Querdenker

Vorangestellte nachträgliche Ergänzung 2020: Der folgende Text stammt von 2015; er hat nichts – GAR NICHTS – mit den AntiCoronaSpinnern zu tun!

Sie legen dir die Schlinge um den Hals. Keine Panik! Sie wird von feinster Seide sein. Und der Henker ist nicht brutal. Er wird mitfühlen. Sagt er jedenfalls. Er wird’s nicht gern tun. Sagt er jedenfalls. Vielleicht ist er eine Frau? Eine Quotenfrau vielleicht sogar! Sagt sie jedenfalls. Sie wollte den Job nicht, aber Männer waren keine da. Sagt sie. Zu weich. Sagt sie. Nicht mehr vermittelbar, weiß du? Die Jungs-Katastrophe eben. Sagt sie jedenfalls. Das wächst nun nach oben und guckt nur noch Fußball und Tatort, sagt sie noch. Sie wird dir nicht wehtun. Sie ist chic. Wenn sich die Falltür öffnet, geht es fix. Meistens. Wenn nicht, wirst du schöne Trugbilder haben. Bis zuletzt. Dann ist es vorbei. Schwärze. Auf Ewig.

Was das soll? Lies es als Allegorie auf TTIP, die neueste Errungenschaft der Wirtschaftsmarionetten im Kasperletheater von Brüssel, Berlin und anderswo. Transatlantinische Trade Impertinents Propagandistica – oder so ähnlich.002 Freihandel! Wie schön das klingt. So frei, so luftig! Alles wird gut! So scheint es! Fragt sich nur für wen? Aber Vorsicht: Es ist die Schlinge, die du nicht siehst!

Beseitigung von Handelsbarrieren! Jaaaa! Mehr Handel – mehr Umsatz – mehr Arbeitsplätze – jaaaaa! Soweit die Milchmädchenrechnung der Leitmedien, die man nicht Lügenpresse schimpfen soll, denn sie lügen ja nicht. Sie schreiben aus der Sicht ihrer Reklameschaltenden Auftraggeber. Und aus deren Sicht ist das die Wahrheit! Alles wird gut! Die Konten werden platzen!

Und mir der Kragen!

Denn dieses Wunder wird nicht hier ausbrechen. Oder besser gesagt: Was hier ausbricht, wird ein ganz anderes Wunder sein! Der Manchesterkapitalismus des 19. Jahrhunderts wird Wiederauferstehung feiern, allerdings mit playstation und tablet, soviel Zugeständnis muss sein!

Wie ich darauf komme?

So hier: Wenn zum Beispiel der US- und EU-Automobilmarkt vereinheitlicht sind, dann braucht man nicht mehr zweierlei Autobeleuchtungskonzepte, Stoßstangenbreite, Armaturenauflagen usw. Dann braucht man auch nicht mehr zweierlei Tüftler-Teams, die das anpassen und auch nicht mehr zweierlei Zulieferer und schon gar keine zweierlei Taktstraßen in Großwerken! Eins reicht und das ist dann voll ausgelastet, wenn es 3 Schichten schiebt.

Und 3 Schichten schieben wird es dort, wo die Arbeit billig ist. Das wird eine Neueinstellungsorgie, sag ich dir! Dort, wo keine Gewerkschaft stört. Wo man im Krankheitsfall Urlaubstage nimmt, von denen es offiziell sowieso nur noch maximal 12 geben wird! Der Wettbewerb! Haaach, ja“! Leider! Der Wettbewerb!

Wer sich hinsetzt wird entlassen! Faules Schwein, das!

Von amazon lernen, heißt siegen lernen! Wo wird also die Produktionsstätte stehen? In Wolfsburg oder Tanglewood/Texas? Tja, wer sich ziert – verliert! Die Kündigungswelle an Hochlohnstandorten wird mit „Anpassungsschwierigkeiten“ erklärt werden. Verzicht auf Sozialstandarts bringt dann das neue Wirtschaftswunder auf Kambodscha-Niveau. Bei Maischberger neulich hamse uns schon eingestimmt aufs Würmerfressen!

Bismarck hat sich überlebt, der soziale Bremser, der! Der war ja ein Kommunist im Gutsherrnmantel! Hat sich ins Hemd gemacht! Vor Sozialdemokraten!

Ach und diese spinnerten Umweltauflagen erst! Solche Wachstumsbremsen sind dann Geschichte. Den Treibhauseffekt gibt es nicht! Warte mal ab, da wird es noch Studien geben zu, sag ich dir! Das kommt dir nur so vor! Schieb mal dein Klimakterium nicht auf die Großwetterlage! Ökopolemik, also bitte! Damit muss Schluss sein!

Denk an die vielen schönen Produkte! Sie werden so schön sein! Sie werden so locken! Aber du wirst sie dir nicht leisten können. Du bist alt. Deine Pension oder Rente haben sie dir klein gerechnet. Das musst du verstehen! Du alt gewordener Babyboomer, du! Deine Generation ist es, die so am Kindermachen gespart hat, so sehr, dass nun die Pfleger fehlen!

Wo soll man all die Thai-Frauen hernehmen, die dich pflegen sollen? Und die muss man erst mal anwerben, einfliegen, schulen und integrieren und das kostet! Deutsches Pflegepersonal ist rar gesät! Und die wollen echt Mindestlohn! Unverschämtheit!

Deutschland braucht Zuwanderung! Willige, dumme Neueinsteiger! Die tun’s für weniger, wenn sie nur bleiben dürfen! Und wir tun ein gutes Werk! Denn ihre Herkunftsländer, die konkurrieren wir final an die Wand! Unsere optimierten Produkte aller Art werden konkurrenzlos sein! Da entsteht dort nichts mehr! Kleiderspenden, Nahrungsmittelspenden, Waffenspenden. Möglich ist das alles seit ultimo, aber TTIP macht’s möglicher!

https://www.google.de/search?q=TTIP+stoppen&source=lnms&tbm=isch&sa=X&ei=z9M_Vfr4B8GsswGdhYCoDw&ved=0CAgQ_AUoAg&biw=960&bih=668

Ob die Knarren dann made in USA oder Germany sein werden, kann nicht mehr festgestellt werden, wer hält schon noch die Anteilseigner auseinander! Alles längst fusioniert! Globalplayers, you know?

Stößchen! Cin-Cin! Auf die schöne neue Marktwirtschaft!

Bludgeon

„…und unten in der Kanalisation, da üben schon wieder die Ratten Karate!“ (Gundermann)

14 Gedanken zu “Querdenker

  1. Bitte, darf ich in Ermangelung eigenen Kübelpotenzials diesen Text bei Bittemito weiterverteilen? Ich würde außerdem den aktuellen Campactaufruf integrieren.
    Danke für diese Autrüttelworte, Ihre Frau Knobloch, schoneintragsbastelnd…

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  2. Pingback: Querdenker? Ja, bitte! | bittemito

  3. Aber, aber.
    Das sind harte Worte. Sollen wir etwa auf den Konsum verzichten? Auf sofortige und unaufschiebbare Bedürfnisbefriedigung, die niemals endet? Wem willst du denn hier den Spass verderben?

    Gut, weniger Urlaub, das tut schon etwas weh, aber da man zum Einkaufen dank dem Internet viel Zeit spart und über’s Wochenende für 29 € nach London fliegen kann, dann tun es auch ein paar Tage weniger. Und seh’s doch mal so, was haben wir von diesem vielen Urlaub: Nur Ärger, verstopfte Autobahnen, volle Strände mit miesen Hotels, die Alpen und die Toskana werden verbaut usw. Das hat sich dann erst mal erledigt, die kleine privilegierte Elite, die kriegt man sauber in St. Moritz unter.

    Die Leute arbeiten dann eben wieder mehr und härter. Aber, sie können sich bei der Arbeit viel besser selbst verwirklichen. Sie haben ja schon begriffen, dass man sich selbst als Produkt mit Marktwert betrachten muss. Da muss man das Rad weiter drehen, das ist doch bloss konsequent. Und das geht auch noch mit 70, also bitte. Brot und Spiele, das sage ich dir, das funktioniert doch noch immer.

    Und was ist so schlimm an „mehr“? Das ist doch eine grundlegende Maxime geworden. Würdest du dir einen kleineren Fernseher kaufen, einen langsameren Rechner oder ein dümmeres Smartphone? Nur 20 Biersorten zur Auswahl? Willst den Leuten etwa erklären, dass weniger mehr ist?

    Sollen die jetzt in sich gehen? Nachdenken über ihr Leben? Über so einen Kram wie die eigene Vergänglichkeit, nur als Beispiel. Man meinst du, was hier los wäre, wenn sich jeder die Frage stellen würde, warum er ein besseres Auto haben muss als der Nachbar?

    Und die Alten. Was hast du für ein Problem? Die Lebenserwartung steigt und steigt, zumindest hier. Das kann doch nicht an der schlechten Pflege liegen, an den Seniorenresidenzen? Wir haben eine erstklassige pharmakologische Versorgung, mein Gutester, das volle Programm.

    Und die Umwelt, was sind denn das für Töne? Wenn es hier etwas wärmer wird, dann sei doch froh, das spart Heizkosten. Wohnst du denn auf einer Insel, die nur 10 Meter hoch ist und bald weg sein wird? Oder am Südpol, wo der eine oder andere Gletscher verschwindet. Das nenne ich Jammern auf hohem Niveau.

    Also, nun halt mal den Ball flach. Es geht voran, egal wohin.

    Ich hab vor Jahren mal ein Buch gelesen von Erich Fromm – „Haben oder Sein“, das hat mich tief geprägt, bis heute und ich finde heute noch, der Mann hat recht gehabt.

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    • In Ergänzung zu Herrn Crownbender möchte ich noch die Reiseplanung ins Bewußtsein bringen. Urlaub am Mittelmeer, ihhgitt, das Elend kann man sich ja nicht ansehen! Buchen wir halt ’ne Kreuzschifffahrt, die Riesenpötte sind hoch genug, da werden Dramen unscheinbar. Und wie weltmännisch kann man von den vielen Ländern berichten, die man in den zwo Wochen bereiste!

      Gut, daß wir alle teilhaben an dem Wohlstandsgetue, das will ich nicht bestreiten und dennoch muß man es bekübeln, wenn einem die Galle überquillt. Der menschliche Egoismus, ihm sollte die Empathie die Waage halten und das soziale Gewissen.
      Herzliche Grüße, Ihre Frau Knobloch.

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  4. Könnte sein, dass mancher Leser in deinem Beitrag die Ironie nicht erkennt und das Ganze für bare Münze nimmt. Erich Fromm! Wie der schon heißt! War bestimmt Pastor. „Haben oder Sein“ – Siehste! Ist doch wurscht. Eins von beiden is‘ immer!
    Spaß bei Seite: Die Krux ist – der menschliche Egoismus, gegen den kein Kraut gewachsen ist. Der ließ schon den Sozialismus scheitern, der eigentlich gut gemeint war, heute aber nur noch einseitig durch die Unternehmerbrille beurteilt wird. (Mein Gott, nu kling ich schon wie ein Ostalgiker!) Neehe, ich weiß, dass der Soz. in der falschen Ecke der Welt begonnen wurde und die übrig gebliebenen Klassenfeinde die besseren Möglichkeiten hatten. Das Ding ist durch bis zur Weltrevolution, die vermutlich nie kommt.
    TTIP kann eventuell noch gestoppt werden – für den Moment. Nicht für immer. Wir sägen auf allen Ebenen an den Ästen, auf denen wir sitzen.
    Der Disneyfilm „Walley“ und die „Spiele von Panem“ nehmen vorweg, wohin das führt. In ihnen kommt die böse Wahrheit zum Vorschein, wohin die Reise geht.
    Wir lamentieren das Internet voll, aber bleiben vor dem PC hocken.
    Wir müssten auf die Straße, wie zu Zeiten des Krefelder Appells.
    Illusion. Ich weiß.

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    • Ich war mir beim Scheiben völlig sicher, dass du die Ironie bemerken wirst, die manchmal hart an der Grenze schrammt, sonst hätte ich’s gelassen 🙂
      Das ist mein Nothelfer, der Humor, oder wie man es sonst nennen mag, den Rufe ich immer wieder an, wenn ich an solche Themen komme.
      Der Erich Fromm war Sozialist, Humanist und Psychoanalytiker seines Zeichens. „Haben oder Sein“ war ein Büchlein, das hat bei mir als Zwanzigjährigem einen ganz tiefen Eindruck hinterlassen.
      Wenn man es heute noch einmal liest, ein paar Jahre später, da kommen einem die Gedanken genauso brandaktuell vor wie noch im letzten Jahrhundert.

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  5. Ich WEISS, dass mich meine Enkel, so wir bis dahin die Erde nicht schon unbelebbar gekriegt haben, eines Tages fragen werden, warum wir nichts dagegen unternommen haben. Ich schäme mich schon heute. Gleichzeitig fühle ich mich völlig hilflos. Und rette mich ins Private, in den Versuch, wenigstens mich selbst zu ändern Richtung Menschlichkeit. Mir ist bewusst, dass ein paar Aufrechte noch nie den Gang der Dinge aufgehalten haben, nicht einmal die leuchtensten unter ihnen, wie z.B. Geschwister Scholl, oder G. Elser. Aber was tun? Und wo anfangen, wenn nicht bei sich selbst?
    Ich habe das Gefühl, dass der Aggressionspegel auf der ganzen Welt, aber auch in mir selbst, steigt und steigt. Es wird der Tag kommen, an dem wir der Entmenschlichung nichts anderes mehr entgegensetzen können, als unsere bedingungslose Bereitschaft zur Menschlichkeit. Wenn wir sie denn entwickelt haben.
    Aber heute schon mal: Herzlichen Dank für Ihr Aufrütteln!

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  7. Alles gesagt, im Beitrag und in den Kommentaren.
    Meine volle Zustimmung.
    Der einzige Trost vielleicht ist die empfundene Solidarität.
    Ob daraus Mitmenschlichkeit wird, werden wir sehen, wenns drauf ankommt.
    Ob sich die, die sich ihrer Schwäche als Einzelwesen zwar bewusst sind, dennoch an sich selbst arbeiten und dann im Notfall noch an ihre jetzigen Worte erinnern werden und sich gegenseitig helfen…

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