh…beat it …“ da rettet auch ein van Halen Solo nix.

Prince schien das genauso gegangen zu sein. Er lehnte die Mitwirkung auf Jacksons „Bad“ Album ab. Sein Ruf wäre schlagartig dahin gewesen. Kinderzimmerkasper, Jackson für Arme … aus wär’s gewesen mit einer Karriere als Hendrix(Danceversion) oder Black-Bowie!

Dabei war’s in meinem Fall nicht mal Liebe auf den ersten Hör.

„When Doves cry“ lief im Radio und zündete vorerst nicht.

„Purple rain“, na ja, okay. Lennons „Mother” in a better way.

Aber dann gerieten mir “Lets go crazy” und “the beautiful ones” auf’s Band.

Wo hört hier die menschliche Stimme auf und fängt die Gitarre an? G.E.I.L.!

Er begann interessant zu werden.

„Sign o times“ erschien. Ein „electric ladyland“ für die 80er! 3 Songtexte wurden im „Neuen Leben“ abgedruckt. Darunter der namensgebende Track. Ein neues „in the Ghetto“! Gier entstand. Wann läuft mir von dem mal ne Platte über den Weg!

Dann endlich Plauen! (siehe oben)

Dann die „around the world…“ im Radio. Neeee, zu Disco – nicht meine Welt, bis auf “Paisley Park” vielleicht.

Dann „Kiss“ und „Raspberry beret“  im Radio-  wieder besser.

(Gerne auch in dieser Version!)

Dann Miles Davis Amiga-Lizenz-LP „Tutu“ mit dem Schlusstrack: Full Nelson.

Hören und begeistert sein: Das klingt doch wie Prince!

Schließlich noch die „lovesexy“ komplett als Radioaufnahme. Die Orgie für die Ohren!

Und tatsächlich. Wenig später lüftet eine „Trend“-Sendung auf Jugendradio DT 64 das Geheimnis, dass Prince mit Familiennamen Nelson heißt und Miles Davis bewundert. Deshalb habe er ihm für das „Tutu“-Album eine Komposition geschenkt. Daraufhin habe sich Davis  mit den Trompeteneinsätzen auf dem „Lovesexy“-Album revanchiert.

Wow! Prince on Jazz! And funky Davis!

89;  the big Schabowski-Fail und „Partymä-häin“! Batman-Soundtrack!

Das sagenumwobene Black Album fand ich beschissen. Auch das nachwendliche Hineinhören in die Frühwerke vor „Purple rain“ überzeugte mich nicht zum Kauf.

Deshalb kehrte die Skepsis zurück. „Graffiti Bridge“ schien nichts neues zu bringen.

Erst mit „diamonds and pearls“ hatte er mich wieder. Vor allem wegen „Money don’t matter tonight“ und dem (für früh90er Verhältnisse) mordsgeilen „Cream“-Video.

Meine 3 Favoriten „Purple rain“, „Sign o times“ und „Lovesexy“ rotierten auf dem Plattenteller.

Princeyears. Überdosis.

Danach brach’s weg.

Zuviel Rap, „Agate Bauer“- Dance-Mist und sonstige Epigonen im Rundfunk.

„My name is Prince! And I’m funky! My Name is Prince! The one and only!“

Eigentlich grandioser Gegenschlag gegen all die Eastcoast-Prä-Bushidos an der brennenden Mülltonne. Aber dieses alberne Video – und er mit dieser Glitzergardine an der Tuntenkappe… Nä!

Ende der 90er gewöhnte ich mir beide ab. Prince und das Radio. TAFKAP-Zeiten.

2010 dann sollte es Konzerte in Europa geben. Da kam die alte Verbundenheit wieder hoch. Der „Rolling Stone“ bekommt gratis das „20TEN“ Album als Beilage. Kaufen. Hören. Enttäuscht sein – war eins. Nö. Das lässte mal lieber.

Bludgeons  Autokauf 2013: Supersound innen drin! A real rollin Rockpalast on wheels! In immer kürzeren Abständen wechseln die Soundtracks der Touren. Je mehr Stereoeffekte, desto besser! So wandern schließlich auch wieder Prince-Tracks auf die Liste…

 

… dann der Schock vom Donnerstagabend. Prince has left the planet! At the age of 57.

 

Irgendwo glaube ich noch immer, wenigstens ein bisschen: Morgen erscheint ein neues Album und nächste Woche dann die erlösende Pressekonferenz: Prince is dead – Nelson is alive! Er hat nur mal wieder die Karrierestufe gewechselt. -!?!- Aber nein. Die Einschläge kommen näher. Viel zu nahe schon.

Ach watt! Don’t fear the reaper!

Also nicht vergessen:

Bassguitar is layin’ there. Waiting for a fu(n)k!

Und

 Thank you for a funky time!

I call you up, when ever I want to gri-i-i-nd!

4 Gedanken zu “Nich‘ mit Siebnunfuffzich, Baby!

  1. Siebnunfuffzich ist als Einschlag jedenfalls viel zu nahe, da spürt man ja schon die Druckwelle. Die 80er sind musikalisch damals so vorbeigerauscht an mir, vom kleinen Prinzen kannte ich allenfalls ein paar Hits, einige fand ich toll, einige eher nichtssagend, auf keinen Fall jemand mit dem ich mich näher befassen wollte. War wohl ein Fehler, denn zum 50sten Prinzengeburtstag hat ein damaliger Radiokollege ein mehrteiliges Special gesendet, dass mich komplett aus den Latschen gehauen hat. So isses halt, wenn man nur das kennt was ab und zu im Radio läuft.

    Legendär war jedenfalls sein 88er Konzert im Millerntorstadion, beim mittäglichen Soundcheck hat der Bass in unserer Kantine die Tassen auf den Tischen vibrieren lassen, das Konzert am Abend hat dann halb Hamburg hören können, selbst in Lokstedt soll man die Titel noch erkannt haben.
    Danach gab es auch sehr lange keine Konzerte mehr am Millerntor…

    RIP Prince

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  2. Pingback: 15 Alben – die ersten 5 | toka-ihto-tales

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